Am Mittwoch nach Pfingsten verstarb Gisela Kellermann aus Mellrichstadt im Alter von 79 Jahren nach schwerer Krankheit. Sie hat sich im ganzen Landkreis einen guten Namen gemacht durch ihre ehrenamtlichen Aktivitäten in mehreren Ortsvereinen, vor allem aber als Sportfunktionärin und Sportlehrerin, jeweils zwei Jahrzehnte lang. Ihre Leidenschaft war der Sport, die Jugendarbeit und der Sportunterricht.
Ihr bewegtes Leben begann im Sudetenland, wo sie am 8. Oktober 1941 während des Zweiten Weltkriegs geboren wurde und die ersten fünf Jahre ihrer entbehrungsreichen Kindheit verlebte. 1946 wurde ihre Familie vertrieben und fand in Memmingen eine neue Heimat. Dort besuchte Gisela die Volksschule, absolvierte danach die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und stieg in einem Kaufhaus bald zur Abteilungsleiterin auf. In Memmingen lernte sie Ernst Kellermann aus Mellrichstadt kennen, der dort im Fliegerhorst als Zeitsoldat stationiert war. 1965 schlossen die beiden den Bund fürs Leben und zwei Jahre später kam Sohn Steffen zur Welt.
Heimat in Mellrichstadt gefunden
Seit Sommer 1973 ist Mellrichstadt ihre Heimat, seit die junge Familie am Hainberg ihr Eigenheim mit Garten bezog. Hier hat die Schwäbin dank ihrer offenen und stets freundlichen Art sehr schnell Wurzeln geschlagen. Über die Vereinszugehörigkeiten im TSV, im Schützen-, Sänger- und Obst- und Gartenbauverein sowie im Rhönklub fand sie sehr schnell Anschluss und gute Freundschaften. Da sie schon immer sehr sportlich war, engagierte sie sich bald in der Jugendarbeit des TSV Mellrichstadt und gründete eine Mädchen-Jazztanz-Gruppe. Beim Schützenverein war sie als Sportschützin aktiv.
1978 absolvierte sie die Ausbildung zur Jugend-Übungsleiterin nach den DOSB-Richtlinien (Deutscher Olympischer Sportbund). Mit dieser Übungsleiter-C-Lizenz, ihrer Sportpraxiserfahrung und eine weitere Qualifizierung fand sie 1981 eine Anstellung als Sportlehrerin für Mädchenklassen an der Realschule Mellrichstadt. Diesen neuen Beruf übte sie zwei Jahrzehnte lang erfolgreich aus. Mit ihrem pädagogischen Geschick und ihrer Begeisterungsfähigkeit war sie bei den Schülerinnen sehr beliebt und wurde später oft zu Klassentreffen eingeladen.
Mit der BLSV-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet
Als Chorsängerin im Sängerverein seit 1974 entwickelte sich eine Freundschaft mit Marianne Fritz, die neben dem Gesang auch den Sport liebte, und die sich bereits bei der Sportjugend engagiert hatte. Als damalige Kreisjugendleiterin in der Jugendabteilung des BLSV Rhön-Grabfeld (Bayerischer Landessportverband) warb sie Gisela Kellermann an, ihre stellvertretende Kreisjugendleiterin zu werden, und sie wurde beim Kreisjugendtag 1977 von der Delegiertenversammlung in dieses Amt gewählt. Diese ehrenamtliche Tätigkeit machte sie so gut und machte ihr so viel Spaß, dass sie diese Funktion insgesamt 14 Jahre lang ausübte. Dabei organisierte sie auch Sportfeste, Schwimmwettbewerbe, Jugendfreizeiten, Busfahrten und half mit bei Turnieren.
1991 wechselte Gisela Kellermann in die Kreisvorstandschaft des BLSV Rhön-Grabfeld und übernahm dort die Funktion der Referentin für das Lehrwesen. Sie bereitete zusammen mit dem BLSV-Bezirk Unterfranken jährlich mehrere Fortbildungslehrgänge vor sowie im Zweijahresrhythmus Übungsleiter-Ausbildungen. Daneben organisierte und leitete sie jährlich die mehrtägigen BLSV-Info-Fahrten (meist in Nachbarländer) und die BLSV-Familien-Skifreizeiten in die Schweiz in den Osterferien. Ihre Fröhlichkeit, Geselligkeit und Begeisterungsfähigkeit war ansteckend und sorgte immer wieder für Hochstimmung bei den Teilnehmenden. 1999 wurde sie mit der BLSV-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Sie stellte sich dann nicht mehr zur Wiederwahl, blieb aber dem BLSV verbunden und organisierte weiterhin zusammen mit Astrid Limpert die jährlichen Tagesausflüge zu sehenswerten deutschen Adventsmärkten bis zum Jahr 2018.
Für den TSV Mellrichstadt war sie 36 Jahre lang Übungsleiterin, erst für Jazztanz, danach für Aerobic und Damengymnastik bis zum Jahr 2010. Sport betrieb sie dann nur noch für sich und ging regelmäßig zum Schwimmen. Ihr Engagement verlegte sich nun auf ihre Aufgabe als Ersatz-Omi für Nachbarkinder und Begleiterin für einzelne Senioren im Altenheim. 2019 wurde sie dann ausgebremst durch eine heimtückische Krankheit. Therapieerfolge stellten sich nur zeitweilig ein, am Ende waren die Ärzte machtlos. Trotz dieser schweren Leidenszeit hat Gisela Kellermann ihre gute Laune immer behalten und sogar in ihren letzten Lebenstagen noch mit dem Krankenpflegepersonal gescherzt.