Eine Wagenburg aus Zirkuswägen und in deren Mitte die bunte Kuppel des großen Zirkuszeltes gehörten in diesen Tagen zum Bild auf der Mellrichstädter Streuwiese. Der traditionsreiche Zirkus Henry war zu Gast.
Seit mehr als 200 Jahren begeistert der 1812 in Breslau gegründete Zirkus Henry sein Publikum. Die Artistenfamilie Frank zählt zweifellos zu den ältesten Zirkusfamilien Europas und führt den klassischen Zirkus von Generation zu Generation. Das älteste, noch erhaltene Dokument aus der langen Geschichte des Cirkus Henry ist ein Wandergewerbeschein aus dem Jahr 1887 und eine besondere Kostbarkeit im Archiv des heutigen Direktors Georg Frank.
Traditionspflege und Zusammenhalt in der Familie zählen für den Zirkus Henry
Sein Vater Henry Frank bemerkte, dass er selbst im Schein einer Karbidlampe im Zirkuswagen seiner Eltern das Licht der Welt erblickte. Auf die Frage, ob er sein Leben noch einmal so leben möchte, schließlich sei das Leben als „Fahrender Künstler kein Zuckerschlecken“, bemerkte der 73-jährige Senior-Zirkuschef mit einem freudestrahlendem Lächeln im Gesicht: „Ich würde alles genauso wieder machen“.
„Ich bin stolz auf meinen Zirkus und auf meine große Familie“, fügte er zufrieden an. Ein festes Zuhause habe sein Zirkus nicht, er ist das ganze Jahr, bis auf ein paar Tage wenn es einmal viel Schnee geben sollte, „On Tour“. Was zählt, ist die Traditionspflege, das enge Band in der Familie und die Liebe zu den Tieren. Der Nachwuchs steht jeweils schon in den Startlöchern.
Drei Generationen der Zirkusfamilie zeigen ihr Können
Die Menschen standen bei der Premiere in Mellrichstadt Schlange. Das besondere Zirkusflair hat schon etwas Magisches. Drei Zirkusgenerationen zeigten ein Programm mit wagemutigen Akrobaten, einem spitzbübischen Clown und einfühlsamem Tierlehrer und Tieren. Henry Frank, der moderierend durch die Show führte, blickte glücklich in die Runde, denn es hieß „ausverkauftes Haus“.
Der Duft von Zuckerwatte und frischem Popcorn lag in der Luft, der Schein von bunten Leuchtkreiseln in Kinderhänden mischte sich unter das Farbenspiel der Manege und die „Zweimann-Zirkusband“ machte sich für die Show zurecht. Clown Pepino stürmte die Manege, spielte auf seiner Trompete „Oh mein Papa“ und die feine „Live-Unterhaltung“ mit jeder Menge „Oh“ und „Wow“ startete.
Schlangenmädchen Alica bringt Publikum zum Staunen
Mächtige „Wüstenschiffe“ aus der sibirischen Steppe trotteten durch die Manege und zeigten so manch Kunststück, wilde Pferde brachten bei ihrer Show viel Schwung mit und eine wirbelnde Schar kleiner Ponys eroberte im Nu nicht nur Kinderherzen. Actionreich ging es bei den „Tanzenden Tellern“ zu, Keulen und Ringe wirbelten durch die Luft und die neunjährige Tanja als jüngste Artistin zeigte als Hulahoop-Künstlerin schon Klasse.
Donnernden Applaus gab es für Nadine und Alica, die bei ihren spektakulären Darbietungen hoch oben unter dem Zirkuszelt den Atem der Gäste zum Stocken brachten und die 14-jährige Alica versetzte das begeisterte Publikum als „Schlangenmädchen“ ins Staunen. Eine „Wild-West“-Show mit Messer werfen und Lasso-Wurf durfte nicht fehlen.
Erinnerungsfotos mit den Tieren
„Lucky Luke“ mit seinem Pferd „Jolly Jumper“ setzten dabei ein Ausrufezeichen der vertrauensvollen Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Sohn Robin bekam das Fohlen, als es zehn Wochen alt war. Er zog es mit der Flasche groß und seitdem sind die beiden ein Herz und eine Seele. „Jolly Jumper“ erlernte Unglaubliches, was man sonst nur aus Kino-Streifen kennt.
Die Show war actionreich, atemberaubend und mit Clown Pepino überaus humorvoll. Neben einem Besuch der Tierschau konnten Erinnerungsfotos auf den Kamelen oder Ponys gemacht werden und der Andrang war groß. Wer den Zirkus Henry in Mellrichstadt nicht besuchen konnte, bekommt ab dem 24. Oktober eine weitere Chance, denn dann gastiert das Traditionsunternehmen bis zum 3. November in der Gemeinde Salz.