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Bad Neustadt
Melden Unterfranken vom Sofa aus das Auto um?
Seit Oktober kann man Fahrzeuge online anmelden, umschreiben lassen oder die Neuzulassung beantragen. Wird das genutzt? Besuch in der Zulassungsstelle in Bad Neustadt.
Auf digitalem Weg zum neuen Kennzeichen: Analoge und digitale Welt wachsen auch im Landratsamt in Bad Neustadt immer enger  zusammen.
Foto: Björn Hein | Auf digitalem Weg zum neuen Kennzeichen: Analoge und digitale Welt wachsen auch im Landratsamt in Bad Neustadt immer enger zusammen.
Björn Hein
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:01 Uhr

Ein Auto ab- oder umzumelden war immer eine zeitaufwändige und manchmal umständliche Sache. Man musste zuerst mal ins Landratsamt oder ins Rathaus, zur nächsten Zulassungsstelle. In der Rhön hieß das zum Beispiel: nach Bad Neustadt fahren oder zu einer Außenstelle nach Mellrichstadt oder Bad Königshofen. Und Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Hatte man dann irgendwelche Unterlagen vergessen, konnte es sein, dass man den weiten Weg ein zweites Mal auf sich nehmen musste.

In Zeiten der Digitalisierung sucht man nach Möglichkeiten, die Zeit und Nerven sparen sollen - auch in den Kfz-Zulassungsstellen. Das Projekt, das das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dazu ins Lieben rief, hört auf den trendigen Namen "i-Kfz". Die Fahrzeugzulassung wird digital - stufenweise. Stufe 1 der Digitalisierung der KFZ-Dienstleistungen startete bereits 2015. Seitdem können internetbasiert Anträge zur Abmeldung gestellt werden. Stufe 2 folgte im Oktober 2017 und ermöglicht die Online-Wiederzulassung. Die zum 1. Oktober diesen Jahres eingeführte Stufe 3 umfasst nun auch Neuzulassungen, Umschreibungen auf einen anderen Halter und Änderung der Halterdaten.  

„Das E-Government hat in der Zulassungsbehörde den nächsten wichtigen Schritt gemacht“, sagt  Simon Schlauß, der Leiter des Amtes für Digitalisierung am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Auf der Homepage des Landratsamtes findet sich ein Link, der auf die i-Kfz-Onlinedienste verweist. Das Ziel von "i-Kfz" sei klar, sagt Schlauß: die Fahrzeugzulassung einfacher, bequemer und effizienter zu machen und alle Beteiligte zu entlasten. Auch, wenn das System noch recht frisch ist, es funktioniere sehr gut, sagt Antje Hein. Die Sachbearbeiterin in der Straßenverkehrsbehörde ist in der  Zulassungsstelle tätig und sagt nach den Schulungen auf das neue System: "Hat alles reibungslos geklappt.“

Immer mehr Verwaltung digital

Damit für den Kunden alles einfacher wird, sei die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Behörden und Sachgebieten des Landratsamtes unabdingbar, so Simon Schlauß und betont den technischen Aspekt: "Wir haben hier im Landratsamt eine gute Serverinfrastruktur. Außerdem ist das Rechenzentrum, in dem die Kfz-Dienste laufen, sehr gut gesichert. Und Datenschutz wird hier sehr groß geschrieben.“ Die i-Kfz-Dienste sind ja nur ein Teil eines wachsenden Onlineangebotes, das die Behörden anbieten. Nach und nach soll E-Government auch in Deutschland für die Bürger Alltag werden.

Antje Hein, Sachbearbeiterin in der Straßenverkehrsbehörde, und Simon Schlauß, Leiter des Amts für Digitalisierung,  vor einem Laptop, auf dem das „Bayernportal“ geöffnet ist.
Foto: Björn Hein | Antje Hein, Sachbearbeiterin in der Straßenverkehrsbehörde, und Simon Schlauß, Leiter des Amts für Digitalisierung,  vor einem Laptop, auf dem das „Bayernportal“ geöffnet ist.

„Bayern ist in Deutschland bei diesem Prozess Vorreiter“, sagt der Leiter des Amtes für Digitalisierung in Bad Neustadt. Im Bayernportal (www.freistaat.bayern) könnten Bürger und Unternehmen jetzt schon auf Informationen zurückgreifen und digitale Dienstleistungen nutzen. „Hier sind alle Behörden mit Dienstleistungen hinterlegt“, sagt Sachgebietsleiter Schlauß. Und am Landratsamt kann man nun eben auch ein Fahrzeug neu zulassen, umschreiben, außer Betrieb setzen oder wiederzulassen. Auch die Änderung der Halterdaten sollen online problemlos möglich sein.

Versprechen von i-Kfz: einfacher, bequemer, effizienter

"Einfacher, bequemer und effizienter" - das verspricht das Bundesverkehrsministerium vom nächsten Schritt von "i-Kfz". Um den neuen Service nutzen zu können, muss man sich einloggen:  mit dem neuen Personalausweis, freigeschalteter Online-Ausweis-Funktion und einem Lesegerät. Statt Lesegerät kann man auch ein Smartphone mit NFC-Schnittstelle verwerden (www.ausweisapp.bund.de).

Diese Hürde ist vielleicht auch der Grund, warum das neue Angebot in den Zulassungsstellen in Unterfranken noch nicht gerade häufig genutzt wird. Genauer gesagt, fast gar nicht. Die Umfrage bei den Behörden zwischen Aschaffenburg  und Haßfurt ergibt: Den jeweils vielen hundert Zulassungsanträgen auf klassischem Wege bei den einzelnen Zulassungsstellen - also persönlich im Amt - stehen insgesamt gerade mal ein Dutzend Online-Anträge gegenüber.  

Lieber unkompliziert vor Ort, statt von zuhause aus?

Für viele Fahrzeughalter seien die Online-Abläufe wohl noch zu aufwändig und komplex, heißt es beim Landratsamt in Schweinfurt. Schon bei der Anmeldung beim Bürgerportal "da hört es bei vielen schon auf", ist die Erfahrung.  Dass die persönlichen Daten des Personalausweises nicht einfach abgetippt werden können, sondern die eigene Identität online durch den Speicherchip auf dem Ausweis abgerufen wird, schreckt ab. Zum Abrufen der persönlichen Daten sind auch nicht alle Smartphone-Modelle fähig. Wenn die Nutzer erfahren, sie müssten sich zusätzlich auf eigene Kosten ein Auslesegerät kaufen, hören die Mitarbeiter in der Schweinfurter Zulassungsstelle oft: "Das bringt mir nichts. Was soll ich mir das Gerät kaufen, wenn ich es nur einmal brauche?"

Also lieber doch persönlich vorbei kommen und sein Fahrzeug lieber doch ganz traditionell ummelden? „Das ist kein Problem, wir stehen weiterhin auch vor Ort gerne zur Verfügung“, sagt Antje Hein von der Zulassungsstelle in Bad Neustadt. „Bisher haben wir in der Zulassungsbehörde über 30 Onlinevorgänge seit Einführung der i-Kfz-Dienste. Aber das Angebot wird in der Zukunft sicherlich mit steigender Tendenz genutzt werden“, sagt die Sachbearbeiterin. Der Bürger müsse erst einmal wissen, was online in den Verwaltungen schon alles möglich ist. 

Sachgebietsleiter Simon Schlauß jedenfalls sieht in dem neuen Verfahren viele Vorteile, mane könne jetzt seine „Amtsgänge“ dann erledigen, wenn man Zeit hat – auch ganz bequem vom Sofa aus. Einen Nachteil gebe es dann aber auch, meint Schlauß schmunzelnd: „Der Kontakt zu den bezaubernden Damen von der Zulassungsstelle fällt weg.“

Mitarbeit: Mareike Sperzel

 
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