„Das gehört gehört“ nannten Sonja Schweser und Giorgi Grigorashvili ihr Gitarrenkonzert, das sie in Mühlfelds Schloss Wolzogen hielten und damit die lange Reihe von „Leben im Schloss“ des Vereins Aktives Mellrichstadt (am) fortsetzten.
Die zahlreichen Besucher begriffen schnell, wie das Wortspiel gemeint ist: Gitarrenmusik, die man einfach zu Gehör bringen muss. „Quintessenz“ präsentierte mit meisterlicher Perfektion und künstlerischer Kreativität einen Strauß ganz unterschiedlicher Gitarrenmusik von der Barockzeit bis zu den Beatles; alles kultivierte, edle Musik, mal schwermütig, mal fröhlich; mal tänzerisch, mal meditativ.
Seit 2011 treten die beiden jungen Künstler gemeinsam auf. Beim Studium hatten sie sich kennen gelernt. Grigorashvili hatte in Georgien zunächst ein Jurastudium begonnen, aber seine Begabung als Musiker setzte sich durch. So nahm er das Musikstudium auf, spezialisierte sich schon in seiner Heimat auf die Gitarre. Seine Lehrerin wanderte nach Deutschland aus und holte ihn nach Deutschland. Der Anfang sei für ihn schwer gewesen, erzählte Grigorashvili, denn er sprach zwar Englisch und Griechisch neben seiner Muttersprache, aber kein Wort Deutsch. Sonja Schweser wurde nicht nur seine Konzertpartnerin, sondern auch seine Sprachlehrerin, die über die schnellen Fortschritte ihres Giorgi nur staunen konnte. Heute spricht er ein lupenreines Deutsch.
Wurzeln in Mellrichstadt
Sonja Schweser stellte sich als die Enkelin von Max Schweser vor, dem einstigen und auch heute noch bekannten Mellrichstädter Schulmann, dem auch die Sammlung Mellrichstädter Sagen zu verdanken ist. Die beiden sind in der Frankfurter Gegend zu Hause, wo sie auch schon mit vielen Auftritten einen Kreis von Bewunderern gefunden haben.
Der ist seit ihrem Auftritt im Schloss weiter gewachsen. An den Anfang ihres Konzerts setzten sie Tangomusik des Argentiniers Máximo Diego Pujol mit „Tango de Abril, Milonga de Junio y Final Feliz Guitar“ für zwei Gitarren: aufsässig der Tango, schwerblütig die Milonga und mitreißend das Finale im fortissimo einschließlich trommelwirbelartiger Perkussionseffekte.
Festliche Musik aus dem Barock folgte – und vom ganz anderer Art waren dann die beiden Stücke des Romantikers Robert Schumann. „Von fremden Ländern und Menschen“ erzählte das erste in einem volksliedhaften, fast kindlichen Ton. Auch „Hör ich das Liedchen klingen“ hatte eine schlichte, sehr singbare und zu Herzen gehende Melodie.
Nach der Pause folgten weitere acht Stücke, darunter das bekannte „Penny Lane“ der Beatles aus den 1960er Jahren. Die nachfolgende Milonga von Jorge Cardoso war typisch für diese Art von Musik: elegische Wehmut, aber vergoldet durch wunderschönes Moll. Astor Piazollas „Verano Porteno“ war ein weiterer Tango, bei dem alle Register von piano bis fortissimo, von lento bis presto gezogen wurden, einschließlich Trommelwirbel und pfeifendem Wischen auf den Saiten. Großer Beifall zeigte den Künstlern, wie sehr das Publikum deren Spielkunst bei diesem schwierigen Stück bewunderte.
Beim abschließenden „Cavatina“ von Stanley Myers sangen sich zwei zärtliche Stimmen, eine männliche und eine weibliche, in Saitenspiel umgesetzt, gegenseitig zu, wie sehr sie sich lieben, endend mit einem hingehauchten Kuss.
Zwei lebensfrohe, beschwingte Zugaben, einen „Boogie“ und eine „Habana“ schenkten Schweser und Grigorashvili dem Publikum. Stürmischer Schlussapplaus verriet, dass die Zuhörer sehr mit dem Schlusswort der „am“-Geschäftsführerin Brigitte Proß einverstanden waren. Sie drückte nämlich den Wunsch aus, dieses Duo „Quintessenz“ wieder einmal im Schloss Wollzogen zu einem Konzert begrüßen zu können.