„Eins, zwei, drei im Sauseschritt“ betitelten wir im Dezember 2006 die Vorstellung von Alfred Ercks opulenter „Geschichte des Meininger Theaters 1831 – 2006“. Damals kam das Buch gerade noch rechtzeitig zum 175. Geburtstag des Theaters auf den Markt. Und nun - „vier, fünf, sechs im Sauseschritt“ - ist die um die Jahre 2007 bis 2020 erweiterte Neuauflage des reich bebilderten, knapp 300 Seiten starken Prachtbandes erschienen. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ende der Amtszeit von Intendant Ansgar Haag.
„Das Meininger Theater zu Beginn des 3. Jahrtausend“ titelt das neue, 44-seitige Zusatzkapitel zukunftsweisend. Den Lesern werden die wichtigsten Ereignisse und Inszenierungen in der sechzehnjährigen Ära Haag vor Augen geführt und die künstlerischen Entwicklungen jener Jahre hervorgehoben, im Schauspiel, im Musiktheater („Die Jahre des Meininger Belcanto“), im Konzertleben, im Puppentheater und – in Verbindung mit der Eisenacher Compagnie – im Ballett.
An den Blickwinkeln des Kulturwissenschaftlers Erck hat sich nichts verändert. Man könnte weiterhin glauben, der Chronist säße seit nunmehr 189 Jahren in ein und derselben Proszeniumsloge (wie einst Theaterherzog Georg II.) und verfolge unermüdlich das Geschehen dort unten auf den Brettern, die die Welt bedeuten, im Zuschauerraum und hinter den Kulissen. Dabei erscheint er fast wie ein auktorialer Erzähler, der über dem Geschehen sitzt und in wohlerwogenen Worten detailliert berichtet und freundlich wertet.
Der einzige Nachteil seiner Betrachtung: Von der Loge aus hat er zwar einen wunderbaren Blick auf die Bühne, aber ein Teil des Geschehens versteckt sich im toten Winkel. Würde man Blicke in diese Schattenwelt des Bühnenlebens wagen, kämen einige verborgene Dinge ans Licht, die den Hochglanz etwas trüben könnten. Doch das ist nicht der vornehmste Zweck dieser Publikation. Der liegt zuallererst in einer umfang- und kenntnisreichen Präsentation der Geschichte eines traditionsreichen Hausen mitten in deutschen Landen.
Alfred Erck: Geschichte des Meininger Theaters 1831 – 2020. Herausgegeben vom Meininger Staatstheater 2020, 296 Seiten, 19,95 Euro. An der Theaterkasse erhältlich.