Die Verantwortlichen der Regionen in Thüringen sollen künftig mehr in die Entscheidungen der Impfstrategie miteinbezogen werden. Das forderten die Landräte von Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser, Thomas Müller (Hildburghausen), Reinhard Krebs (Wartburgkreis) und der Oberbürgermeister der kreisfreien Stadt Suhl, André Knapp, in einem Brief an Ministerpräsident Bodo Ramelow. Wie Greiser am Dienstag gegenüber dieser Zeitung sagte, habe Ramelow dies erkannt und ihnen Unterstützung zugesichert. Die Landrätin hatte diesbezüglich mit Ramelow telefoniert und die Probleme auf dem Land, konkret in Südwestthüringen, angesprochen. Dabei ging es um die Öffnung der Schulen und Kitas und größere Testzentren, zum Beispiel in der Multihalle in Meiningen. Aktuell gibt es solche großen Testzentren lediglich in Gera und Erfurt.
Im Brief an den Ministerpräsidenten wurde fehlende Kommunikation und Unterstützung vom Freistaat Thüringen in der Krise moniert. Konkret nannten sie die kostenlosen Schnelltests in anderen Bundesländern, die an die Gesundheitsbehörden verteilt werden. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 311,4 (Stand 17. März, 3.24 Uhr) weist Schmalkalden-Meiningen den vierthöchsten Wert deutschlandweit auf. Unverständnis äußert Greiser darüber, dass in Südwestthüringen immer noch nicht alle Pflegeheime durchgeimpft sind und man somit nicht in der Lage ist, die Gruppe mit dem höchsten Risiko für schwere und tödliche Verläufe zu schützen.
Landkreise sollen selbst mehr entscheiden können
Die Landrätin verweist auf Impfberechtigte, die aktuell keine Termine mehr erhalten, da der Impfstoff fehlt. Unverständlich findet sie auch die Tatsache, dass "hochbetagte Bürger ins Impfzentrum nach Erfurt fahren sollen." Greiser fordert deshalb konkret die schnellstmögliche Öffnung eines größeren Impfzentrums in der Multihalle in Meiningen. Im Telefongespräch sagte Ramelow, dass er mittlerweile mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen habe, die ihm höhere Impfmengen zusagte. Ramelow habe auch erkannt, dass die Teststrategie auf dem Land an Kitas und Schulen dringend vorangetrieben werden sollte. Gut findet Greiser, dass Ramelow nun erkannt habe, dass man den Landkreisen entsprechende Verantwortung übertragen sollte, zum Beispiel, wenn es um Schließung oder Öffnung von Schulen und Kitas geht.
In der kommenden Woche werde dies laut Ramelow auch im Kabinett besprochen und beschlossen. Ebenfalls in der kommenden Woche soll entschieden werden, ob die Schulen und Kitas in Schmalkalden-Meiningen wieder öffnen. Die Landrätin verweist in diesem Zusammenhang auf die in Thüringen dramatische Situation vieler Eltern, die seit Monaten Beruf und Homeschooling verbinden müssten. "Es ist erschreckend, dass sich das Land erst jetzt Gedanken über eine Teststrategie macht, während es beispielsweise in Sachsen längst eine Testpflicht für Schüler ab Klassenstufe 5 gibt und Lehrer sowie Erzieher sich sogar zwei Mal pro Woche testen lassen müssen." In dem Schreiben wird außerdem Wechselunterricht und dort, wo Schulen derzeit geschlossen sind oder Klassenstufen vom Präsenzunterricht ausgeschlossen sind, feste Gruppen ohne Raumwechsel gefordert.
Es braucht mehr Tests und mehr Impfstoff
Priorität sollte die Öffnung der Kitas und Grundschulen unter Einhaltung einer stringenten Teststrategie haben. Dann sei in Pandemiezeiten Präsenzunterricht möglich. Auch weitere Öffnungen, so von Außengastronomie oder Einzelhandel, sollten zwingend mit solchen Konzepten verbunden werden. Südwestthüringen könne die hohen Inzidenzzahlen mit zahlreichen Mutationen nur senken, wenn genug getestet wird und damit Infektionsketten unterbrochen werden sowie großflächig geimpft wird.