Bad Neustadt Eines haben sie alle gemeinsam: Sie leben gerne in Rhön-Grabfeld. Sonst hätten sie anderweitigen Lebensoptionen den Vorzug gegeben. Haben sie aber nicht: Nach Monaten, wenn nicht Jahren Rhön-Grabfeld-Abstinenz sind sie letztendlich doch in die Heimat zurückgekehrt, häufig aus ganz bewussten Überlegungen heraus. Gemeint ist die Gruppe der „Rückkehrer“. In einer kleinen Serie stellt die Main-Post Rückkehrer aus dem Landkreis vor. Auch Carina Spirk, 31 Jahre, aus Mühlbach, ausgebildete Reiseverkehrskauffrau mit Weiterbildung zur Betriebswirtin, hat sechseinhalb Jahre die Sonne gesehen, bevor sie ihres Mannes wegen in die Region zurückkehrte.
Carina Spirk: Das berufsbedingte Fernweh und die Lust auf eine neue Herausforderung trieben mich an, mit 23 Jahren Rhön-Grabfeld zu verlassen. Sechseinhalb Jahre verbrachte ich an sonnigen Orten, wo andere Urlaub machen, um für TUI zu arbeiten. Zuerst als Reiseleitung und dann als Zielgebietsleitung. Kroatien, Marokko, Tunesien, Ägypten, Türkei, Kreta, Rhodos, Kos, Mexico, Kuba und das Traumziel Malediven wurden zu meinen Wohnorten.
Spirk: Natürlich kullerten manchmal die Tränen, schließlich musste man Hürden des Alltags nun das erste Mal wirklich selbst regeln. Ich sehe jedoch meine Arbeit im Ausland als Gewinn, denn es war nicht nur eine tolle Zeit voller neuer Erfahrungen, sondern vor allem eine einmalige Chance, um meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Das Leben in den unterschiedlichen Kulturkreisen bringt viele Situationen mit sich, von denen ich jetzt auch zu Hause und in meinem Beruf profitieren kann. Vor allem möchte ich die vielen tollen Begegnungen, Erlebnisse und die Stunden unter der Sonne, die ich hatte, nicht missen.
Spirk: Der Zufall brachte mich wieder zurück in die Heimat. Während meines Urlaubs zu Hause in Bad Neustadt traf ich meinen früheren Bekannten und jetzigen Ehemann Daniel auf einer Feier und nach wenigen Monaten Fernbeziehung fiel der Entschluss, wieder nach Bad Neustadt zurückzukehren. Die Rückkehr, von der ich dachte, dass sie nie passieren wird, war dank seiner Hilfe und der unserer Familien auf einmal ganz einfach, und ich bereue sie bis jetzt keine Sekunde.
Spirk: Beruflich war die Rückkehr schon schwieriger. Da es in unserer Region nur wenige Stellenangebote im Tourismus gibt und ich auch eine Stelle suchte, bei der ich meine vielen Weiterbildungen anwenden kann, arbeitete ich erst einmal als Referentin Vertrieb im Key Account für einen Aschaffenburger Reiseveranstalter. Hier war tägliches Pendeln angesagt, und das zehrte über die Monate ganz schön an den Kräften. Im Juli 2012 nutze ich dann das Angebot der XXL Sports GmbH, als touristische Leitung einzusteigen. Der Wechsel kam genau richtig. Nun kann ich mich unweit von zu Hause – als Leitung Touristik für die XXL Sports GmbH und deren Reiseland XXL Reisebüros in Werneck und Schweinfurt – beruflich verwirklichen und die Gruppen- und Reisebürogeschäfte vorantreiben, und trotzdem bleibt am Feierabend noch genügend Zeit für die Familie und für Hobbys.
Spirk: Durch die vielen Wohnortwechsel in den letzten Jahren hat mir die Beständigkeit im Leben gefehlt. Hier ist das anders. Die Uhr dreht sich für mich in Bad Neustadt gefühlt langsamer und ich kann bestimmte Augenblicke mehr genießen, weil ich nicht das Gefühl habe, dass dieser Augenblick nur einmalig ist, weil ich bald wieder Abschied nehmen muss.
Spirk: Mehr Leben in die Stadt bringen. Der Marktplatz ist nach 18 Uhr oft menschenleer. Das Gewusel und das Leben unter Menschen, wie man es aus dem Süden kennt, fehlen mir manchmal bei uns.
Spirk: ... immer meine Heimat gewesen.