Mit nur wenigen Klezmerwerken, dafür aber mit vielen die ganze Welt umspannenden Melodien, begeisterte Giora Feidman sein Publikum in der Stadthalle. In diesem Jahr feiert der weltberühmte Klarinettist und Friedensbotschafter sein 75. Bühnenjubiläum. Da mag man seine Entschuldigung zu Beginn gerne wirklich annehmen. Die Bandscheibe zwickt, beim auf die Bühne gehen braucht er Unterstützung, auf seinem Stuhl liegen zwei Extrapolster. Doch aus gesundheitlichen Gründen auf Konzerte verzichten, kommt für Feidman überhaupt nicht infrage. Mitgebracht in die Stadthalle hatte er sein neues Programm "Friendship" sowie Cembalist Vytis Šakūras.
"Musik bringt die Menschen zusammen", sagt Giora Feidman und mahnt in Anbetracht der Kriege und Krisen in der Ukraine oder in Palästina zu Frieden und eben Freundschaft. Trotz eines lädierten Rückens unermüdlich weiter auf Tour zu gehen und sein Publikum mit der Klarinette zu begeistern ist für Feidman eine mitmenschliche Notwendigkeit. Natürlich mit den Klezmerklängen, die ihn berühmt gemacht haben, aber auch mit Werken wie Leonard Cohens "Hallelujah", das die Zuhörerinnen und Zuhörer gerne ein wenig mitsingen.
Vom ersten Moment an gefangen in den Klanggemälden
Das Publikum in der Stadthalle ist zwar nicht sehr zahlreich gekommen, aber wer dem Spiel der Klarinette von Giora Feidman lauscht, der ist vom ersten Moment an gefangen in den Klanggemälden des einzigartigen Musikers. Während des gesamten Konzerts hätte man im Saal eine Stecknadel fallen hören können.
Giora Feidman wurde 1936 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Er stammt aus einer Familie von Klezmer-Musikern und begann bereits in jungen Jahren mit dem Erlernen der Klarinette. Somit blickt Feidman nunmehr auf ein Dreivierteljahrhundert seiner Karriere zurück, die ihn in alle Welt geführt hat und das bis heute weiterhin tut.
Auch wenn er in seinem aktuellen Programm die hochvirtuosen Stücke ausspart, die Leidenschaft in der Interpretation der Klezmer-Musik wie Werke aus aller Welt sprudelt bis heute aus ihm hervor. Da darf auch gerne ein Tango von Astor Piazolla aus seiner argentinischen Heimat mit dabei sein. Und wenn es ihm zu viel und zu anstrengend wird, dann lehnt er sich zurück und überlässt dem hervorragend aufspielenden Cembalisten Vytis Šakūras allein das Konzertieren.
Nach einem Konzert ohne Pause erhebt sich Giora Feidman mühsam von seinem Stuhl und nimmt den minutenlangen Beifall des Publikums entgegen. Für ein paar Autogramme ist auch noch genügend Energie da. Ein wenig Kontakt zu seinen Zuhörerinnen und Zuhörern in aller Freundschaft.
