Es war wie früher im Stadtrat. Gleich wenn man in den Sitzungssaal im Rathaus kam, stand da ein Körbchen mit Glassteinen, daneben ein Stapel bunter Zettel mit der Geschichte von der Frau, die sich für alles Schöne, das sie erlebte ein Glassteinchen einsteckte. Dann der Blick in die Runde und die Erklärung: Gitta Biedermann war da.
Sie war gemeinsam mit Giesela Sendner dorthin gekommen: die geballte Frauenpower des Stadtrats von 1990 bis 2008. Dass sie fünf Jahre später noch einmal ins Gremium kamen, lag daran, dass die amtierenden Stadträte in ihrer Sitzung vom 11. April einstimmig beschlossen hatten, beiden die Bürgermedaille der Stadt zu verleihen, wie Bürgermeister Bruno Altrichter in einem der seltenen Anlässe erklärte, an denen der die Bürgermeisterkette trägt. Doch nicht für ihre Arbeit als Stadträtinnen wurden die Frauen geehrt. sie hätten sich weit über den Stadtrat hinaus für das Wohl der Menschen eingesetzt, lobte Altrichter.
So habe sich Giesela Sendner mit ihren Veröffentlichungen sehr um die Geschichte der Stadt verdient gemacht. Sie habe beispielsweise die Stadtchronik zusammen mit Johannes Benkert herausgegeben, ebenso wie Führer oder die historischen Ansichten. So habe sie ganz aktuell für die Geschichte der Kirche Mariä Himmelfahrt Professor Stefan Kummer gewonnen. Darüber hinaus sei ihr Einsatz für die Volkshochschule oder den Frankenbund enorm.
Durch ihr soziales Handeln sei Gitta Biedermann immer bei den Menschen, so Altrichter über die zweite ausgezeichnete Frau. „Wo Menschen Probleme haben sucht sie nach Lösungen“, sagte der Bürgermeister. Mindestens jedoch sorge sie für kleine Hilfen. Und das mit einer großen Heiterkeit aber auch Ernsthaftigkeit. Ihre gehäkelten roten Herzchen, die sie vermutlich tausendfach verteilt habe, seien überall Botschafter für Bad Neustadt. Darüber hinaus hat Gitta Biedermann das Kleiderlädchen initiiert und den Hilfsverein für die Vill'sche Altenstiftung gegründet.
Beide Frauen hätten sich außerdem für das Gedenken an die Juden in der Stadt eingesetzt, beispielsweise für das Mahnmal in der Bauerngasse oder den Gedenkstein an der Stadtmauer. Für jüdische Besucher organisieren sie Führungen. Auch die Städtepartnerschaft mit Bilovec hätten sie vorangebracht, so Altrichter. All das nicht nur in ihrer Zeit als Stadträtinnen, sondern schon davor wieder danach. Für ihre Lebenseinstellung hätten sie die Bürgermedaille mehr als verdient. Vorgeschlagen hatte sie Altbürgermeister Josef Schlagbauer, der feststellte, Demokratie lebe vom ehrenamtlichen Einsatz der Bürger, den gerade Giesela Sendner und Gitta Bittermann vorbildlich gezeigt hätten.
Beide bedankten sich herzlich für die Ehrungen ebenso wie für die stehenden Ovationen des Gremiums.