Heute sitzt Maximilian Herde noch gemütlich im Familienkreis am Kaffeetisch – wo er morgen sein und schlafen wird, weiß er noch nicht. Denn der 23-jährige Bad Neustädter hat sich entschlossen, auf die Walz zu gehen – drei Jahre und einen Tag wird er irgendwo in Deutschland, Europa und der Welt unterwegs sein.
Gerade hat er als Kachelofenbauer seine Meisterprüfung gemacht und könnte sich jetzt eigentlich eine berufliche Zukunft aufbauen. Aber er möchte noch mal hinaus, Menschen kennenlernen, in andere Berufe und Betriebe hineinschnuppern und unbedingt auch auf einem Schiff anheuern.
Bei seinem Vorhaben hält er sich an die Traditionen seiner Zunft, die in Bad Kissingen einen sogenannten Schacht hat. Mit Schacht wird die Vereinigung in der Nachfolge der Zünfte bezeichnet, die Max Herde mit allerlei Tipps auf die Walz vorbereitet und auch mit feierlichem Ritual – dabei geht's im Gänsemarsch aus der Stadt – in Bad Kissingen auf den Weg geschickt hat.
„Erst mal Richtung Süden“, gibt der abenteuerlustige Herde zumindest einen Anhaltspunkt, wohin er seine Schritte lenken wird. Ganz neu ist ihm diese Art des Lebens nicht, er hat sich schon einmal so vogelfrei von München nach Venedig „durchgetippelt“.
Aber jetzt bewegt er sich in der Kachelofenbauer-Kluft mit seinem Stenz – dem wunderschönen Wanderstecken – und dem Bündel mit den nötigsten Sachen unter der Handwerker-Ehre. Gerne würde er im Wechsel drei Monate reisen – zu Fuß, allerhöchstens mal per Anhalter – und drei Monate arbeiten, aber die Entscheidungen trifft er jeweils spontan.
Nur eins ist sicher: Solange er auf der Walz ist, darf er den Bannkreis von 50 Kilometern rund um Bad Neustadt nicht betreten. Handy hat er natürlich keins dabei, aber für die Verständigung mit den Lieben daheim gibt's ja heutzutage Internet-Cafés.
„Ich lass mich treiben“, freut sich Max Herde auf sein neues Leben, das bisher äußerst zielstrebig verlaufen ist. Seine Lehre zum Kachelofenbauer schloss er 2006 als unterfränkischer Kammersieger ab, für seine guten Leistungen erhielt er ein Stipendium, das es ihm ermöglichte die Meisterschule in Straubing zu besuchen. Zwischendrin machte er noch sein Fachabitur.
„Mit frohen Mut und heiterem Sinn“ bricht Max Herde auf, seine Freunde haben noch eine große Abschiedsparty für ihn organisiert und die Familie hat sich an eine uralte Tradition gehalten: Sie hat Schnaps im Garten vergraben. Der wird getrunken, wenn Max nach drei Jahren und einem Tag wohlbehalten nach Bad Neustadt zurückgekehrt ist.