In den ersten Wochen der Corona-Pandemie im Frühjahr des vergangenen Jahres gab es ein großes Problem: Woher den vorgeschriebenen Mund-Nasenschutz nehmen? Der war zu der Zeit knapp, wurde aber in großen Stückzahlen benötigt. Schnelle Lösungen waren damals gefragt – und viele packten mit an. Privat oder auf Vereins- und kommunaler Ebene wurden zahllose Masken selbst genäht. Auch einige Unternehmen im Landkreis stiegen in das Masken-Geschäft ein.
Baumwollmasken von der Jopp GmbH
So die Jopp GmbH in Bad Neustadt. Bereits mit Beginn des Frühjahrs stellte das Unternehmen waschbare Baumwollmasken aus zertifizierten Stoffen her. Aufgrund der Ausstattung mit Maschinen und des Know-hows wurden die Masken in den Werken in Ungarn und Mexiko produziert, informiert Geschäftsführer Martin Büchs. Entsprechende Fertigungsmöglichkeiten habe man schnell aufbauen können. Neben einigen Spenden sei eine sechsstellige Anzahl der Masken in Europa und Amerika verkauft worden.
"Wir hatten zwischenzeitlich einen Online-Shop für gewerbliche Kunden unter der Marke 'JOPP protec' eröffnet. Die Nachfrage nach Masken ist für uns allerdings sehr schnell wieder eingebrochen, nachdem viele Leute privat genäht haben und dann Supermärkte billige Ware aus Asien verkauft haben", führt Büchs gegenüber dieser Redaktion weiter aus. Ein Umstieg auf andere Masken habe für Jopp fertigungstechnisch keinen Sinn ergeben. "Außerdem sind wir nach wie vor vom Konzept der waschbaren Textilmaske überzeugt als guten Kompromiss zwischen Gesundheits- und Umweltschutz, zumindest wenn die Infektionsquoten auf vertretbarem Niveau bleiben."
Nach wie vor würde man gelegentlich für Nachbestellungen bestickte Masken mit Firmenlogos in geringer Stückzahl herstellen. Die Fertigung in Ungarn und Mexiko sei aber inzwischen größtenteils wieder auf das ursprüngliche Geschäft umgestellt worden. Dies sei auch deshalb notwendig geworden, weil die Nachfrage aus dem Stammgeschäft wieder angezogen ist. "Die waschbaren Masken haben sich bei uns und anderen Kunden bewährt. Infektionsketten gab es in unseren Betrieben bisher nicht", blickt Martin Büchs positiv zurück.
PIA: Anlagen zur Herstellung von Masken
In einer anderen Form beschäftigt sich PIA Automotive mit dem Thema Masken. Seit Beginn der Pandemie werden in Zusammenarbeit der beiden Niederlassungen in Bad Neustadt und Amberg Anlagen zur Herstellung von chirurgischen Mund- und Nasenschutzmasken entwickelt.Im vergangenen Jahr habe man 60 solcher vollautomatischen Fertigungsanlagen verkauft, erklärt PIA-Geschäftsführer Leonard Schmidt. Seit Sommer wurden zudem Systeme für die Produktion von FFP2-Masken entwickelt. Davon wurden bereits zwei Maschinen ausgeliefert, acht folgen in Kürze und weitere seien in Planung, so Schmidt. Die Nachfrage komme aus ganz Europa, von Zypern bis Spanien.
Die Maschinen muss man sich etwas kleiner als einen Lkw-Anhänger vorstellen. Ihr Herstellungsprozess umfasst die Spulenzuführung der Vliese, Nasendrahtzuführung und -positionierung, Ultraschall-Rollen-Schweißen, Ohr- bzw. Kopfbandzuführung mit Anschweißen, Maskenfaltung, Stanzen, Ausschleusung von Abfall sowie die Ausgabe der Masken in eine Box. Pro Minute können bis zu 40 Teile entstehen.
Mit den Anlagen habe man den Auftragsrückgang von 2020 etwas kompensieren können, sagt der Geschäftsführer, wenn auch nicht in vollem Umfang. Schmidt spricht von einem "kleinen Standbein". Solange Bedarf bestehe, werde die Fertigung fortgesetzt.
Wie sieht es im Grabfeld aus?
Auch im Altlandkreis Königshofen war man aktiv. Auf "war" liegt die Betonung. Die Produktion wurde in der Zwischenzeit wieder eingestellt. So zum Beispiel in der Bekleidungsfabrik Horsy-Jeans in Gollmuthhausen. „Wir in unserer Fabrik haben damals rund 800 Masken genäht und die meisten davon an Vereine und Sozialstationen spendiert“, erinnert sich Firmenchef Helmut Härter.
Auch die Ledermanufaktur Dietrich in Kleineibstadt stellte im Frühjahr 2020 einen Teil ihrer Produktion kurzerhand auf Mund-Nasenschutz um. „Wir haben von März bis Mai rund 2000 Masken produziert“, so Manufaktur-Inhaber Harald Dietrich. „Bekommen haben sie vor allem Privatleute, aber auch Geschäfte wie etwa Frisöre.“
Mittlerweile verkauft wurde die „Riesen-Nähmaschine“, mit der Texpa in Saal von Anfang April bis Ende Mai 2020 im Auftrag des Landkreises mehrere Hunderttausend Mund-Nasen-Schutzmasken produzierte. Für diesen Zweck war eine für die Handtuchfertigung konzipierte Anlage zweckentfremdet worden.