Das jährliche Abschlusskonzert des Martin-Pollich-Gymnasiums im Schulhof hatte diesmal ein besonderes Finale. Musiklehrer Heinz Pallor wurde nach vorne gebeten und verabschiedet. Was dann nach Abschiedsmusik und kurzen Reden folgte, waren minutenlange stehende Ovationen der ganzen Schulfamilie. Solche bekommt nicht jeder Lehrer, der in den Ruhestand geht. Heinz Pallor aber schon, verdientermaßen. Wie kein anderer Musiklehrer hat er in den vergangenen Jahren das Gymnasium geprägt, war maßgeblicher Streiter für die Einrichtung des musischen Zweigs und hat längst auch seine Nachfolge im Erhalt um den besten musikalischen Unterricht an der Schule mitgestaltet.
Wie sagt man Danke nach einem solchen Beifall nach dem Konzert auf der Sommerlandbühne? Mit Worten? Nein, lieber mit Musik. Mit Johann Sebastian Bach, am Klavier. Natürlich nicht allein barock, sondern improvisiert, mit jeder Menge moderner bis aktueller Bezüge. Und danach am liebsten ein bescheidener Rückzug, weil schon wieder so viel Applaus aufbrandet. Mit roten Rosen in der Hand in den Ruhestand. Heinz Pallor macht Feierabend am MPG.
Musik als schönste Nebensache der Welt
"Er ist der Vater des musischen Zweigs unserer Schule", sagte Schulleiter Robert Jäger während des Konzertes. Pallors Musikkollegen Magdalene Schmid-Schindler, Urs John, Marcel Steinrichter sowie Abiturient Gavin Porch sangen "Thank you for the Music" von Abba. Friedrich Steigerwald, früherer Schulleiter am MPG, für den Musik die schönste Nebensache der Welt ist, war klarer Mitstreiter für den musischen Zweig. Er würdigte Heinz Pallor auf Anfrage dieser Zeitung ebenso: "Er hat seine ganze Kraft in die Einrichtung des musischen Zweigs gelegt", sagte Steigerwald. "Mit dem musischen Zweig ist ein ganz besonderer Geist in die Schule gekommen", so der ehemalige Schulleiter.
Und auch der Leiter der Kreismusikschule, Frank Stäblein, drückte seine Wertschätzung aus: "Seine Leistungen für den musischen Zweig der Schule können gar nicht hoch genug bewertet werden", sagte Stäblein. "Heinz Pallor hinterläßt riesengroße Fußspuren am MPG." Allein schon aus dem einen Grund, weil er bei den Schülerinnen und Schülern äußerst beliebt war und vielfach über die Schulzeit hinaus auch weiterhin ist.
Musik gehört zu Heinz Pallors Leben wie essen, trinken und atmen. Es ist einfach einer der Kernbestandteile. In Passau ist er aufgewachsen, sein Vater war jahrelang Patron des dortigen renommierten Schlosshotels. So kam Pallor, Jahrgang 1956, schon früh mit Musikgrößen in Kontakt. Robert Stolz verbrachte in dem Hotel seine Sommerferien, Yehudi Menuhin war ebenso zu Gast wie Udo Jürgens, Ivan Rebroff oder die Les Humphries. Nach der Schulzeit folgte ab 1977 das Studium der Musikwissenschaften, Archäologie sowie Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten Würzburg und Erlangen, ab 1978 studierte er Musik für Lehramt an Gymnasien an der Würzburger Musikhochschule. Die Referendarszeit absolvierte Heinz Pallor in Erlangen und Hammelburg. Nach deren Abschluss kam er 1985 an das Mellrichstädter Gymnasium, wo es ein Jahr später bereits eine Big-Band gab. Heinz Pallor sei Dank.
Big-Band ist das Aushängeschild der Schule
Die Big-Bands des MPG sind längst ein Aushängeschild der Schule geworden. 2003 war Heinz Pallor mit den Musikern sogar auf einer Tournee in China mit einigen umjubelten Auftritten. Auch die Leitung des Kammerchores oblag Heinz Pallor, beispielsweise beim Brahms-Requiem 2017 zum 50-jährigen Jubiläum des Gymnasiums. Wesentlich voranbringen konnte Pallor die musikalische Ausbildung an der Schule durch seine Tätigkeit als Fachreferent des Ministerialbeauftragten für Musik in Unterfranken, die er ab 2003 ausgeübt hatte. Hier ermöglichten zahlreiche Kontakte in die Politik im Jahre 2006 die Einrichtung eines musischen Zweigs am Martin-Pollich-Gymnasium. "Ohne die Unterstützung des damaligen Landtagsabgeordneten Dr. Bernd Weiß, von Landrat Thomas Habermann und Schulleiter Friedrich Steigerwald wäre das nicht möglich gewesen", so Pallor. Die Entwicklung des musischen Zweigs nach der Gründung mit Lehrkräften der Kreismusikschule, der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen und privaten Musikerziehern ebenfalls nicht.
Alles läuft im Leben aber nie glatt, auch bei Heinz Pallor nicht. Im Jahre 2013 traf ihn ein Schicksalsschlag mit dem Tod seiner ersten Frau, der Opernsängerin Kersten Keller nach langer und schwerer Krankheit. Aber Pallor hat sich wieder aufgerappelt, ist mittlerweile in zweiter Ehe verheiratet und hat einen fünfjährigen Sohn. Bei der Frage, was er in seinem Ruhestand an musikalischen Projekten auf den Weg bringen möchte, wiegelt er deshalb ab. "Jetzt ist erst mal die Familie dran", sagt er und freut sich, dass er ab sofort keinerlei Verpflichtungen weder von Seiten der Schule, noch aus Ehrenämtern hat. Nur Familie und, naja, ohne geht es halt nicht, Musik. Die ein oder andere Stunde am Flügel wird Heinz Pallor schon verbringen. Der Sohnemann will ja auch Klavier lernen. Und irgendwann darf die Musik von Heinz Pallor auch wieder öffentlich werden. In Begleitung seiner Frau Edeltraud und ihrer Klarinette zum Beispiel, oder als Begleitung von Sängerinnen und Sängern im klassischen Fach. Irgendwann. Aber das hat Zeit, jetzt ist erst mal Familie angesagt.