Ein Festzug ohne Marschmusik, eine Prozession ohne musikalische Begleitung durch die örtliche Musikkapelle oder ein Vereinsjubiläum ohne Musik, das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Gerade in den kommenden Monaten sind die Musikkapellen auch im Landkreis Rhön-Grabfeld wieder gefragt.
Da gibt es vom Nordbayerischen Musikbund das Kreis- oder das Bundesmusikfest mit vielen Musikern, aber auch die vielen örtlichen Feste und Jubiläen, bei denen die Musikerinnen und Musiker gefragt sind. In diesem Jahr sind es im Altlandkreis Königshofen unter anderem Kreismusikfeste in Sulzfeld, Herbstadt, Merkershausen und eben auch in Großbardorf.
Durcheinander laufen würde unschön aussehen
Ihr Auftritt in der jeweiligen Tracht und beim korrekten Marschieren löst immer wieder Freude und Staunen bei den Gästen aus. Kaum einer weiß aber, dass hinter diesem perfekten Marschieren viel Übung steckt an Abenden, an denen dieses richtige Marschieren erlernt wird.
So auch in diesen Tagen beim Blasorchester des Gesang- und Musikvereins Großbardorf. "Dem eigentlichen Musikspielen gehen die Trockenübungen voraus", sagt Dirigent Marcel Wegner. Dazu werden etwa zwei Meter lange Holzlatten benötigt, die die Musiker, die sich in Reihen aufgestellt haben, vor sich hertragen.
"Hintergrund ist, dass so eine gerade Linie der Marschierenden entsteht", erklärt der Dirigent. Dies ist besonders in Kurven, beim sogenannten Schwenk, wichtig und muss erlernt werden, denn auch da sollen die Reihen gehalten werden. "Schließlich schauen uns die Leute zu und wenn da jeder durcheinander laufen würde, wäre das kein gutes Bild für uns", sagt Marcel Wegner.
Warum beim Üben in Großbardorf Bierkästen zum Einsatz kommen
Bierkästen markierten bei der Trockenübung den Fixpunkt des Schwenks. Der Dirigent erklärt dazu, dass der Musiker am äußeren Rand im normalen Schritttempo weitermarschiert. Nach innen allerdings müssen dann die Schritte immer kürzer werden, bis man wieder auf gerader Linie marschiert.
Eine nicht ganz so einfache Vorgabe, wie sich bei der Trockenübung im Proberaum des Gesang- und Musikvereins Großbardorf zeigt. "Aber das kriegen wir schon hin, es hat immer irgendwie geklappt, das wird schon", sagen erfahren Musiker, die bei der Übung einen Blick auf den "Musikernachwuchs" haben, der das noch lernen muss.
Was dem Zuschauer bei Festzügen kaum auffällt, sind die Trommelschläge. "Die sind für uns ganz wichtig, denn die Trommel gibt den Takt an, nicht der Dirigent", erklärt Marcel Wegner. So gibt es drei Trommelschläge, die den Beginn des Marsches ankündigen. Es folgt das sogenannte Einloggen mit den kleinen Trommeln und den Piccolos und das ist dann das eigentliche Zeichen zum sogenannten "Feldschritt".
Die Schuhe müssen zur Tracht passen
In der Theorie und beim Üben mit der Holzlatte sieht das noch ganz einfach aus. Was aber, wenn noch die Instrumente dazu kommen, man auf die Noten schauen, spielen und dann noch im richtigen Takt marschieren muss? "Genau das üben wir immer wieder", sagt der Dirigent. Die Posaunen sind dabei in der vorderen Reihe angeordnet, denn sie benötigen ja beim Spiel Platz nach vorne. Danach kommen die anderen Instrumente.
Bei den Proben wird immer auf ungerade Reihen und Abstände, das Drehen in der Kurve und dabei das äußere Erscheinungsbild sowie Disziplin geachtet. Das geht vom Tragen der Tracht bis hin zu den schwarzen Schuhen. "Es geht natürlich nicht, dass unsere Tracht getragen wird, dann aber die Turnschuhe, in welchen Farben auch immer, nicht dazu passen." Das gilt vor allem auch für die jungen Musiker, die in die Reihen mit hineingenommen werden, aber schnell alles beherrschen.
Woher das Marschieren kommt
Woher aber kommt dieses korrekte Marschieren der Musikkapellen? Das geht auf die Militärmusik zurück, oftmals auch die Befehle und meist die Aufstellung. Wie dort beginnt das Marschieren auf dem linken Fuß und das im Takt der Trommel. Die verschiedenen Märsche werden natürlich einstudiert. "Wir haben insgesamt fünf, deren Reihenfolge genau eingehalten wird", sagt Dirigent Marcel Wegner.
Der Gesang- und Musikverein Großbardorf hat aktuell 45 Musikerinnen und Musiker. Bei Festzügen kommen dann noch einige Jungmusiker dazu. Die Musikkapellen werden bei den Festen in den kommenden Monaten ein Hingucker sein und gehören zum fränkischen Bild eines Festes.