Eigentlich hatte die Hessische Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat Rhön den idealen Standort. Mit all ihren Einrichtungen hat sie vor mehr als 20 Jahren das Groenhoff-Haus bezogen, ein denkmalgeschütztes Gebäude im früheren Kasernengelände auf der Wasserkuppe. Schließlich ist Hessens höchste Erhebung mit ihrem riesigen Freizeitangebot ein touristischer Hotspot in der Rhön.
Entsprechend groß war der Andrang von Interessierten, die sich im Eingangsbereich oder im Ausstellungsraum des Gebäudes über das Biosphärenreservat und verschiedene Aspekte seiner Arbeit informieren ließen. Mit 70 000 bis 80 000 pro Jahr wird die Zahl der Besucher angegeben. Eigentlich waren auch alle Verantwortlichen mit diesem Zustand zufrieden und wünschten keine Veränderung.
Doch es ist anders gekommen, und mit solchen Besucherzahlen, von denen die Kollegen in Oberelsbach nur träumen können, ist es nun vorbei. Denn die Lage der Verwaltungsstelle des einzigen hessischen Biosphärenreservats war zwar optimal, nicht aber der ihr baulicher Zustand. Das Ergebnis: 2018 zog die insolvente Jugendbildungsstätte aus dem Gebäudekomplex aus, im April dieses Jahres der Regionalladen und inzwischen eben auch noch das Biosphärenreservat. Und auch da sind sich alle Verantwortlichen einig: keine gute Entwicklung.
Jahrelange Hängepartie
Allerdings eine absehbare. Seit Jahren schon wurde beklagt, dass das Groenhoff-Haus und der gesamte Gebäudekomplex schlicht völlig marode sei. Wie die Fuldaer Zeitung erinnert, wurde die noch heute amtierende hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) schon 2014 bei einem Besuch der Verwaltungsstelle auf deren maroden Bauzustand hingewiesen. Konkret getan oder gar verbessert hat sich aber seither nichts.
In der jüngeren Vergangenheit berichteten hessische Medien über Attacken von Landtagsabgeordneten gegen die schwarz-grüne Landesregierung und auch Fuldas Landrat oder der Gersfelder Bürgermeister zeigten sich ungehalten mit der Entwicklung. Das Land müsste doch ein Interesse haben, dass sich das einzige hessische Biosphärenreservat, dazu noch auf Hessens höchstem Berg, möglichst vielen Menschen ordentlich präsentiert, kritisierte auch der Leiter der Verwaltungsstelle, Torsten Raab, laut der Fuldaer Zeitung.
Schwierige Fragen
Ein gewichtiger Grund für den Stillstand auf dem Berg der Flieger sind die Eigentums- beziehungsweise Pachtverhältnisse. Das Gebäude gehört zwar dem Land Hessen, ist aber in Teilen an eine Jugendbildungsstätte verpachtet. Die musste aber vor zwei Jahren Insolvenz anmelden, was zu einer offensichtlich höchst komplizierten juristischen Lage geführt hat. Als weiterer Grund gelten die Größe des Gebäudekomplexes und die damit verbundenen Kosten für eine Sanierung.
Das Hessische Finanzministerium, das Umweltministerium und der Landkreis Fulda nahmen zwar Gespräche über eine denkmalgerechte Sanierung des Groenhoff-Areals mit dem Ziel auf, die Verwaltungsstelle mit dem Naturpark Rhön und dem Verein Natur und Lebensraum Rhön (VNLR) künftig wieder auf dem Groenhoff-Areal unterzubringen. Wegen der Corona-Krise kam das Thema in den vergangenen Monaten allerdings nicht voran.
Seit einigen Wochen steht das Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe nun leer: die Hessische Verwaltung des Biosphärenreservats und das Büro des VNLR sind in die Marktgemeinde Hilders umgezogen. Um Zerstörungen zu vermeiden, tut ein Wachdienst nun seinen Dienst oben auf dem höchsten Punkt Hessens.
500 000 Euro für den Umbau
Die Büroräume befinden sich nun im ersten Obergeschoss in der ehemaligen Konrad-Zuse-Schule. Die Klassenräume im zweiten Obergeschoss werden von der Mittelpunktschule Hilders noch für den Kunstunterricht genutzt.
Bevor der Umzug in das Schulgebäude erfolgen konnte, waren umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten nötig. Hierfür hat der Landkreis Fulda rund 500 000 Euro investiert. Aus den Klassenräumen sind insgesamt elf Büros entstanden. Auf der Rückseite des Gebäudes entsteht derzeit noch ein barrierefreier Zugang zum Erdgeschoss. Hier befindet sich ein großer Medienraum für Besuchergruppen, ein Bistro und ein Ausstellungsraum. Die bisherige Ausstellung soll im Laufe des Jahres modernisiert und erweitert werden. Ziel ist es, künftig noch mehr für Kinder und Schulklassen bieten zu können. Zudem sollen verstärkt Vorträge und weitere Veranstaltungen angeboten werden.
Dass die Verwaltungsstelle wieder auf die Wasserkuppe zurück soll, darüber sind sich alle Verantwortlichen einig. Allerdings dürfte das noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die neue Adresse der Verwaltungsstelle lautet: Marienstraße 13, 36115 Hilders. Sie ist telefonisch erreichbar unter (0661) 6006 7800.