Es ist die letzte Zugabe, die in das Zentrum dieses Abends trifft. "Rocket Ship", das Raketenschiff. Jungenspielzeug, Weltflucht-Mittel, Zeitmaschine, um in ganz andere Welten zu entkommen. Die Gitarre ist für Markus Rill dieses Allheilmittel. Um den Dingen zu entfliehen. Und, um ihnen überhaupt erst auf den Grund zu kommen.
Ja, man kann hingebungsvolle Liebeslieder für ein Musikinstrument komponieren. Und Rills fein gezupfter Lovesong für seine "Gretsch" und all die anderen Stücke seiner Gitarrensammlung, der am Schluss seiner Rhön-Grabfelder Premiere im Bildhäuser Hof von Bad Neustadt erklang, der hatte wirklich Klassiker-Qualitäten.
Intimer Kreis von Zuhörern
Rill war mit seiner Stammformation, den "Troublemakers", an die Saale gekommen. Mit rund 50 Zuhörern war es ein intimer Kreis, der sich dem musikalischen Kosmos von Markus Rill öffnete und damit reich beschenkt wurde. Mit amerikanischem Songwriting nebst Ausflügen in die Countrymusik oder in den Rock'n'Roll ist in etwa umrissen, was der Münchner Musiker mit starken Banden nach Unterfranken und Würzburg mit seinen Troublemakers in der Hauptsache präsentiert. Dazu kommen Reminiszenzen an Blues, an Folk. Soul ist zu hören und sogar richtig harter, schrammender Rock.
Diese musikalische Kennerschaft wird mit Könnerschaft auf die Bühne gebracht. Das beginnt schon mit der treibenden und zupackenden Eingangsnummer "Saddle up and ride". Gute Laune ist eigentlich das Grundmotiv des Abends. Und das, obwohl Markus Rills Songs viele Gefühlslagen ansprechen, weil sie aus hohen wie tiefen Lebenslagen schöpfen. Da ist vom "Broken Man" die Rede, der schon sehr rockig klingt. "Length of rope", die Seillänge für den Strick, ist ein Stück aus der neuen CD, die im Mai erscheinen wird. Gedanken, dass das Leben zu schwer werden könnte, weichen in dem Wunsch, ein guter Vater zu sein.
Humoriges Entertainment
"Man schreibt ja Songs, weil es nicht gut läuft im Leben", sagt Markus Rill. Trotzdem beweist er sich zwischen den Stücken als wunderbar humorvoller Entertainer, bei dem sich manche Tour-Episode mit Regenschauern über Kopenhagen zum komischen Slapstick entwickelt.
Viele Stücke aus der noch nicht veröffentlichten CD "Songland" werden im Bildhäuser Hof gespielt. Das richtig soulige "Swampland of the mind" zum Beispiel, eine Innenschau in die sumpfige Gedankenwelt eines jeden Menschen."Walk on water" von der Platte "Dream anyway" hat so etwas wie südafrikanisches Flair, das an Paul Simons "Graceland"-Klassiker erinnert.
Kluge Gedanken, kluge Arrangements
Kluge Gedanken, kluge Texte und das in klugen Arrangements: Solche Songwriter-Qualitäten quittiert das Publikum mit viel Applaus. Der gilt auch den so gar nicht Ärger bereitenden "Troublemakers" Jannis Reuter am Keyboard, Chris Reiß am Bass und Maik Garthe an der Gitarre. Letzterer leistet sehr relaxed oder sehr bestimmend seinen solistischen Beitrag und liefert sich mit Rill schwelgerische Duette.
Was man von der neuen Platte im Bildhäuser Hof hörte, klang abgeklärt und eingängig, ohne nur einfach zu sein. Und so zu komponieren, ist ja zuerst einmal eine höhere Kunst. Vhs-Leiter Kai-Uwe Tapke war jedenfalls so angetan vom Spiel seiner Gäste, dass er sich die Jungs schon beim Neuschter Marktplatzsommer vorstellen kann.