Von einem Tag auf den anderen schien sie verbaut – die Zukunft der Firma Maintools Formenbau GmbH & Co. KG in der Lohstraße 7, für die ein neuer Investor sorgen sollte. Mitte vergangener Woche sollte der Verkauf besiegelt werden. Doch der vermeintliche neue Eigentümer hat in letzter Minute kalte Füße bekommen und ist abgesprungen. Stattdessen hat Dieter Pfister nun den Rettungsanker geworfen. Der Chef der früheren Maincor-Gruppe sieht sich in der Pflicht und übernimmt das frühere Tochterunternehmen der Maincor AG in Schweinfurt als selbstständigen Betrieb in eigener Verantwortung. Für die rund 80 Beschäftigten hat damit die Zitterpartie um den Fortbestand ihres Betriebs ein Ende.
Auf einem guten Weg
Der Verkauf des Mellrichstädter Betriebs war im Zuge der Eigeninsolvenz der Maincor AG Mitte August 2013 in die Wege geleitet worden, um den Prozess der Gesundschrumpfung der Maincor-Gruppe zu begleiten. Noch kurz vor Weihnachten hieß es recht zuversichtlich: Maintools ist auf einem guten Weg. Einen externen Investor an der Hand, war Pfister überzeugt, dass der Verkauf des Mellrichstädter Tochterunternehmens im ersten Quartal 2014 über die Bühne gehen würde.
Es ist anders gekommen, und so stellt sich die Frage: Wie sieht es aus, wie steht es um Maintools? Im Gespräch mit dieser Zeitung nimmt Pfister, seines Zeichens Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt, explizit Stellung zur gegenwärtigen Situation, die ihm einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat – bedenkt man, dass die Absage des Investors förmlich aus heiterem Himmel kam.
Alles sei fest vereinbart gewesen, schildert Dieter Pfister den Zeitpunkt Mitte vergangener Woche, die Finanzierung stand, der Kaufvertrag war unterschriftsreif ausgehandelt und „die neue GmbH des Investors bereits gegründet“. Nur der Vorstellungstermin bei der Belegschaft in Mellrichstadt stand noch aus. Dass letztlich kein Investor kam, sorgte verständlicherweise für lange Gesichter. Pfister: „Wie bei mir war auch die Enttäuschung bei der Belegschaft sehr groß.“
Die Zeit drängte für eine Lösung. Doch welche Alternative bot sich an? Noch dazu in der Kürze der Zeit! „Mellrichstadt ist überlebensfähig“, aus dieser Überzeugung heraus wird Dieter Pfister nun Maintools Formenbau als eigenständige GmbH fortführen. Dabei, fügt er hinzu, werde ihm seine Frau finanziell zur Seite stehen.
Das Ganze ist laut Pfister „alternativlos, sonst müsste schließlich die Schließung des Betriebs angestoßen werden“. Die Arbeitsplätze der 80 Mitarbeiter sollen im neuen Unternehmen weitgehend erhalten bleiben, sagte Pfister auf Nachfrage zu. Darüber sei er sowohl mit dem Betriebsrat vor Ort wie auch mit der IG Metall im Gespräch.
Dieter Pfister zeigt Flagge und geht die Sache mit einer guten Portion Optimismus an. Denn die Marktsituation einerseits „ist nicht schlecht“, andererseits „sind das Know-how und die Firmenleistung von Maintools Formenbau sehr gut“, lobt er ausdrücklich. Schließlich sind die Mellrichstädter auf den Formen- und Werkzeugbau spezialisiert – und das seit Jahrzehnten. Nun gelte es, schnell wieder Aufträge an Land zu ziehen und Kunden zu binden.
Die nächsten Schritte: Das Unternehmen bekommt einen neuen Namen und das Datum der Übernahme wird festgelegt.
Betriebsrat war nicht bange
Von den Hiobsbotschaften in der Vergangenheit hat er sich nicht verrückt machen lassen, Betriebsratsvorsitzender Jürgen Breunig legt auch in schwierigen Situationen Gelassenheit an den Tag. Er habe nie daran gezweifelt, versichert er auf Nachfrage dieser Zeitung, dass „es bei uns weitergeht. Da war ich mir ganz sicher“. Und diese Zuversicht habe er auch nach außen getragen und die Mitarbeiter spüren lassen.
Mit Erfolg. Die Mitarbeiter hätten schon grünes Licht bekommen, Angebote zu schreiben und Aufträge zu bestätigen, macht Breunig deutlich. Wenngleich, bedingt durch den betrieblichen Vorlauf in dieser Branche, bis Mitte/Ende März noch eine Durststrecke zu überwinden sei. Im Rückblick auf August 2013, als die Maincor AG Eigeninsolvenz beantragt hatte, erinnert Breunig daran, dass „die Zahlen in Mellrichstadt damals gepasst haben“. Konkreter: „Es lag ein Auftragsbestand über 1,5 Millionen Euro vor.“
Was den Rückzieher des externen Investors betrifft, so habe er sich darüber nicht sonderlich erschrocken, erklärt der Betriebsratsvorsitzende. „Dieser Mann ist für mich ein Phantom“, sagt er unverblümt. Und begründet seine Aussage damit, dass niemand diesen Investor je im Betrieb gesehen habe. Und „mit uns vom Betriebsrat hat er auch nicht gesprochen“, ergänzt Breunig.
„Die Belegschaft ist gestählt“, so hatte Breunig die Stimmung nach der Übernahme der Vorgängerfirma Weißenberger, die im November 2010 insolvent gegangen war, beschrieben. Das habe sich auch jetzt gezeigt. Denn nur eine Handvoll Mitarbeiter haben laut Betriebsrat die Firma verlassen. „Wir sind gut. Es gibt ein Weiterkommen, haltet dem Betrieb die Stange.“ Breunigs Appell fruchtete. „Der Belegschaft muss ich ein hohes Lob aussprechen.“ Das sei ein positives Zeichen für den neuen Eigentümer: „Die Leute sind stolz auf ihren Arbeitsplatz.“
An dieser Stelle sagt der Betriebsratsvorsitzende Lob und Dank an die Adressen von Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Eberhard Streit, an die Sparkasse wie auch die IG Metall, die alle stets auf dem Laufenden waren. „Wir waren nie allein gelassen.“
Von der guten Nachricht zeigt sich natürlich das Stadtoberhaupt erfreut. Dass die Bemühungen um den Erhalt des Mellrichstädter Betriebs zum Erfolg geführt haben, „darüber freue ich mich für die Mitarbeiter und deren Familien und die Stadt Mellrichstadt insgesamt“.