Dem Vernetzungskonzept der unterfränkischen Museen „Kunst geht fremd“ und den guten Kontakten von Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf zu ihrer Studienkollegin Andrea Brandl von der Kunsthalle Schweinfurt ist es zu verdanken, dass dieser Tage wieder eine außergewöhnliche Ausstellung im Kloster Wechterswinkel ein Ausrufezeichen setzt. Unter dem Titel „Alles im Fluss: Wasserbilder aus der Sammlung von Joseph Hierling – Expressiver Realismus“ werden Malereien präsentiert, die sich mit dem Leben im, am und auf dem Wasser befassen.
Und damit wird die Ausstellung, die bis 16. Juni dauert, quasi zu einem Bestandteil der großen Landesausstellung „Main und Meer“, die vom Haus der Bayerischen Geschichte vom 9. Mai bis 13. Oktober in der Kunsthalle Schweinfurt gezeigt wird.
Hedrich-Scherpf war bei der Vernissage sichtlich stolz auf das, was in den nächsten Wochen in Wechterswinkel dargeboten wird. Josef Hierling war mit seiner Frau Elke aus dem oberbayerischen Tutzing nach Wechterswinkel gekommen, um bei der Ausstellungseröffnung dabei zu sein. Ein Hingucker in der Ausstellung ist das Faltboot der Künstlerin Mia Hochrein aus Münnerstadt, das die Ausstellung ergänzt.
Der Sammler selbst verwies in seinem Grußwort darauf, insgesamt 1000 Werke in 40 Jahren zusammengetragen zu haben. Werke, die „Kunst des expressiven Realismus“ sind, bei der es sich um die so genannte „Kunst der verschollenen Generation“ handelt. Das waren Junge Künstler, die in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen keine Möglichkeit hatten, sich einen Namen zu machen. Hierling nennt als als Motiv für seine Sammelleidenschaft eine Art „Wiedergutmachung für diese Malergeneration“, die damals so schmählich durch das Raster der Herrschenden gefallen ist.
Kräftig die Werbetrommel für die Landesausstellung in der Schweinfurter Kunsthalle rührte Andrea Brandl. Die Werke der Maler der „verschollenen Generation“, wie Walter Becker, Frank Franz, Fritz Gartz, Käthe Loewenthal, Hans Olde, Wolf Röhricht oder Julius Schülein sind im „Kloster Wechterswinkel“ nach Themen gruppiert. Die „Wasserbilder“ leben dabei von ihrer motivischen Vielfalt: Flusslandschaften oder Hafenansichten wechseln mit Meeresbuchten und Seenlandschaften. Auch Bach- und Flussläufe sind ebenso wie die Badenden beliebte Motive. Merkmale des Expressiven Realismus sind dabei gerade das Expressive, die Farbgewalt und der malerische Reiz.
Das Bild „Hochwasser“ könnte auch aus der Rhön stammen, meinte Andrea Brandl und schuf damit den lokalen Bezug. Schließlich fließt ja auch der Elsbach über die Streu und Saale in den Main. Als persönliche Favoriten hat Andrea Brandl die kleinformatigen Bilder ausgemacht, bei denen es sich um asymmetrische Kompositionen, um echte, charakteristische Meisterwerke mit großem Charme handeln würde.
Ein besonderer Hörgenuss waren auch die musikalischen Darbietungen an diesem Abend. Thomas Betzer am Klavier und Sopranistin Nicole Schömig verliehen der Ausstellungseröffnung mit passenden Werken von Franz Schubert (Die Forelle) und Antonin Dvoøak.
Die „Wasserbilder“ aus der Sammlung von Joseph Hierling können zu den Öffnungszeiten des Klosters Wechterswinkel samstags und sonntags sowie feiertags von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden. Führungen: Am Sonntag, 12. Mai, und am Sonntag, 16. Juni, jeweils um 14.30 Uhr. Am Donnerstag, 6. Juni, kann man zudem an einer „Art after Work“-Führung teilnehmen.