Viel Wirbel um den Maibaum herrscht aktuell in den Ortsteilen der Marktgemeinde Oberelsbach. Vielleicht einerseits deswegen, weil die Maifeiern in allen Dörfern erstmals nach zwei Jahren Corona wieder stattfinden durften, andererseits aber auch, weil sich die Geister darüber scheiden, wo die Grenzen beim "Brauch" des Maibaumdiebstahls zu ziehen sind. Bei den Verantwortlichen in Ginolfs und in Unterelsbach ist "eine rote Linie überschritten"– jeweils auf unterschiedliche Art und Weise.
Noch immer erzürnt ist Tage danach der Vorsitzende des Heimat- und Musikvereins Ginolfs Marco Schrenk: "Ich habe schon 40 Jahre Maibaumbrauch mitgemacht – vom Aufstellen über selbst initiierten Diebstahl bis zum Auslösen – aber so etwas habe ich noch nicht erlebt!", berichtet er.
Was ist nach der Maifeier in Ginolfs passiert?
Mit einem schönen Dorffest mit Musik und Tanz hatten die Ginolfser am Samstagabend ihren 15 Meter hohen Maibaum in der Dorfmitte errichtet. 70 bis 80 Ginolfser seien dabei gewesen. Die Freude war groß über das erste richtige Dorffest nach den Corona-Beschränkungen. Kurz vor Mitternacht war Schluss und auch die Musikanten, die das Fest organisiert hatten, traten den Heimweg an.
Nicht viel später war der Schrecken groß: Der Maibaum lag an Ort und Stelle abgesägt quer über der Straße. Lausbuben hatten sich wohl mit einer Akkusäge ans Werk gemacht und einfach die Stange abgeschnitten. Statt 15 Meter war die Stange plötzlich nur noch zwölf Meter lang. "Das hat nicht mit Tradition zu tun", erklärt Marco Schrenk. Durch diese Tat entstand ein großer Schaden, da die Stange jedes Jahr wiederverwendet wird, nur die Krone wird normal neu gemacht. Noch dazu habe man die Gefährdung von Verkehrsteilnehmern und Anliegern billigend in Kauf genommen.
Die Lausbuben haben gegen die goldene Regel verstoßen
Im Gegenteil, wie Schrenk ausführte, gelte die goldene Regel, dass der Baumklau dann tabu ist, wenn er erfolgreich errichtet wurde. Beschädigungen, wie es hier der Fall war, seien schon mal gar nicht erlaubt. Jedenfalls haben die Ginolfser noch in der Nacht Initiative ergriffen, die Stange sauber abgeschnitten und den Maibaum, eben etwas niedriger, wieder aufgestellt.
Von früheren Zeiten weiß Marco Schrenk noch, dass gerade die Weisbacher und Ginolfser sich gerne und mit großer Freude gegenseitig den Maibaum entwendet haben. Gegen eine kleine Auslöse wie zwei Kästen Bier tauchte der Baum dann wieder auf und man setzte sich in geselliger Runde zusammen. "So eine Gaudi macht man mal mit", so Schrenk, "aber das hier geht gar nicht!"
In Unterelsbach wurde sogar die Polizei eingeschaltet
Das Gegenteil, wie er meint, sei dieses Jahr in Unterelsbach passiert. Als in der Nacht vor der Maibaumaufstellung der Maibaum – man vermutet, es waren Oberelsbacher beteiligt – gestohlen wurde, kannten die Verantwortlichen der Unterelsbacher Wehr keinen Spaß und haben Anzeige bei der Polizei erstattet. "Das ist wiederum auch nicht angebracht", urteilt der Ginolfser Vereinsvorsitzende, der die Geschichte aus Erzählungen kennt.
Dietmar Hesselbach, als Kommandant und Feuerwehrvereinsvorsitzender der Unterelsbacher Wehr verantwortlich für den Vorgang widerspricht: "Wenn überhaupt, dann gibt es gewisse Regeln beim Maibaumstehlen!", meint Hesselbach.
Dazu gehöre seiner Meinung nach zum Beispiel, dass man nur einen Maibaum klaut, wenn man selber einen aufstellt. Oder auch, dass man ihn mit Hand wegträgt statt mit einem fahrbaren Gefährt entwendet. Fraglich sei auch, ob man den Baum aus einer geschlossenen Scheune von einem Privatgrundstück stehlen darf und denselben auch wieder verschlossen verstecken darf.
15 Kästen Kulmbacher: Die Auslöse war eine Frechheit
Der Hauptgrund für die Aufregung sei jedoch die "unverhältnismäßig hohe Auslöse" gewesen. 15 Kästen Kulmbacher wollten die Verantwortlichen, was ja schon fast einem zu erwartenden Erlös des Dorffestes zur Maibaumaufstellung entspricht. "Das war unangemessen", so seine klare Meinung, die er mit seinen Feuerwehrkameraden teilt.
Hesselbach weist außerdem darauf hin, dass es sich einer Meinung nach beim Maibaumklau nicht um einen fränkischen Brauch, sondern um einen Brauch aus Oberbayern handelt, "der hier eigentlich gar nicht hingehört".
Aber auch noch Kulmbacher Bier fordern... das geht gar nicht!!!