Der kleine Laden hat schon bessere Zeiten gesehen. Damals, als es noch keine Supermärkte und Discounter auf der grünen Wiese gab. „Früher war auch sonntags auf“, erzählt Michaela Niedt. „Von 10 bis 12 Uhr Uhr ging es richtig gut.“ Dann kamen nämlich die Männer nach dem Kirchgang. Und die kaufen anders ein als Frauen.
Ein Eis für die Kinder durfte nicht fehlen
Eis für die Kinder, mal eine Flasche Wein, die „Bild am Sonntag“ und die eine oder andere Zutat, die noch fehlte, wenn kurz entschlossen noch ein Kuchen für den Nachmittagskaffee gebacken werden sollte.
„Früher“ war bis vor 14 Jahren, als noch die Mutter von Michaela Niedt den Laden führte. Sie ist allerdings vergangenes Jahr gestorben und seither steht ihr Mann Fritz täglich an der Kasse. Der ist nun aber auch schon 79 Jahre alt und deshalb hilft Tochter Michaela, die als Krankenschwester arbeitet, immer öfter mit, wenn sie Zeit hat.
Nachmittags im Jagdrevier
Geöffnet ist montags bis samstags von 6.30 bis 12.30 Uhr. „Und Montagnachmittag für Stammkunden“, ergänzt Fritz Niedt, der an den Nachmittagen stets mit seinem Hund im eigenen Jagdrevier unterwegs ist.
Manchmal liefert er auf seinen Spaziergängen auch Lebensmittel aus, wenn schon etwas betagte Kunden wegen einer Erkrankung nicht aus dem Haus können. Und natürlich schaut Niedt auch mal nach dem Rechten oder ruft an, wenn eine Stammkundin mehrere Tage nicht im Laden aufgetaucht ist.
Leben kann man von solch einem Laden nicht mehr
Leben kann man von den Einnahmen des gut 60 Quadratmeter kleinen Ladens schon lange nicht mehr, gibt die Tochter zu verstehen. Für ihren Vater, der seine Rente genießt, liefert der Lebensmittelhandel auch mehr eine gute Unterhaltung, denn einen notwendigen Lebensunterhalt.
Irgendwo muss in der Familie Niedt aber das Kaufmannsgen schlummern, denn auch schon Enkel Sebastian hilft in den Ferien gern im Laden mit und verdient sich so ein wenig Taschengeld. Zumal das Geschäft im kommenden Jahr seit 80 Jahren existiert. Die Familie plant für die wärmere Jahreszeit zu diesem Ereignis ein kleines Fest, wie Michaela Niedt verraten hat.
Im Schnitt 70 Kunden kommen täglich zum Einkaufen und um die neuesten Nachrichten auszutauschen. Zu ihnen zählt auch Erika Bauer. „Man kriegt alles – Wurst, Käse und so weiter“, lächelt sie. „Das ist schon viel wert.“
Kunden auch aus Thüringen
Die Nahversorgungsumfrage der Grabfeldallianz hält die Rentnerin für eine gute Sache, weil sich da jeder äußern konnte. Einen rollenden Verkaufswagen für Trappstadt oder andere Gemeinden, wie einer der Vorschläge im Vorfeld lautete, kann sie sich aber nicht vorstellen. Kunden kommen auch aus Alsleben sowie den benachbarten thüringischen Gemeinden Milz und Eicha.
Es gibt auch Sonderangebote
Die Preise beim „Fritz“, wie der Lebensmittelladen im Dorf genannt wird, befinden sich im Normalbereich, wie man sich beim kurzen Blick auf die Waren überzeugen kann. Auch Sonderangebote gibt es natürlich. „Aber wer kauft deswegen schon drei Tafeln Schokolade auf einmal“, nur weil sie gerade billiger sind“, gibt Michaela Niedt zu bedenken. Die Artikel beziehen sie von der Lebensmittelhandelsgesellschaft (LHG) in Eibelstadt, das Brot liefert der Bäcker aus Ermershausen, die Wurst der Metzger aus Sulzdorf.
Besonders beliebt ist der heiße Leberkäse, den es jeden Samstag von 6 bis 9 Uhr gibt. Bis zu zehn der dicken und leckeren Laibe gehen in dieser Zeit über die Ladentheke.