Dem Ehepaar Ferdinand und Elisabeth Kraus fiel auf, dass die am Bahnhofsweg stehende Madonna, der schon seit vielen Jahren die Hand fehlte, sehr unter den Witterungsverhältnissen litt.
Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Michael Kraus, dass er für eine Reparatur einen kleinen Fond habe und veranlasste seitens der Stadt die Suche nach einer Firma, die die Restaurierung übernehmen könnte. Fündig wurde man mit der Fa. Weigand aus Weisbach. Von ihr wurde dann 2021 die gesamte Marienfigur gereinigt, eine neue Hand gestaltet und anmodelliert. Fehlte nur noch das Zepter.
Beim Weihnachtsmarkt kam Ferdinand Kraus mit Harald Schellenberger, einem Hobby-Drechsler, ins Gespräch. Nach einem Bild von der Madonna fertigte Schellenberger dann ein erstes Muster des Zepters. Als es um das Vergolden ging, brachte Wolfgang Hippeli bei Schellenberger die Sprache auf Wolfgang Miller, einen Drechslermeister und Lehrer an der Berufsschule. Nach dem Berufsbild "Drechsel- und Elfenbeinschnitzer" durchlaufen im Blockunterricht in Bad Kissingen sieben junge Leute aus verschiedenen Lehrgängen, die aus ganz Deutschland kommen, diese Ausbildung.
Sie haben Interesse an Tischler- und Restaurationsarbeiten, wollen ihren Meister oder sich selbständig machen oder sich weiterbilden. Alle haben ihre Lehrstelle in größeren oder kleineren Betrieben. Neun Wochen Blockunterricht finden im Jahr statt. Das Drechslerhandwerk gehört in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe. In jedem Unterricht gibt es eine Gemeinschaftsarbeit, wobei man nicht weiß, was auf einen zukommt, der Lehrer muss sich darauf einlassen, führte Wolfgang Miller aus Maßbach aus.
Die Schüler hatten sich die Madonna angeschaut und jeder für sich dann als Schulprojekt einen Entwurf hergestellt und danach ein Muster gedreht. Das ausgesuchte Teil hat Wolfgang Hippeli mit den Schülern in der Werkstatt in Bad Kissingen vergoldet. Er bezeichnete diesen Arbeitsschritt als sinnvoll, weil die Schüler etwas für die Praxis erarbeiten konnten. Im Beisein seiner Schüler hat Wolfgang Miller kürzlich der Madonna wieder ihr Zepter in die Hand gegeben. Mit einer kleinen Bedachung wäre sie vor den Witterungseinflüssen geschützt.
Von: Brigitte Gbureck, für die Bürger aus Mellrichstadt und Umgebung