Wenn sie wieder auf die Welt kommt, wird sie bayerische Ministerpräsidentin. Davon ist Luise Kinseher überzeugt, und wer würde es der wunderbaren Kabarettistin, die mehrfach als Mama Bavaria den Politikern auf dem Nockherberg die Leviten gelesen hat, nicht gönnen. Die Rolle der Mutter über ihre bayerischen und fränkischen Töchter und Söhne kann sie nicht abstreifen. Auch nicht bei ihrem umjubelten Auftritt mit dem aktuellen Programm "Mamma Mia Bavaria" in der Stadthalle vor einem großen Publikum.
Rollenspiele und Aufreger
Jeder hat eine Mama, sagt Luise Kinseher. Sogar der Donald Trump. Was auch niemand bestreitet, außer Donald Trumps Mama. Aber nein, ohne Spaß, Luise Kinseher will für alle Menschen im Freistaat da sein. Dafür lebt sie, dafür hält sie die schützende Hand als Mama Bavaria über ihre Kinder. Es folgt ein familiärer Abend in der Stadthalle ("Die Schuhe bitte anlassen!") mit diversen Rollenspielen, zahlreichen Aufregern und zwei Liedern vermeintlicher bayerischer Nationalhymnen.
Die Vorteile der nördlichen Unterfranken
So freut sie sich, mal wieder ganz im Norden des Freistaates aufzutreten. "Bad Neustadt ist ein Ort, da muss man nicht hin, aber man kann", sagt Luise Kinseher, "und man wird nicht von Sehenswürdigkeiten erschlagen." Sie dauert die Menschen in Bad Neustadt ob deren politischer Bedeutungslosigkeit, aber im Vergleich zu München gebe es im nördlichen Unterfranken schon einige erhebliche Vorteile.
"In München knüpfen Kinder in den Kitas Teppich, um etwas dazuzuverdienen", sagt Luise Kinseher mit Blick auf die horrenden Mietpreise in der Landeshauptstadt. "Heimat wäre in München eine bezahlbare Dreizimmerwohnung." Alles, so betont sie, sei dort überhitzt. Allein schon, weil Starkoch Alfons Schuhbeck, der den heute obligatorischen Ingwer sogar dem Schweinsbraten zufügt, seine 95 Rezepte an die Münchner Rathaustür genagelt hat.
Luise Kinseher statt "Fastnacht in Franken"
Das Publikum fühlt sich bei Luise Kinseher "dahoam". Schließlich haben die Zuschauer in der Stadthalle zu Hause am Fernseher die "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim zugunsten der Kinseher ausfallen lassen. Was diese durchaus zu würdigen weiß.
Natürlich hat sie ganz in der Tradition der Mama Bavaria auch eine Menge Schelte für die bayerischen Politiker rund um Söder, Aiwanger etc. mitgebracht. Doch gar zu lange hält sich Luise Kinseher damit nicht auf. Sie widmet sich lieber ihren Töchtern und Söhnen im Freistaat oder sorgt sich ums Klima. "In dieser Welt sieht es gerade aus, wie im Zimmer eines 15-Jährigen", sagt sie. Und eine Woche wandern nahe Lenggries ohne Smartphone dabei, sei für Jugendliche schon beinahe eine Nahtoderfahrung. Weshalb auch nur ein Bruchteil der jungen Leute diese Wanderung schafft.
Kein Zweifel, Luise Mama Bavaria Kinseher sorgt sich um ihre Schäfchen. Die danken es ihrer Mama in der Stadthalle mit lange anhaltendem begeisterten Beifall.