Eigentlich sollten mit Beginn des laufenden Schul- und Kindergartenjahres im September alle Klassen- und Kitazimmer mit mobilen Luftfiltern oder entsprechend ausgerüsteten Lüftungsanlagen im Kampf gegen Corona ausgerüstet worden sein. Eigentlich. Doch das ist in der Praxis so schnell gar nicht in die Tat umzusetzen, wie sich am Beispiel der städtischen Schulen und Kitas zeigt. Ein Ingenieurbüro erstellt derzeit im Auftrag der Stadt die Planungen. Bis die Luftfilter aber kommen, wird es wohl 2022. Teuer wird das Ganze obendrein. Die Stadt rechnet mit einem hohen sechsstelligen Betrag. Mindestens.
Im Juli hatte die Bundesregierung die Förderung von mobilen Luftfiltern für Schulen beschlossen. Der Bund stellt hierfür 200 Millionen Euro bundesweit zur Verfügung. Das war kurz vor den Sommerferien. Geschehen ist seitdem nicht viel: Bis Ende September wurde aus diesem Topf, der über die Länder verteilt werden soll, noch kein Cent abgerufen.
Installation hinkt den Erwartungen hinterher
Von dem angekündigten Ziel, zu Schuljahresbeginn alle rund 650 000 Klassenzimmer in deutschen Schulen entsprechend gegen Corona zu rüsten, ist man noch meilenweit entfernt. (Quelle: tagesschau.de) Nach wie vor hinken Ausbau und Installation den Erwartungen und Forderungen von Lehrerinnen und Lehrern wie Eltern und natürlich der Schülerinnen und Schüler hinterher.
In Bad Neustadt sind auch noch keine mobilen Luftfilter für Schulen wie für Kindertagesstätten und Schülerhorte eingekauft worden. Aber die Planungen hierfür laufen immerhin auf Hochtouren. In der nächsten Stadtratssitzung Ende Oktober sollen die Weichen für die Anschaffung der Filteranlagen gestellt werden, bestätigen Bürgermeister Michael Werner und Stadtbaumeister Michael Wehner auf Anfrage dieser Zeitung. "Das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint", sagt Michael Werner.
Konzept soll sinnvoll und nachhaltig sein
Die Stadt verfolgt seit den Sommermonaten ein ausführlicheres Gesamtkonzept: Es sollen nicht blind für Klassen- und Kitaräume mobile Luftfilter angeschafft werden, sondern, wo vorhanden, Lüftungsanlagen ertüchtigt werden und, wo es keine Lüftungsanlagen gibt, die passend zur Raumgröße optimalen mobilen Luftfilter eingekauft werden. Immerhin dreht es sich allein in den Grundschulen, der Mittelschule und der Realschule um rund 110 Klassenzimmer. Hinzu kommen sämtliche Räume in den Kitas.
Das Ingenieurbüro Helfrich aus Bad Kissingen erstellt derzeit ein Konzept im Auftrag der Stadt. "Alle Räume wurden hierfür entsprechend begutachtet", so Michael Wehner. Der Stadtbaumeister betont: "Es soll ein sinnvolles und nachhaltiges Konzept erstellt werden, das neben der Luftreinigung vielleicht auch energetisch etwas bringt und über die Pandemie hinaus positive Effekte nach sich zieht".
Sinn und Nutzen der Luftfilter sind umstritten
Die Ungeduld mancher Mitbürger kann der Bürgermeister nachvollziehen: "Ich verstehe die Bürgerinnen und Bürger und die Eltern", sagt Werner. "Aber", so der Bürgermeister, "ein Schnellschuss, der vielleicht Millionen Euro kostet, das kann nicht unser Ziel sein. Wir kaufen nicht einfach Luftfilter, ohne zu wissen, ob die auch richtig funktionieren." Wenn auf dem Schulberg einfach in jedem Klassenzimmer der mobile Luftfilter eingeschaltet wird, könnte dies im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch der Stromversorgung führen. "Das müssen wir auf jeden Fall verhindern, und deshalb genau planen, was wir wo installieren."
Hinzu kommt, dass Sinn und Nutzen gerade der mobilen Luftfilter in der Öffentlichkeit wie unter Experten noch immer umstritten sind. Das regelmäßige Lüften bringt mitunter den gleichen Effekt, kostet aber kein Geld. Von Heizkosten im Winter einmal abgesehen. Obendrein ist, im Falle der Mittelschule, noch gar nicht klar, was und wie kurz vor einer Generalsanierung angeschafft werden soll und muss.
Die eventuelle Nachrüstung von komplexen Lüftungsanlagen in anderen Schulen und Kitas dürfte obendrein noch einige Planungszeit in Anspruch nehmen, wenn diese nachhaltig ausgeführt werden soll. Die ersten mobilen Luftfilter könnten vielleicht bis Ende des Jahres, wohl aber erst im ersten Quartal 2022 kommen. Dazu kommen weitere Probleme: Zum einen die Lieferbarkeit der Geräte und Filter und zum anderen die stetig steigenden Preise. Lüftungsanlagen wie Luftfilter werden, ob der immens hohen Nachfrage weltweit, beinahe von Tag zu Tag teurer.
Eine kleine Nachhilfe in Mathematik für eine schnelle Kernmassnahme: Bei grosszügig geschätzten 50 Klassenzimmern in den den Grundschulen und 4.000 € pro mobilem Luftfilter komme ich auf 200.000 €, davon werden 50 % bezuschusst. Also weit weg von Millionen !
Natürlich sind Mobilfilter kein Allheilmittel, aber ein wertvoller Beitrag zur Reduzierung der Infektionsweitergabe.
Und deshalb sollte der Stadt die Gesundheit unserer Grundschüler der moderate Betrag durchaus wert sein.
Aber es wird nicht das letzte gefährliche Virus sein, das uns bedroht.
Weshalb kann man so ein Projekt nicht von Anfang an (der übrigens viel zu spät war trotz vielfacher rechtzeitiger Hinweise !!) in Segmente unterteilen:
o sofortige Beschaffung mobiler Filter für die Grundschulen --> da liegt man weit weg von der angedrohten Million, basierend auf Untersuchungen und Erfahrungen anderer Kommunen
o dito für 5. und 6. Klassen
o diese Geräte lassen sich sicher auch noch nach Corona anderweitig nutzen
o keine schnellen Beschaffungen für 7. und höhere Klassen --> da gibt es nachhaltige Impf-Empfehlungen !
o und dann kann "in aller Ruhe" ein Planungsbüro untersuchen, inwieweit bauliche Veränderungen einschl. dem Einbau stationärer Anlagen noch Sinn macht
o aber unsere Stadtverwaltung / unser Bgm. konnte dementsprechenden Vorschlägen, weshalb auch immer, nichts abgewinnen !