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MELLRICHSTADT
Loriots Feierabend grandios in Szene gesetzt
Lesen und lachen: Vergnügt zeigen die drei Vorleser von „Mellrichstadt liest“ die Bücher ihrer Lieblingsautoren: Peggy Geßner schwärmt für Dieter Nuhr, Rudolf Ledermann (Mitte) für Mark Twain und David Henkes für Ephraim Kishon.
Foto: Fred Rautenberg | Lesen und lachen: Vergnügt zeigen die drei Vorleser von „Mellrichstadt liest“ die Bücher ihrer Lieblingsautoren: Peggy Geßner schwärmt für Dieter Nuhr, Rudolf Ledermann (Mitte) für Mark Twain und David ...
Von unserem Mitarbeiter Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 08.01.2016 11:06 Uhr

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Moderatoren von „Mellrichstadt liest“ hatten sich, passend zur Fastnachtszeit, bei der Sonntagslesung für das Rahmenthema „Humoristisches“ entschieden. Zusammen mit Gastleser Rudolf Ledermann brachten Peggy Geßner und David Henkes im Café Art in Mellrichstadt witzig-ironische Texte zu Gehör. Die ausgesuchten Autoren waren Mark Twain, Erich Kästner, Ephraim Kishon, Loriot, Heinz Erhardt und Dieter Nuhr.

Diese Autorenauswahl garantierte amüsante Unterhaltung. Rudolf Ledermann eröffnete die Lesereihe auf ungewöhnliche Weise: Er ließ das Publikum aufstehen, sich mit einem Arm weit nach oben gewaltig strecken, den anderen Arm auf den Rücken gelegt. Eine Dehn- und Entspannungsübung also? Mitnichten. „Jetzt haben sie sich mal selber auf den Arm genommen“, teilte er schmunzelnd den Gästen mit.

Ja, zum Humor gehört auch, dass man auch mal über sich selber lacht. Aber vor allem über andere, über deren Torheiten und über die oft grotesken Umstände des Lebens. Mit seinem Lieblingsautor seit seinen Schultagen, Mark Twain, begann Ledermann. Die Geschichte des amerikanischen Autors von der nervenden Alarmanlage der McWilliamses ist an Ironie und Groteske kaum zu überbieten. Die Anlage reißt die Hausbewohner nämlich mit einem infernalischen Krach aus dem Schlaf, obwohl gar kein Einbrecher da ist.

David Henkes setzte die Lektüre mit einer Erzählung von Ephraim Kishon fort. Dieser liegt entspannt am Strand und legt sich die Tageszeitung über das Gesicht. Dummerweise ist da aber ein Kreuzworträtsel zu sehen, und das lockt eine Bande junger Leute an, die unbedingt das Rätsel lösen wollen. Weil sie dem Ruhesuchenden ja doch keine Ruhe lassen, hilft er ihnen schließlich und gibt sich dabei als der profund Gebildete aus. Die jungen Burschen sind noch dümmer als er und merken nicht, was für einen Schwachsinn er als Lösungswörter vorschlägt.

Peggy Geßner streute zwischen die Erzähltexte einige für Heinz Erhardt typische Aphorismen. „Wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart den anderen die Arbeit“, zum Beispiel, oder „Zum einen Ohr rein und zum anderen raus, und dazwischen auch nicht viel“. Besonders zum Lachen war die Ballade von der „Made hinter der Rinde“ und ihrem Kinde, die für ihre Wanderlust mit dem Leben bezahlen muss. Ähnlich komisch auch die Beispiele von misslungenen Schlagzeilen oder Werbeplakaten aus dem „Irrgarten der deutschen Sprache“ von Bastian Sick.

Ihr deklamatorisches Talent konnten Henkes und Geßner besonders gut entfalten, wenn sie einen der komischen Dialoge von Loriot gemeinsam vortrugen. Geßner verkörperte in „Der Feierabend“, in „Wie findest du mein Kleid?“ und in „Der kaputte Fernseher“ glänzend eine hysterische Ehefrau, die mit ihrer Irrationalität und Beifall heischenden Geschwätzigkeit ihren Mann nervt, ihm das Wort im Mund rumdreht und es im Handumdrehen versteht, einen Streit vom Zaun zu brechen. Henkes mimte dabei den bemitleidenswerten Ehemann in hingebender Geduld, bis ihm endlich der Geduldsfaden riss und er auch mal ordentlich losbrüllte.

Eine Zunge, beweglich wie ein Gummiseil braucht man aber, wenn man „Die Fernsehansage“ von Loriot vortragen will. Bei diesem von einer Fernsehansagerin zusammengefassten Rückblick auf eine Serie von acht bereits gesendeten Folgen wimmelt es von englischen Namen und Ausdrücken, zungenbrecherischen Häufungen des für deutsche Zungen so heimtückischen, berüchtigten „th“. Grandios, wie Geßner dieses Kunststück der Rezitation in den Griff bekam.

Um sich eine Geschichte wie Twains „Endlich eine Silbermine“ auszudenken, braucht man schon einen Querdenkerverstand. Der Held der Erzählung kommt auf eine vertrackte, aber nach seiner Deutung ganz ehrliche Weise in den Besitz von drei Dollar. Mit Dieter Nuhr ließ sich Peggy Geßner dann über die menschliche Intelligenz aus, wobei sich der bekannte Kabarettist geradezu bewusstseinsspaltend über die Mechanismen des Denkens und der Abläufe im Gehirn auslässt. Und findet: „Unglaubliche Blödheit ist die Grundlage des Glücklichseins“.

Mit einer launigen Kritik über das Nicht-Funktionieren des Kommunismus beendete Ledermann den unterhaltsam-amüsanten Vorlesenachmittag.

Hinweis für alle Freunde von „Mellrichstadt liest“: Ab März 2015 findet die Lesereihe immer erst am zweiten Sonntag im Monat statt, um Terminüberschneidungen mit der Serie „Leben im Schloss“ in Mühlfeld zu vermeiden.

 
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