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Eyershausen
Lockdown-Idee in Eyershausen: Kartoffeln für einen guten Zweck
Mit einem Holder aus den 50er Jahren wurden die Kartoffeln vom Feldrand abtransportiert
Foto: Volker Schmid | Mit einem Holder aus den 50er Jahren wurden die Kartoffeln vom Feldrand abtransportiert
Volker Schmid
 |  aktualisiert: 14.02.2024 09:24 Uhr

Es war so eine Idee während des Lockdowns. "Ehe man verhungert, baut man für den Eigenbedarf selbst Kartoffeln an." Das überlegten sich einige Männer in Eyershausen.  Dann ergab ein Satz den anderen. "Ich hätte einen kleinen Traktor mit Kartoffelschleuder", so der eine, "ich eine Legemaschine und sieben Ar Feld dazu", so der nächste. Gesagt, getan. Also machten sich die Männer ans Werk. Die über 50 Jahre alte Legemaschine lag in Teilen seit einigen Jahrzehnten in einer Scheune in Schwanhausen. Mit dem Fachwissen des Seniors auf dem Hof der Familie Schleicher wurde die Maschine wieder zusammengebaut. Und tatsächlich, sie funktionierte.

Kartoffelanbau ist auch Handarbeit

Anfang April brachte man dann vier verschiedene Saatkartoffeln in die Erde. In den Wochen darauf wurde, wieder mit den schon historischen Gerätschaften, die Kartoffelreihen angehäufelt. Auch die manuelle Beseitigung des Unkrautes war eine Aufgabe, welcher sich der Grundstücksbesitzer dankenswerterweise widmete. Käfer wurden händisch gelesen und auf dem guten Kartoffelboden westlich von Schwanhausen gediehen die Pflanzen sichtlich gut. Das Wachstum der Kartoffeln überließ man der Natur und setzte keine chemischen Hilfsmittel ein.

Nach der Ernte der etwa 1,5 Tonnen Kartoffeln wurden diese verladen und auf dem Hof in Schwanhausen verkaufsfertig abgepackt. Die Helfer zeigten sich sehr zufrieden mit der Ernte und taten hier gemeinsam etwas für die Gute Sache.
Foto: Volker Schmid | Nach der Ernte der etwa 1,5 Tonnen Kartoffeln wurden diese verladen und auf dem Hof in Schwanhausen verkaufsfertig abgepackt.

Die erste Ernte war vielversprechend

Nach der guten Ernte der ersten Frühkartoffeln im August, und einer Hochrechnung über die noch im Boden liegenden späteren Sorten, bemerkten die Männer, dass der Ertrag, der zu erwarten war, den Bedarf der eigenen Familien deutlich übersteigt.

Die Männer planten um: Da ja der Lockdown beendet und auch das Ende der Pandemie absehbar war, wurde auch klar, dass man seine Kartoffeln doch noch im Supermarkt oder beim Bauern kaufen kann und dass man viel zu viele Kartoffeln ernten würde. So entschloss man sich, die ganze Ernte zu verkaufen und den Erlös für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen.

Aber erst mussten ja alle Kartoffeln einmal geerntet werden. An einem sonnigen Septembersamstag war dann Erntetag. Freunde und Verwandte der Truppe, insgesamt 15 Personen, trafen sich am Kartoffelacker im kleinsten Gemeindeteil von Sulzdorf an der Lederhecke. Aus der Erde wurden die Knollen von Leander Bieber mit einem Siebroder der Firma Kuxmann geholt.

Gezogen wurde dieser von einem alten Cormick-Traktor aus dem Jahr 1958. Dann wurde gelesen. Sauber sortiert, die grünen und schlechten, und auch die ganz kleinen aussortiert. Die guten nach Sorten eingesackt und auf die Hänger vom Holder-Einachsertraktor von Kevin Schmid und dem Holder B12 von Max Homer geladen. Sina Schmid wurde, weil sie die größte Kartoffel gelesen hatte, zur Kartoffelkönigin ernannt.

Leander Bieber beförderte die Kartoffeln mit einem Roder ans Tageslicht.
Foto: Volker Schmid | Leander Bieber beförderte die Kartoffeln mit einem Roder ans Tageslicht.

Soziale Netzwerke für einen sozialen Zweck

Nach getaner Arbeit wurde am Kartoffelacker gemeinsam Kaffee getrunken und die Männer gönnten sich ein Kaltgetränk.  Abends saß die Erntetruppe bei Bratwurst und Lagerfeuer zusammen und besprach das weitere Vorgehen. Es standen der Verkauf der Kartoffeln, das Einsacken und der Vertrieb an.

Über die sozialen Netzwerke der Helfer wurden dann in kürzester Zeit die geernteten 1,5 Tonnen verkauft. Man einigte sich auf marktübliche Verkaufspreise, um mit niemandem groß in Konkurrenz zu treten. Einige Tage darauf trafen sich wieder einige der Helfer und verpackten die Bestellungen  in etwa 100 Kartoffelnetze, beschrifteten diese und lieferten sie teilweise noch frei Haus aus.

Zufriedene Kunden, dankbare Kinder

Werner Schleicher, der Besitzer des Feldes, spendete die Saatkartoffeln für den guten Zweck, sodass die Gruppe ansonsten überhaupt keine Ausgaben hatte. Die Kunden zeigten sich bei der Bezahlung sehr großzügig und legten etliche Euros als Spende zum Verkaufspreis hinzu. Insgesamt kamen so 1580 Euro für den guten Zweck zusammen. Man einigte sich den Erlös der Aktion komplett an die Elterninitiative Leukämie- und Tumorkranker Kinder Würzburg zu spenden.

Als Rückmeldung einer Käuferin bekam man ein Bild einer Kartoffel in Herzform mit den Worten: "Ein Herz für all diejenigen, die gegen den Krebs kämpfen. Dies war eine der ersten Kartoffeln aus eurem Sack, den wir bei euch für den guten Zweck gekauft haben." So war aus der Baubesprechung in Eyershausen eine Kartoffelaktion in Schwanhausen und anschließend eine edle Spende für den guten Zweck geworden. Derzeit überlegt die Truppe diese Sache im nächsten Jahr zu wiederholen. Die Chancen, hört man, stehen ganz gut.

 
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Kommentare
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  • M. C.
    Respekt! Schön, dass es noch solche Menschen gibt.
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  • R. A.
    Allein die Idee, die Umsetzung und das Durchhaltevermögen zeugt davon, dass in Deutschland noch nicht Hopfen und Malz verloren ist. Chapeau!!!
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