Jahrtausende lang lag Spanien am äußersten westlichen Rand der Alten Welt, im Altertum allenfalls interessant für die landhungrigen Römer und im Mittelalter für die Mauren als das Einfallstor für den Islam in Europa. Diese Randlage änderte sich schlagartig, als Kolumbus die Neue Welt entdeckte. Mit einem Mal hatte Spanien eine strategische Gegenküste, die mit ungeheuren Möglichkeiten lockte. Damit begann der Aufstieg des Landes zur Weltmacht. Das schlug sich in allen Bereichen der Kultur nieder, auch im Bereich der Literatur. Zwischen 1550 und 1680 erlebte das Land sein „Siglo de Oro“, sein goldenes Jahrhundert mit einer seither reichen literarischen Tradition.
Einige wenige Facetten aus dieser Tradition wollen die Moderatoren von „Mellrichstadt liest“ an diesem Sonntag im Café Art vorstellen. Beginn ist um 16 Uhr. Neben Peggy Geßner und Fred Rautenberg stellen Michael Graf und David Henkes einige Texte vor. Die Auswahl berücksichtigt die klassischen Autoren ebenso wie zwei moderne.
Der Auszug aus „Der große Vagabund Guzmán de Alfarache“ von Mateo Aleman, den Michael Graf vorlesen wird, führt an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in eine bunte und verrückte Welt, in der sich der Titelheld als typischer „picaro“, als „Schelm“ durchlavieren muss. Zu den ganz großen Werken der Weltliteratur gehört der „Don Quixote“ von Miguel de Cervantes, und aus diesem Roman trägt David Henkes eine bekannte Episode vor.
Im Mittelpunkt des Romans „Die Ratten“ von Miguel Delibes stehen das Naturkind Nini und sein Onkel, genannt „Rattenfänger“. Fred Rautenberg wird daraus einen Abschnitt vorlesen. In die Gegenwart springt der Roman „Der Friseur und die Kanzlerin“, aus dem Peggy Geßner vorlesen wird. Mit der Kanzlerin ist tatsächlich Angela Merkel gemeint, und an ihrer Person entzündet der Autor Eduardo Mendoza die Kritik eines Spaniers, der die deutsche Regierungschefin verantwortlich macht für die strenge Sparpolitik in Spanien und die damit verbundenen Einschränkungen für die Bevölkerung.