Etwas schwer geht nach wie vor das Firmenkürzel Lisi über die Lippen. Zu sehr sind die einstigen KKP-Produktionsstätten mit dem Namen Wulf verbunden, gleichwohl der Betrieb nun schon zwölf Jahre unter der Regie des französischen Konzerns geführt wird. Tatsächlich erinnern manche Teile der Fabrikgebäude und manche Maschine noch an diese Zeiten. Allerdings sahen auch Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Eberhard Streit im Rahmen der regelmäßigen Firmenvisiten des Landkreises zukunftsorientierte Entwicklungen.
Die französische Gruppe, deren größter Umsatz inzwischen gar nicht mehr im Ursprungsland gemacht wird, besitzt drei Standbeine: Raumfahrttechnik, Medizinbedarf und Automobiltechnik, erklärt Werksleiter Roger Schweigert. Mit 7200 Mitarbeitern wird ein Umsatz von 820 Millionen Euro erzielt. Ein nicht unerheblicher Teil wird von den 250 Mitarbeitern in Mellrichstadt erwirtschaftet.
Schwerpunkt der Fabrikation in Mellrichstadt ist, wie schon zu den Zeiten des Vorgängers, die Herstellung von Kunststoff-Verbindungsteilen und Clips für die Autoindustrie. Praktisch alle Fahrzeugmarken stehen auf der Kundenliste, daher bekomme der Betrieb auch den Produktionsrückgang in der Autoindustrie zu spüren. Prognosen, die jedoch auch wieder einen baldigen Aufschwung vorhersagen, unterstützt Schweigert. „Ich erwarte keine einschneidenden Ereignisse.“ Indiz dafür sei, dass der Betrieb im nächsten Jahr größere Investitionen vornehmen will und bereits begonnen hat, den Maschinenpark zu modernisieren.
Als optimal beschrieb Schweigert den Standort Mellrichstadt. Der Anschluss an die A 71 sei „Gold wert“ und die zentrale Lage in Deutschland ein großer Vorteil.
Kopfzerbrechen bereite ihm hingegen der Mangel an hochqualifiziertem Personal. Hier mache sich die Konkurrenz in der Region bemerkbar, die ihm Mitarbeiter abwerbe. An Lehrlingen herrsche weniger Mangel, derzeit seien 23 Auszubildende im Betrieb, ergänzte Schweigert. Habermann bot an, seine Kontakte zur Fachhochschule und den Berufsschulen zu nutzen, um als Vermittler aufzutreten.
Ein weiterer Faktor, der sich inzwischen deutlich auf die Bilanz niederschlage, sind die Strompreise, fuhr Maik Lindner, Leiter des Rechnungswesens, fort. Durch Einführung der EEG-Umlage zur Finanzierung des Ökostroms werden die Energiekosten des Betriebs erheblich in die Höhe getrieben. Die Entwicklung auf dem Rohstoffmarkt habe dagegen keinen gravierenden Einfluss, weil deren Kosten nur einen relativ geringen Anteil an den Gesamtkosten eines Produkts ausmachen, so Lindner.