Herbst 2009: Eduard Lintner tritt von der politischen Bühne in Deutschland ab. 33 Jahre war er für die CSU Bundestagsabgeordneter, unter anderem als Staatssekretär im Innenministerium. Ein Lebensabschnitt endete damals, das Leben ging und geht weiter: Am Dienstag wurde Eduard Lintner 70 Jahre alt.
Der heutige Münnerstädter stammt aus Marktlangendorf. Er studierte in Würzburg Jura und war seit 1969 für die Junge Union (CSU) aktiv. Über deren Liste zog er im Oktober 1976 in den Deutschen Bundestag ein. Als im Jahr 1977 der Rhöner CSU-Wahlkreis-Abgeordnete Alex Hösl bei einem Verkehrsunfall starb, betraute man damals Lintner als seinen Vertreter für den Wahlkreis mit dessen Aufgaben.
Lintner nahm die Aufgabe an, konsequent: Als Erstes verlegte er seinen Wohnsitz in die Mitte seines neuen Wirkungskreises (damals Wahlkreis 234 Bad Kissingen mit Rhön-Grabfeld und Haßberge) und zog nach Münnerstadt. Hier lebt er heute mit Ehefrau Alrun. Die vier Kinder sind erwachsen.
Lintners politische Karriere ist reich an Ereignissen. Seit 1982 war er „Obmann“ der CSU/CSU-Bundestagsfraktion im „Innerdeutschen Ausschuss“, wie es damals hieß. Damit war er der „deutschlandpolitische Sprecher“ seiner Fraktion. Gerade in den Zeiten des Kalten Krieges und im Vorfeld der deutschen Wiedervereinigung ein zentraler Posten in der deutschen Innenpolitik.
Nach der Deutschen Einheit holte Bundeskanzler Helmut Kohl Eduard Lintner als Staatssekretär ins Innenministerium (1991 bis 1998). Eine logische Entscheidung. Lintner kannte sich bestens mit der deutsch-deutschen Thematik aus.
Er war auch auf europäischer Ebene aktiv, beispielsweise als stellvertretender Vorsitzender des Rechts- und Menschenrechtsausschusses und Mitglied des Monitoring-Ausschusses der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Seit fünf Jahren ist Lintner zwar Rentner, er pflegt aber wie viele andere seiner Gattung den „Unruhestand“.
Auch heute noch hat er ein Büro in Berlin, wo er gesellschaftliche und politische Anliegen Aserbaidschans in Deutschland vertritt. „Das erfordert hin und wieder die persönliche Präsenz in Berlin“, umschreibt er seine Ausflüge in die Bundeshauptstadt, an die er nicht nur gute Erinnerungen hat.
Schafkopffreunde
Aber er pflegt dort Kontakte. Beispielsweise mit seinen Schafkopffreunden Ilse Aigner, Max Straubing, Albert Dess und Rudolf Kraus, Parlamentarier wie er, mit denen er regelmäßig Schafkopf spielte. Übrigens nicht in der Bayerischen Vertretung in der Behrenstraße, sonder in der Parlamentarischen Vertretung in Berlin. Dorthin hatte man „den Schafkopf-Tisch mit der Marmorplatte“ gebracht, auf dem die Parlamentarier schon in Bonn einen herzigen Schafkopf droschen.
Lintner pflegt als Ruheständler gesellige Runden mit seinen Bekannten zwischen Mellrichstadt und Würzburg, Hammelburg und Schweinfurt. Mit seinen Radlerfreunden trifft er sich im Sommer regelmäßig zum Radfahren und im Winter zum Wandern.
Dass ihm nicht langweilig wird, dafür hat er noch etliche Ehrenämter inne, wie etwa das des Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Roten Kreuzes. Apropos Rotes Kreuz: Dabei trifft man alte Bekannte wieder, wie seinen Freund und Vorsitzenden des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters (Ex-Innenminister), oder den Landesvorsitzenden des Roten Kreuzes, Theo Zellner, mit dem er in Cham (Oberpfalz) in die Schule gegangen ist.
Man trifft Eduard Lintner heute in seiner Heimatstadt am Stammtisch bei Hubert Mangold genauso wie kürzlich bei einem Vortrag in Berlin. Da hat er einer Gruppe von Südkoreanern erzählt, wie das mit der deutschen Einheit funktionierte. Ob das mit Nordkorea jetzt genau so klappt wie vor 25 Jahren bei uns . . . Lintner hat's jedenfalls probiert.