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Bad Neustadt
Lieferengpässe vor Weihnachten: Corona sorgt für besondere Bescherung
Der Einzelhandel in Rhön-Grabfeld stöhnt über Lieferprobleme in vielen Warengruppen. Kaum eine Branche, die derzeit davon verschont bleibt. Zum Beispiel bei Spielzeug und Bekleidung.
Der Einzelhandel kämpft derzeit mit Lieferproblemen für vielerlei Produktgruppen. Davor sind auch die bekannten bunten Bausteine nicht gefeit. Sophie Richburg von Der Wolf Spielwaren steht vor gut gefüllten Regalen, während anderes Spielzeug nicht immer sofort lieferbar ist.
Foto: Stefan Kritzer | Der Einzelhandel kämpft derzeit mit Lieferproblemen für vielerlei Produktgruppen. Davor sind auch die bekannten bunten Bausteine nicht gefeit.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 10.02.2024 00:07 Uhr

Die Welt wird von Corona durcheinander gewirbelt und der Handel bleibt hiervon nicht verschont. Die bekanntesten Beispiele in Sachen Lieferprobleme oder Lieferverzögerungen sind Fahrräder, Baustoffe und Halbleiter, die in Automobilen verbaut werden.

Doch Corona hat nicht nur diese, sondern eine Vielzahl an Branchen massiv getroffen, die Lieferketten rund um den Globus funktionieren nicht mehr so reibungslos wie vor der Pandemie. Beinahe ausnahmslos wird von Lieferverzögerungen gesprochen, Kunden müssen für ihr Wunschprodukt mitunter lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Drei Beispiele hierzu aus dem regionalen Einzelhandel: Bekleidung, Spielzeug und Möbel.

"Es gibt überall Lieferschwierigkeiten"

Die Pecht Shoppingwelt, ein Einkaufszentrum in Bad Neustadt, bietet eine Vielzahl an Produkten in mehreren Häusern an. Auf Lieferprobleme einzelner Produktgruppen angesprochen, muss Geschäftsführer Bernd Titius nicht lange nachdenken: "Es gibt überall Lieferschwierigkeiten", bestätigt er. "Von der Bekleidung über Sportartikel bis zum Kochtopf." Beim Gang durch die Shoppingwelt merkt man davon beim Anblick voller Regale nichts, wohl aber, wenn man ein bestimmtes Produkt bestellen oder außer der Reihe etwas Besonderes haben möchte.

In Sachen Bekleidung gibt bezügliche Lieferprobleme vielfältige Beispiele: Lange Reißverschlüsse zum Beispiel. Sind die in der Modeindustrie nicht lieferbar, werden bestimmte Kleidungsstücke nicht oder erst verzögert fertig. Das ist aber in der schnelllebigen Kleiderbranche ein Riesenproblem. Eine Winterjacke, die erst im März oder April geliefert wird, weil in der Produktion der Reißverschluss fehlte, ist kaum mehr verkäuflich und muss für die nächste Saison eingelagert werden. Doch für solche Einlagerungen halten Modehäuser in der Regel nur begrenzt Platz frei.

Die Abteilung Einkauf in der Pecht Shoppingwelt rotiert derweilen ob der stetigen Änderung von Lieferterminen. Engpässe gab es in den vergangenen Monaten auch bei Winterschuhen für Kinder. Die werden bekanntlich zumeist in Fernost produziert. Wird in Vietnam ein Lockdown ausgerufen, werden die Winterschuhe aber nicht rechtzeitig vor dem Winter fertig. Und ob Schnürsenkel lieferbar sind, steht auch noch nicht fest.

Koffer, die berühmte Tex-Membran für wasserfeste Kleidung, Bernd Titius könnte reihenweise Beispiele für Lieferprobleme aufzählen. "Kunden müssen in einigen Bereichen etwas flexibel sein", fordert Titius und weiß, dass die meisten dafür Verständnis haben. Wie lange die Irritationen noch anhalten, mag Titius kaum prophezeien. "Bis Ende des kommenden Jahres auf jeden Fall."

Spricht man Bernhard Wolf auf die Spielwarenabteilung über seinem Fahrradgeschäft Der Wolf in der Bad Neustädter Saalestraße an, sprudelt es gleich aus ihm heraus. "Es gibt starke Engpässe", womit er das Spielzeug meint, nicht die bereits genannte Fahrradbranche.

In Konkurrenz zu den Internethändlern

Auch hier sind Lieferketten weltweit in Schieflage geraten. Legobaukästen sind hiervon genauso betroffen, wie die fantasievollen Schleichfiguren. Bezüglich letzteren warten Barbara Eußner-Wolf sowie Mitarbeiterin Sophie Richburg noch auf die Herbstlieferung.

Und sie sprechen ein weiteres Problem an: Neueste Produkte werden zunächst an Internethändler oder Discounter geliefert. Die wären von etwaigen neuerlichen Lockdowns nicht betroffen, wohl aber der Fachhandel. "Was da abgeht, ist unvorstellbar", wettert Barbara Eußner-Wolf und nennt ein weiteres Beispiel: In Sachen Spielzeug halten sich viele Internethändler nicht mehr an die unverbindliche Preisempfehlung und fordern für schwer zu bekommende Spielwaren weitaus mehr Geld, als eigentlich auf der Verpackung steht. "Da werden Kunden für blöd verkauft", sagt Sophie Richburg. "Die sollten halt einfach mal wieder in den Fachhandel gehen", schlägt Bernhard Wolf vor. Dort bleibt es nämlich bei der "unverbindlichen" Preisempfehlung.

Mangel an Elektrogeräten 

Unkonventionelle Lösungen sind gefragt: Wenn die Elektrogeräte für die neue Küche nicht lieferbar sind, gibt es erst einmal Leihgeräte. 
Foto: Miele | Unkonventionelle Lösungen sind gefragt: Wenn die Elektrogeräte für die neue Küche nicht lieferbar sind, gibt es erst einmal Leihgeräte. 

Bezüglich Möbel gibt Hans-Joachim Angermüller vom gleichnamigen Möbelhaus in Salz Entwarnung. Hier und da eine Lieferverzögerung, aber in der Regel nichts Dramatisches. Bei besonderen Stoffen oder Sonderwünschen ja, da kann es zu Problemen kommen, die Regel ist das bei Möbeln vom Angermüller aber nicht. Wohl aber bei Elektrogeräten, die in Einbauküchen verbaut werden. Da gibt es große Lieferprobleme, für die das Möbelhaus aber vorgesorgt hat. "Wir bieten unseren Kunden an, erst mal leihweise andere Geräte in der neuen Küche zu montieren und tauschen diese dann aus, wenn die gewünschten Elektrogeräte lieferbar sind", sagt Angermüller, der einen ganze Pool an entsprechenden Geräten im Lager vorhält.

Der Service ist für die Kundschaft kostenfrei, für das Möbelhaus aber mitnichten. "Für uns ist das natürlich ein Riesenaufwand", so Angermüller. Den Kunden die sehnsüchtig erwartete neue Küche aber rechtzeitig liefern zu können, ist Angermüller diesen Aufwand wert.

Manchmal täuscht der Eindruck

Abschließend doch noch ein Beispiel aus der Fahrradbranche. Bernhard Wolf wird immer wieder darauf angesprochen, dass in seinem Radladen doch viele Fahrräder zum Verkauf angeboten werden. Kann ja alles nicht so schlimm sein mit den Lieferproblemen. "Das stimmt, hier stehen viele Fahrräder zum Verkauf", sagt Wolf.

Aber es gibt neben dem Ladengeschäft noch eine große Lagerhalle, die sich eigentlich in den Wintermonaten stetig füllen müsste mit den Fahrrädern der Saison 2022. "In der Halle kannst du zurzeit Fußball spielen", sagt Wolf beim Gespräch mit dieser Zeitung Mitte Dezember. "Und du brauchst keine Angst zu haben, versehentlich mit dem Ball ein Fahrrad zu treffen."

 
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Kommentare
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  • C. H.
    Das ist aber alles kein durch Corona ausgelöstes Problem.
    Das begann schon Anfang 2019!
    Durch die politischen Maßnahmen gab es sicherlich hier und da Probleme.
    Die können aber den anhaltenden Teilemangel nicht erklären, nicht mal annähernd.
    Die Pandemielage wird an nicht wenigen Stellen geschickt ausgenutzt.

    $Teilelieferant sagt mir: wir laufen mit 100% Auslastung
    $ Teilekunde sagt mir: wir haben normale Zahlen, bekommen aber kein Material

    Also, wo kommt der Krempel hin. Schauts euch selber an....
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  • P. K.
    Der Einzelhandel stöhnt auch über mangelne Kundschaft im Weihnachtsgeschäft.
    Was wäre wenn die Kunden kämen wie 2019? Sie täten sich ärgern weil sie viel nicht bekämen.
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