Pippo Pollina war mit seinem Programm "Canzoni segrete" (geheime Lieder) zu Gast in der Stadthalle und setzte ein dickes Ausrufezeichen im Veranstaltungskalender. Er ist ein Liedermacher, wie er im Buche steht, und arbeitete schon mit vielen Künstlern zusammen, unter anderem mit Konstantin Wecker. Aber er kommt aus dem Süden Italiens und brachte diesen Charme gemeinsam mit dem begnadeten "Palermo Acoustic Quintet" auf die Bühne.
Sein Leben ist geprägt von einem Unfall in Kindestagen, von seinen Leben als politisch engagierte Journalist und vom Kampf gegen die Mafia. All das packt er in seine Musik. Kraftvoll und dennoch emotional und schon fast lyrisch. Das neue Album, mit dem er auf Tour ist, handelt von der Kraft der Musik und den Folgen des Wohlstands, von der Pandemie und veränderten Leidenschaften, vom Träumen, Hoffnungen, aber auch von Enttäuschungen. Seine Songs – ganz klar in Italienisch, aber manchmal bricht ein Hauch vom sizilianischen Dialekt durch.
Unverwechselbare Stimme
Die kurzen Geschichten zu seinen Liedern hauchte er auf deutsch ins Mikrophon. Zu seinem Song "Schau mal der Schnee fällt", merkte er an, dass er als Südländer mit 20 Jahren nach einer 30-stündigen Zugreise in Innsbruck zum ersten mal Schnee sah. Er war begeistert und schrieb das Lied: "Alles weiß, keine Grenze zwischen Himmel und Erde".
Das Stück "100 Schritte" sei schon 20 Jahre alt und immer noch aktuell. Die meisten anderen Tour-Lieder schrieb er vor der Pandemie und die waren noch ganz "frisch", so der Künstler mit der unverwechselbaren Stimme. Lebensfreude paarte er mit leicht melancholischer Stimmung.
Zum Thema Krieg in der Ukraine merkte er an, dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Friedenskultur lebten, wenn auch es immer irgendwo Krieg gab. Nun steht er vor der Haustüre. Jetzt stellt sich die Frage, ob wir mehr Geld in Waffen investieren sollen. "Wir leben in einem Widerspruch". Realpolitik sei aber die Aufgabe anderer. Nicht die der Künstler, die sich musikalisch gegen das Kriegsgeschäft auflehnen und Lieder von Frieden schreiben. Er selbst begleitete sich auf seiner Gitarre oder am Klavier.
Er steht mit ganzem Herzen zu seiner Heimat und dieses innige Gefühl, diese Liebe, sprang schnell auf die begeisterten Gäste in der Stadthalle über. Nicht jeder war der italienischen Sprache mächtig und dennoch erreichte ein emotionaler roter Faden jeden Sitzplatz. Und spätestens bei seinem "Caminando" tobten die Pollina-Fans: stehende Ovationen und Rufe nach Zugaben.