zurück
Leserforum: Windkraft zu nahe an der Wohnbebauung - Energiewende nicht zulasten der Menschen
Redaktion
 |  aktualisiert: 09.08.2012 12:04 Uhr

Am 10. Juli hat Bürgermeister Eberhard Streit im Rahmen einer Veranstaltung der Arbeitsgruppe „Freiwilliger Landtausch“ die Sondheimer Bürger über den geplanten Bau der Windkraftanlagen bei Sondheim und Hendungen informiert. Seitdem wird dieses Vorhaben sehr kritisch in unserem Dorf diskutiert.

Ich bin kein Windkraftgegner und befürworte die Energiewende. Dennoch sehe ich die jetzige Planung im Landkreis sehr kritisch. Nachdem ich mich in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, möchte ich zu den am häufigsten diskutierten Punkten meine Sicht der Dinge darstellen.

Zum Abstand von Windkraftanlagen (WKA) zur Wohnbebauung – momentan sieht es in der Bundesrepublik so aus: Bayern sieht derzeit einen Abstand von 800 Metern (bei Einzelgehöften wohl nur 300 Meter) als schalltechnisch unproblematisch an, bei den neuen WKA ist dies aus meiner Sicht nicht ausreichend. In Nordrhein-Westfalen gelten 1500 Meter, in Baden-Württemberg und im Saarland haben Planungsverbände einen Abstand von 1000 Metern festgelegt. Neue wissenschaftliche Studien beweisen, dass Windkraftanlagen Infraschall erzeugen. Durch Infraschall können enorme körperliche Belastungen bis hin zu schwersten Erkrankungen auftreten. Das Robert-Koch-Institut bezeichnet Belästigungen durch tieffrequenten Schall als sehr ernst zu nehmendes Problem, das nach Auffassung von verschiedenen Wissenschaftlern bisher von Behörden unterschätzt und nicht mit adäquaten Methoden erhoben wurde. Auch Schattenschlag und die bedrängende Wirkung sind nicht zu unterschätzen.

Die einzige Regel, nach der zurzeit Genehmigungen erteilt werden, ist die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm), die auf die Immissionen einer Windturbine überhaupt nicht ausgelegt ist. Die WHO fordert übrigens einen Mindestabstand von zwei Kilometern zum bebauten Gebiet. Das Bayerische Landesamt für Umwelt stellt fest, dass „Infraschall nur dann gesundheitsschädliche Auswirkungen hat, wenn Menschen ihn hören oder spüren“.

Wem glaubt man nun? Wenn es bezüglich der neuen bis zu 250 Meter hohen WKA noch keine gesicherten wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, dann muss man zum Wohle der Anwohner auf Nummer sicher gehen, deshalb halte ich einen Mindestabstand von 1500 Metern für erforderlich.

In Sondheim sind vor allem die Mühle und die Aussiedlerhöfe betroffen, die nur wenige 100 Meter vom nächstgelegenen geplanten Windkraftrad entfernt liegen.

Zur Verteilung der WKA im Landkreis: Jeder, der wie ich die Energiewende befürwortet, muss auch bereit sein, WKA in seiner Region zu dulden. Man kann auch hier nicht nach dem St.-Florians-Prinzip handeln und sagen: „Ich bin für Windenergie, aber bitte nicht bei mir.“ Was mich aber bei uns im Landkreis stört, ist die einseitige Belastung des Grabfeldes zugunsten der Rhön. Absurd ist dies auch deshalb, weil der Windatlas deutlich zeigt, wo bei uns im Landkreis der Wind weht und damit WKA auch wirtschaftlich zu betreiben wären, nämlich in der Rhön. Dabei will niemand Windräder neben den drei Kreuzen am Kreuzberg. Aber die Rhön ist groß genug und bietet zahlreiche Möglichkeiten, WKA zu errichten, ohne dass der Tourismus gefährdet wird. Ich denke da zum Beispiel an den Truppenübungsplatz Wildflecken, der ohnehin Sperrgebiet ist und wo jahrzehntelanger Schießlärm dem Tourismus auch nicht geschadet hat. Eine Frechheit ist in diesem Zusammenhang die Aussage des Bürgermeisters von Bad Bocklet während der letzten Sitzung des Regionalen Planungsausschusses in Oerlenbach, dass „WKA die Rhön verschandeln“. Auch unser Grabfeld ist eine schützenswerte Landschaft, die wir nicht durch ein Übermaß an WKA „verschandelt“ haben wollen.

Zum Thema WKA und Naturschutz: Keine Windkrafträder in den Wald! Nicht umsonst heißt es im Artikel 1 des Bayerischen Waldgesetzes: „Der Wald hat besondere Bedeutung für den Schutz von Klima, Wasser, Luft und Boden, Tieren und Pflanzen, für die Landschaft und den Naturhaushalt. Er ist wesentlicher Teil der natürlichen Lebensgrundlage und hat landeskulturelle, wirtschaftliche, soziale sowie gesundheitliche Aufgaben zu erfüllen.“ Auch dort, wo selten gewordene Tierarten durch WKA bedroht sind, lehne ich den Bau von Windrädern ab.

Was für den Roten Milan, den Schwarzstorch und den Wanderfalken gilt, muss aber auch für den Menschen gelten. Am Beispiel Sondheim: Der Horst des Roten Milans könnte ein Windrad verhindern, die Bewohner der Mühle, die nur wenige 100 Meter vom Windrad entfernt leben, nicht. Das kann ich nicht nachvollziehen. Zusammenfasend möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die politisch Verantwortlichen im Landkreis dafür Sorge tragen, dass die „Verspargelung“ des Grabfelds verhindert wird. Alle, die sich an der Diskussion beteiligen möchten, lade ich ein, dies auf der Facebook-Seite „Windkraft im Grabfeld – Pro und Contra“ zu tun.

Harry Eckardt, 97638 Sondheim/Grabfeld

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Eberhard Streit
Energiewende
Facebook
Robert-Koch-Institut
Weltgesundheitsorganisation
Windenergie
Windkraftwerke
Windräder
Windturbinen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top