Im Erzähl-Café wurde der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann unter anderem auf die Möglichkeit einer Aufhebung des Zölibats angesprochen, um damit dem Priestermangel zu begegnen. Nach dem Bericht der Main Post antwortete er zweierlei. Zum Einen: wenn jemand in seiner Lebenshaltung auf Gott verwiesen sei, könne er einer Familie nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, wie sie diese brauche. Und zum Anderen: Die hohe Scheidungsrate in evangelischen Pfarrhäusern gebe Hinweise auf die Probleme, die zu erwarten seien.
Mit ersterem spricht Bischof Hofmann nicht nur verheirateten
evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch verheirateten Priestern der orthodoxen Kirchen die Fähigkeit ab, Beruf und Familie gerecht zu werden. Schlimmer wäre freilich noch das Missverständnis, als könne man mit einer auf Gott verwiesenen Lebenshaltung generell keine Familie haben. Am Ende stünde nämlich der Kurzschluss, Christsein bedeute zölibatäres Priestersein.
Dagegen möchte ich unterstreichen, wie froh ich bin über die vielen Menschen in unseren Gemeinden, die sich sowohl in ihrem Berufs- wie Familienleben auf Gott verwiesen sehen und so auch leben.
Zum anderen stellt sich mir die Frage, was Bischof Hofmann mit seiner
Feststellung einer „Scheidungsrate“ bei evangelischen Pfarrerinnen
und Pfarrern sagen will. Vor zweihundert Jahren gab es weder in Pfarr- noch anderen Häusern Scheidungen. Das ist heute anders. Diese
Entwicklung seriös zu bewerten, ist ein eigenes Thema. Scheidung bei
evangelischen Geistlichen ist ebenso wenig ein Argument gegen das Verheiratetsein von Pfarrern wie heimliche Beziehungen und uneheliche Kinder von katholischen Priestern ein Argument sind gegen den Zölibat. Hier erwarte ich mir von einem Bischof auch im Rahmen eines Erzählcafés mehr theologische Substanz -nicht zuletzt auch um der Ökumene willen.
Dekan Dr. Matthias Büttner
Pfarrer in Bad Neustadt und Dekan des Ev.angelisch-Lutherischen Dekanatsbezirks Bad Neustadt
Es ist unanständig, wenn der Bischof auf die christliche Konkurrenz zeigt, um mit Scheidungen in evangelischen Pfarrhäusern den Zölibat zu rechtfertigen!
Er sollte besser zugeben, dass den katholischen Priestern die Einhaltung des Zölibats schwer fällt. Dies belegen schon die unehelichen Kinder dieser Priester. Und dies belegen auch die Priester, die im Recollectio-Haus der Benediktiner-Abtei in Münsterschwarzach Hilfe suchen. Dies belegt auch der Offene Brief des Theologen und Psychotherapeuten jenes Hauses, Wunibald Müller, an den Papst, in dem er um die Aufhebung des Zölibats bittet. Bischof Hofmann hatte den Brief wohl nicht gelesen!
Hier für den Bischof: Der Offene Brief stand am 30.12.2013 auf Seite 2 der Main-Post.
ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Die theologische Substanz dieses kath. Bischofs lässt eindeutig zu wünschen übrig. Von einem promovierten Theologen muss man mehr erwarten können. Die katholische Kirche wehrt sich gegen die Abschaffung des Zölibats. Die Argumente die die kath. Kirche anbringt sind immer die selben. Ich bin kath. und viele Katholiken können den Argumenten ihrer Bischöfe schon lange nicht mehr zustimmen. Bischof Hofmann ist ein konservativer Hardliner. Die entscheidende Frage ist, wie man den konsevtativen mittelalterlichen Denkweisen der katholischen Bischöfe entgegen wirken kann.