Zur Glosse "Egomanen" von Andreas Müller erreichte uns folgender Leserbrief:
In der Glosse "Egomanen" hat Herr Andreas Müller wieder einmal versucht, die Leser von seiner einseitigen Sichtweise der Dinge zu überzeugen. Wie üblich teilt er in seinen Glossen immer in die gleiche politische Richtung aus. (Nur) Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Politik, die nicht seiner politischen Grundhaltung entsprechen, werden zum Teil auch zurecht scharf kritisiert. Etwas einseitig, aber eine Glosse ist ein Meinungsbeitrag und darf das. Die kritisierten Mandatsträger müssen und halten das auch aus.
In "Egomanen" wird aber nicht nur Herrn Müllers Meinung vertreten, sondern dadurch ein ganzer Landkreis übel verdächtigt: "Schon bei der letzten Herbstwelle fiel Soziologen eine eigentümliche Korrelation zwischen dem Anteil an AfD-Wählern und der Inzidenzzahl einer Region auf. Viele rechte Zonen deckten sich auf der Deutschlandkarte auffällig oft mit Hotspots". Unglaublich! Aber es geht noch weiter: "Beispielsweise ist seit langem bekannt, dass 'bildungsnahe Schichten' statistisch häufiger rot/grün wählen. Und umgekehrt."
Zusammengefasst heißt das, der Landkreis ist "möglicherweise" eine rechte Zone, AFD-nah und ungebildet, weil nach Ansicht des Hr. Müller zu wenig rot/grün gewählt wird und hat deshalb auch die Konsequenzen der hohen Inzidenzwerte zu tragen – Geht's noch? Als 'gebildeter' Journalist sollten sie wenigstens Ihre ominösen Quellen benennen, um sich ein Bild über die Seriosität der zitierten Soziologen machen zu können. Die These der AFD-Nähe an einem herausgepickten Vergleich von Würzburg-Stadt zu Rhön-Grabfeld festzumachen, ist in Anbetracht der Komplexität unseriös. Bei der Landtagswahl 2018 lag Rhön-Grabfeld ziemlich genau im bayernweiten Durchschnitt bei den AFD-Wählern.
Einem gesamten Landkreis öffentlich eine erhöhte rechte Gesinnung, AFD-Nähe und mangelnde Bildung zu unterstellen ist eine haltlose Diffamierung. Als Redaktionsleiter von Rhön- und Streubote/Main Post sollte man sich schon kritischer fragen, ob man solch pauschale Beleidigungen im Zusammenhang mit einem so ernsten Thema seinen Lesern im betroffenen Landkreis zumutet.
Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, sind für Herrn Müller Dorfbewohner sowieso uneinsichtig: "Dann ist für eine Weile Schluss mit Party! Die meisten Menschen begreifen das von selber. Und dem 'Dorfdepp' kann man es offensichtlich nicht erklären."
Als Bewohner einer wunderschönen Dorfgemeinde, habe ich nicht den Eindruck, dass es auf dem Dorf gegenüber einer Stadt weniger soziale Verantwortung gibt, weil wir Deppen das nicht kapieren. Das genaue Gegenteil ist der Fall!
Die Infektionslage im Rhön-Grabfeld-Kreis ist ernst und wird zum Glück an den entscheidenden Stellen auch ernst genommen. Die polemischen Erklärungsversuche des Herrn Müller sind dabei sicher keine Hilfe. Eine Glosse soll unterhaltsam zum Nachdenken animieren. Ich denke jetzt darüber nach das Abonnement meiner "Heimatzeitung" zu kündigen. Für mich war das leider eine klassische Themaverfehlung, liebe Redaktion. Setzen sechs!
Frank Eckert
97647 Hausen