Im Erzähl-Café wurde der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann unter anderem auf die Möglichkeit einer Aufhebung des Zölibats angesprochen, um damit dem Priestermangel zu begegnen. Nach dem Bericht der Main Post antwortete er zweierlei. Zum Einen: wenn jemand in seiner Lebenshaltung auf Gott verwiesen sei, könne er einer Familie nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, wie sie diese brauche.
Zum Anderen: Die hohe Scheidungsrate in evangelischen Pfarrhäusern gebe Hinweise auf die Probleme, die zu erwarten seien. Mit Ersterem spricht Bischof Hofmann nicht nur verheirateten evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern, sondern auch verheirateten Priestern der orthodoxen Kirchen die Fähigkeit ab, Beruf und Familie gerecht zu werden. Schlimmer wäre freilich noch das Missverständnis, als könne man mit einer auf Gott verwiesenen Lebenshaltung generell keine Familie haben.
Am Ende stünde nämlich der Kurzschluss, Christsein bedeute zölibatäres Priestersein. Dagegen möchte ich unterstreichen, wie froh ich bin über die vielen Menschen in unseren Gemeinden, die sich sowohl in ihrem Berufs- wie Familienleben auf Gott verwiesen sehen und so auch leben. Zum Anderen stellt sich mir die Frage, was Bischof Hofmann mit seiner Feststellung einer „Scheidungsrate“ bei evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern sagen will. Vor zweihundert Jahren gab es weder in Pfarr- noch anderen Häusern Scheidungen.
Das ist heute anders. Diese Entwicklung seriös zu bewerten, ist ein eigenes Thema. Scheidung bei evangelischen Geistlichen ist ebenso wenig ein Argument gegen das Verheiratetsein von Pfarrern wie heimliche Beziehungen und uneheliche Kinder von katholischen Priestern ein Argument sind gegen den Zölibat. Hier erwarte ich mir von einem Bischof auch im Rahmen eines Erzählcafés mehr theologische Substanz, nicht zuletzt auch um der Ökumene willen.
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