Liebe Frau Streber,

was ist eigentlich Massentierhaltung? Wenn ein Bauer 5, 50, 500 oder 5000 Hähnchen hält? Und was sagt die Zahl der Tiere, die ein Bauer versorgt, eigentlich darüber aus, wie es den einzelnen Tieren geht?

Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat sich in seinem 2015 veröffentlichten Gutachten genau mit diesem Thema beschäftigt. Er stellt fest, dass die wissenschaftliche Forschung bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Bestandsgröße und Tierwohl zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommt und verweist auf die Komplexität der diversen, in dieser Frage eine Rolle spielenden Zusammenhänge.

Die Aussage, ein Biohähnchen aus einem anderem Teil Deutschlands sei dem regionalen Hähnchen aus Massentierhaltung vorzuziehen, wird der Komplexität rund um das Thema Tierwohl leider nicht gerecht.

Eine Versorgung mit Lebensmitteln, die möglichst regional und nachhaltig erzeugt werden: Das ist das Ziel. Dieses Ziel werden wir jedoch nicht erreichen, indem wir einen tiefen Graben zwischen konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe, zwischen kleine und große Betriebe ziehen und mit Kampfbegriffen wie „Massentierhaltung“ agieren. Wir werden dieses Ziel nur erreichen, wenn wir eine sachlich fundierte Debatte darüber führen, was wir essen möchten und dabei alle Landwirte mit ins Boot nehmen – egal ob konventionell oder ökologisch wirtschaftend.

Denn eines ist diesen Landwirten allen gemein: An 365 Tagen im Jahr kümmern sie sich mit Leidenschaft und Herzblut um ihre Tiere – stehen nun 5, 50, 500 oder 5000 in ihrem Stall.

Julia Ziegler

Bad Königshofen