Zur Corona-Berichterstattung und die jüngsten Aussagen aus dem Landratsamt erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
"Als ich Ende der 70er Jahre als junge Erzieherin in das Berufsleben eingestiegen bin, war zur Anstellung - egal wo - ein Tuberkulosenachweis auf der Grundlage einer Röntgenaufnahme Voraussetzung. Ohne diesen Nachweis wäre kein Erzieher, keine Erzieherin, kein Lehrer, keine Lehrerin eingestellt worden. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war dieser Nachweis auch für Angehörige der Pflegeberufe verpflichtend.
In den folgenden Jahren kam jedes Jahr der Röntgenbus in die Dörfer und Kleinstädte des Landkreises und ausnahmslos alle Angehörigen der genannten Berufsgruppen wurden geröntgt, um ein aktuelles Tuberkulosebild erstellen zu können. Später dann wurde diese Untersuchung durch eine Titeruntersuchung an der Haut des Unterarms abgelöst. Durch diese Maßnahmen wurde die Tuberkulose in unserem Land ausgemerzt.
Die Pocken, den Typhus, die Diphtherie und die Polio bekam man durch konsequente Reihen-Impfungen in den Griff - niemand stellte diese Maßnahmen infrage, niemand diskutierte darüber, denn: die betreffenden Generationen hatten sehr wohl das schreckliche Siechen und Sterben von Kindern und auch älteren Leuten noch kennengelernt und waren dankbar für die Möglichkeit des Impfens. Die jüngeren Leute können den Luxus von gesundem, unversehrten Aufwachsen nur deshalb für selbstverständlich halten, weil wir "Alten" gegen alles geimpft waren.
Und jetzt? Nicht nur unser Land, die ganze Welt ächzt unter der Last einer Pandemie, die an Ansteckungskraft und Gefährlichkeit alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Und unsere verantwortlichen Politiker diskutieren darüber, ob Arbeitgeber den Impfstatus ihrer Angestellten abfragen dürfen? Wo bleibt die längst überfällige Impfpflicht für Lehr- und Pflegeberufe, für alle Berufstätigen, die mit Menschen zu tun haben?
Frustriert und wütend muss ich mir die irrationalen und unsinnigen Argumente der Impfunwilligen anhören und erleben, dass ersehnte kulturelle Veranstaltungen abgesagt, wichtige Kontakte schon wieder eingeschränkt werden müssen. Man muss befürchten, im Fall einer anderen schweren Erkrankung nicht angemessen behandelt zu werden, weil die Intensivstationen vor Corona-Patienten überquellen. Jeder von uns wird in Zukunft mit Covid infiziert werden, daran führt kein Weg vorbei. Aber der Impfstatus entscheidet darüber, ob die Krankenhäuser überlastet werden oder, ob wir einen leichten Verlauf bekommen.
In Portugal und Spanien sind die Menschen zu über 90 beziehungsweise 80 Prozent geimpft und das Leben läuft in fast normalen Bahnen, das Virus kann nicht mehr mutieren und an Gefährlichkeit zunehmen.
Impfen ist keine Privatsache und war es nie. Herr Landrat, wenn Sie sich an Herrn Flick wenden, schreiben Sie auch in meinem Namen."
Jutta Tholen
97631 Bad Königshofen