Ein Novum hatte die Visite von Simone Fleischmann, Anwärterin für den Präsidentenstuhl des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), erreicht. Sie führte die drei Kreisverbände von Bad Neustadt, Bad Königshofen und Mellrichstadt in einen Saal.
Vor zwei Jahren hatte die Pädagogin, die bei der Wahl in einigen Wochen als erste Frau den BLLV-Vorsitz übernehmen könnte, schon die Einladung erhalten, womit der Termin kaum als Wahlkampfveranstaltung betrachtet werden kann.
„Zeit für Bildung“ überschrieb sie ihren Vortrag, dessen Titel bereits die politische Stoßrichtung anzeigte. Zunächst stellte sich die Pädagogin vor, die in einer Schule bei München tätig ist. Sie schilderte die aktuelle Entwicklung des Schulalltags mit einer zunehmenden Einmischung von Eltern, die Schulen immer häufiger mit rechtlichen Einsprüchen konfrontieren.
Zudem bedauerte die Lehrerin eine politische Ignoranz der Situation an den Schulen, die sich zum Beispiel an der mobilen Reserve manifestiere. Die einst für den Notfall konzipierten Einsatzkräfte würden inzwischen als vollwertige Lehrkräfte im Stundenplan integriert.
Laut einer Umfrage unter 4000 Lehrern sei zudem deutlich geworden, dass keine Zeit mehr zu Vor- und Nachbereitung vorhanden sei. Darüber hinaus müsse zu „viel Stoff mit zu wenig Tiefgang“ vermittelt werden. Neue Modelle mit Betreuung von 8 bis 18 Uhr seien wegen fehlenden Personals sehr fraglich.
Das Thema Inklusion schreibe sich die Politik gern auf die Fahne, ohne zu bedenken, dass der normale Lehrer gar nicht für den Umgang mit Behinderten ausgebildet sei. Ähnliches gelte bei Flüchtlingskindern, die zusätzlich im Unterricht integriert werden sollen, die aber eigentlich einer Sonderbehandlung bedürfen und wo langfristige Lösungen her müssten. Das heißt: zusätzliche Ausstattung mit Personal.
„Erneuerungswahn“
Allgemein wandte sich die Oberbayerin gegen einen „latenten Erneuerungswahn mit ständig wachsendem Leistungsdruck“. Ebenso hinterfragte sie auch die Ausrichtung der Lehrpläne auf die Bedürfnisse der Wirtschaft. Ihr Ansatz als Präsidentin wäre: „Ein reiches Land muss sich eine gute Bildung leisten können.“
Kritisch wurde jedoch angesehen, dass der BLLV inzwischen „Gymnasiallehrer-lastig“ geworden sei. Viele Kollegen an Grund- und Hauptschulen fühlten sich durch den größten Bildungsverband Bayerns nicht mehr repräsentiert, fügte eine Zuhörerin an. Der Gast aus Oberbayern versicherte, dass er diese Anmerkung zu der nächsten Vorstandssitzung mitnehmen werde.