Seine Enttäuschung will Bürgermeister Thomas Helbling nicht verhehlen. 39 Eigentümer von leerstehenden Geschäften und Wohnhäusern in der Innenstadt hatte die Stadt angeschrieben, mit dem Angebot, die Objekte in das Leerstandskataster des Landkreises aufnehmen zu lassen. Die Resonanz fiel sehr bescheiden aus. Lediglich neun Rückmeldungen gingen ein, sechs Eigentümer zeigten Interesse an einer Vermarktung über die so genannte Innenentwicklungs-Immobilienbörse des Landkreises. Ein Eigentümer hat demnach andere Pläne, ein Objekt wird bereits durch ein Maklerbüro angeboten und ein dritter Eigentümer zeigte kein Interesse. Die meisten allerdings haben nicht einmal geantwortet.
Ein Verhalten, das Helbling nicht nachvollziehen kann. „Wir bieten Hilfe zur Verbesserung der Situation an und es gibt nicht einmal Rückfragen.“ Die landkreisweite Immobilienbörse, die Ende des Monats im Internet freigeschaltet werden soll, listet Objekte auf, die zum Verkauf stehen. „Jemand sucht zu einem günstigen Preis ein Anwesen mit Nebengebäuden zur Pferdehaltung“, nennt Helbling eines von vielen denkbaren Beispielen. Oder: „Ein kleines Gewerbeobjekt nähe Marktplatz mit 50 Quadratmeter Verkaufsfläche und angeschlossener Wohnung“, so der Bürgermeister weiter.
Vergebliche Verkaufsversuche
Eine Aufnahme in diese Immobilienbörse ist aber nur möglich, wenn die Eigentümer dazu auch ihr Einverständnis geben. Dort können sich die Interessenten gezielt informieren und direkt Kontakt zum Verkäufer aufnehmen. Jetzt hofft Helbling auf eine bessere Beteiligung in den Stadtteilen. Dort wurden die Eigentümer von 25 leerstehenden Wohngebäuden und Hofstellen angeschrieben.
Eine mögliche Erklärung für das bislang offensichtliche Desinteresse liefert Birgit Schmitt. Viele Eigentümer hätten schon wenig erfolgreich versucht, über einschlägige Internetportale ihre Objekte zu verkaufen“, sagt die Mitarbeiterin des Bauamts, die in Sachen Leerstand als Ansprechpartnerin der Stadt fungiert. „Deshalb seien die jetzt wohl etwas skeptisch“.
Helbling bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel, warum allein in der Innenstadt gut 20 Gewerbeobjekte leer stehen. Er sieht es als Problem, dass in viele Häuser zu lange zu wenig investiert worden ist. Dadurch sei ein Investitionsstau entstanden, der angesichts der zu erwartenden eher bescheidenen Erlöse nach einer Sanierung viele abschrecke.
Zu hohe Mietforderungen
Die Erfahrung habe gezeigt – so hatte Helbling schon in dem Anschreiben an die Eigentümer formuliert – dass auch Mietpreise für Wohnungen zum Teil zu hoch angesetzt worden seien. Der Durchschnittsmietpreis für Wohnungen in Bad Königshofen und im Landkreis lägen bei rund 4,70 Euro für den Quadratmeter. Die Werte basieren auf Untersuchungen der Internetbörsen Immowelt und Imobilienscout24.
Der Stadt geht es vor allem darum, bei der Bestandsaufnahme herauszufinden, ob seitens der Eigentümer Beratungsbedarf hinsichtlich der zukünftigen Nutzung von Grundstück und Gebäude besteht, also ob ein Verkauf, eine Sanierung oder Neubebauung geplant ist. In diesem Zusammenhang verweist der Bürgermeister auch auf das kommunale Innenentwicklungsprogramm, das sich an das sehr erfolgreiche Hofheimer Modell anlehnt. Zuschüsse bis zu 25 Prozent der Nettokosten, aber maximal 10 000 Euro können hier fließen. Und das schon, wenn Handwerkerrechnungen in Höhe von 40 000 Euro vorgelegt werden.
33 bewilligte Anträge
Allein in der Stadt ist seit Auflage des Programms im Februar 2014 14 Anträgen zugestimmt worden. In der Grabfeldallianz, der zehn Gemeinden angehören, sieht die Bilanz noch positiver aus. Stand März diesen Jahres waren es 33 bewilligte Anträge mit einer Fördersumme von rund 320 000 Euro, von denen bislang 26 000 Euro ausgezahlt wurden, wie von Allianzmanagerin Miriam Betz zu erfahren war. Die Baukosten aller Förderanträge belaufen sich auf insgesamt 3,5 Millionen Euro.