"Mittlerweile haben wir die Sache fest im Griff", erzählt Bernd Wienröder. Als handwerklicher Ostheimer Kleinbetrieb war es für ihn eine echte Herausforderung, einen Großkunden wie die Bahn zu beliefern. Wie bereits berichtet kam es zu dieser Zusammenarbeit durch Kontakte der Feinschmecker-Bewegung Slow-Food.
Bekanntlich hat diese Organisation, die sich dem Erhalt regionaler, ursprünglicher Lebensmittel widmet, den Ostheimer Leberkäse in ihre "Arche des guten Geschmacks" aufgenommen. Darin sind besondere regionale Spezialitäten aufgelistet, die vor dem Vergessen bewahrt werden sollen. Eben solche Produkte werden in den Zügen der Bahn verkauft.
So manche Sonderschicht mussten Gerhard und Bernd Wienröder schieben, um die Nachfrage nach Ostheimer Leberkäse zu befriedigen. Die Arbeit ist auch im Dezember, sehr zur Freude der Geschäftsleute, nicht weniger geworden. Denn nach zweimonatiger Präsenz in den Bistrowagen der Bahn hat es die Rhöner Spezialität auf die Speisekarte der Bordrestaurants geschafft.
Dort wird das einer französischen Leber-Terrine ähnelnde Gericht in zwei Varianten unter "Kalte Speisen" gehandelt. Einmal in einer kleineren Version, das sind rund 130 Gramm Leberkäse, Brot oder Brötchen, Tomate, Gurke und Zwiebel-Marmelade. Die Zwiebel-Marmelade ist übrigens ein Rezept von Hans-Werner Bunz aus Schweinfurt, Mitinitiator des Ostheimer Wurstmarktes und quasi Regional-Chef von Slow Food.
Das vollständige Leberkäs-Gericht in den Speisewagen ist noch um frischen Salat und Bratkartoffeln ergänzt. Wie es sich gehört, wird die Leberpastete kalt, in etwa bei Zimmertemperatur, serviert.
Zur Speisekarte gehören auch Infos über die Ziele der Slow-Food-Bewegung, zur Arche des guten Geschmacks und zur Geschichte des Ostheimer Leberkäses. Und als Durstlöscher bietet sich selbstverständlich die Ostheimer Bionade an, die ebenfalls bei der Bahn gelistet ist.
Genaue Zahlen will Bernd Wienröder nicht nennen. Aber man kann sich vorstellen, dass in einem Monat für 380 Bistrowagen schon einige Hundert Portionen zusammen kommen. Das Projekt geht erst einmal bis Ende Februar. "Aber im Moment läuft es gut, ich bin sehr zufrieden", sagt Wienröder, der mit einer Verlängerung des Vertrages rechnet.
Sehr weit fortgeschritten sind auch weitere Verhandlungen, die den Ostheimer Leberkäse nicht nur in den Bahn-Zügen landesweit bekannt machen dürften. Im März könnte es demnach eine weitere Erfolgsgeschichte aus dem Umfeld des Rhöner Wurstmarktes geben, deutet Wienröder an. Es scheint, als habe ganz Deutschland Geschmack an der Rhön gefunden.
Im Blickpunkt
Ostheimer Leberkäs
Die Geburtsstunde der Leckerei
schlug 1870. Ein unbekannter
Metzger aus Ostheim hatte wäh-
rend des deutsch-französischen
Krieges von 1870/71 in Frankreich
leberhaltige Bauern-Terrinen schät-
zen gelernt. Nach seiner Heimkehr
nach Ostheim entwickelte er dann
die Rezeptur für diese kalte
Fleisch-Terrine.