Wer derzeit rund um Frankenheim spazieren geht, dem fallen blühende Ackerflächen auf. Kornblume, Mohnblume und Sonnenblume fallen auch dem botanisch Unkundigen sofort ins Auge. Ein Hinweisschild gibt Aufklärung. Es handelt sich um eine Kooperation von Jagd und Landwirtschaft. Diese Blühflächen wurden bewusst angelegt, um die Biodiversität zu fördern, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbessern und eine strukturreiche Kulturlandschaft zu erhalten.
Der zuständige Jagdpächter Klaus Abert trat mit der Idee an Frankenheimer Landwirte heran. Wirtschaftlich eher uninteressante Flächen werden für fünf Jahre quasi still gelegt und mit einer Blühmischung versehen, die den Lebensraum ökologisch aufwertet. Je nach Lage der Grundstücke und Bodenbeschaffenheit gibt es unterschiedliche Mischungen. Im Laufe der fünf Jahre werde sich die Fläche immer wieder anders präsentieren, sagte Abert. Um Frankenheim herum wurden bislang 3,3 Hektar angesät. Für 2021 sind weitere 2,5 Hektar und für 2022 zwei Hektar in Planung. Diese artenreichen Blühflächen sind keine Wiesenflächen oder Brachen, die der Spontanflora überlassen werden. Nach fünf Jahren werden sie wieder umgebrochen und als Ackerland genutzt.
Keine standortfremden Pflanzen
Da es sich um ein KULAP-Förderprogramm (Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm) für Landwirte handelt, sei es vorgeschrieben, die entsprechend entwickelten Blühmischungen zu verwenden, erklärte Stefan Enders. Die Mischungen dürfen keine Probleme in der Fruchtfolge darstellen und dürfen natürlich auch keine standortfremden Pflanzen enthalten. Als die Anfrage von Klaus Abert kam, habe er sich gleich bereit erklärt, bei dem Programm mitzumachen. "Auf den sandigen Böden bietet es sich geradezu an." Enders ist Nebenerwerbslandwirt und hat um Frankenheim herum Flächen gepachtet. Die Eigentümer unterrichtete er von seinem Vorhaben und stieß auf offene Ohren. "Ich war wirklich überrascht von der Bereitschaft." Auch Thomas Enders hatte nicht damit gerechnet, dass die Eigentümer so mitmachen. "Es ist ja kein aufgeräumter Acker mehr", meinte er.
Thomas Enders war für die Aussaat zuständig. Noch gut können sich die beiden Landwirte an die Trockenheit während der Aussaat erinnern. "Es staubte so sehr, dass wir nachts auf den Acker gefahren sind und nicht tagsüber, um den Ort nicht einzustauben." Glücklicherweise setzte nach der Aussaat ein Landregen ein, der die Aussaat nicht wegschwemmte, sondern die Keimung ermöglichte.
Aus eigener Tasche finanziert
Während es für die Landwirte eine Förderung aus dem KULAP-Programm gibt, hat Klaus Abert die Investition aus eigener Tasche finanziert. Dazu gehörte die Vorbereitung der Fläche, das Saatgut und die Nachbearbeitung. Rund 3000 Euro hat er in das Projekt bisher investiert. Die KULAP-Blühmischungen sollen sowohl Nektar und Pollen für Blüten suchende Insekten liefern, als auch Struktur, Deckung und Nahrung für Wildtiere bieten. Für Klaus Abert und seine Frau Barbara ist dies eine elementare Aufgabe eines Jagdpächters. Durch dieses Netz an Blühflächen erhoffen sie zudem dem Rebhuhn wieder eine Heimat geben zu können. "Es wäre zumindest wünschenswert", so Abert.
Erfolge haben sich schon bei der Hasenpopulation gezeigt. 17 Hasen seien bei der Hasenzählung in der Frankenheimer Flur aufgefallen. Eine erneute Zählung im nächsten Jahr soll Aufschluss über die Entwicklung der Population geben. Abert gehe es um einen gesunden und auf die Reviergröße angepassten Wildbestand. Dementsprechend sei ihm daran gelegen, auch Niederwild wie Hasen oder Rebhühner zu schützen und zu fördern.
Überlebensräume durch Blühflächen
Durch ein Revierübergreifendes Netz von Blühflächen werden Überlebensräume geschaffen, die Biodiversität gefördert sowie die Vielfalt der Kulturlandschaft erhalten, betonen die Beteiligten. Denn Blühflächen dieser Art gibt es nicht nur in Frankenheim, sondern vielfach um Bischofsheim. Exemplarisch nannte Abert Haselbach, Unterweißenbrunn, Schönau und Sondernau, wo Jagdpächterkollegen ebenfalls mit Landwirten kooperieren. Ein weiterer Vorteil: „Der Verbissdruck wird aus dem Wald heraus geholt. Auch das Rehwild findet auf diesen Flächen Äsung und Deckung“, so Abert.
Ein wichtiger Hinweis für Wanderer und Spaziergänger: Auch wenn die Blüten noch so verlockend aussehen. Das Betreten der Flächen ist ebenso verboten wie das Pflücken von Blumen.