Langsam nimmt die Lebenshilfe Rhön-Grabfeld wieder ihren normalen Betrieb auf. Dazu gehört auch, dass sie nach der coronabedingten Zwangspause wieder eine Mitgliederversammlung einberufen konnte. Die Auswirkungen der Epidemie waren Hauptthemen, zumal sie der Einrichtung ein Jahr beschert hatte, "wie ich es noch nicht erlebt habe", wie Geschäftsführer Jens Fuhl beteuerte.
Vorsitzende Brunhilde Hergenhan ging auch gleich auf das Thema ein und erinnerte an den "Supergau" im Seniorenwohnheim von Mellrichstadt. In der Einrichtung waren nicht nur sämtliche Bewohner und Mitarbeiter positiv getestet worden, es hatte auch drei Tote gegeben.
Solidarisch durch schwere Zeiten
Immerhin habe die Krise große Solidarität unter Mitarbeitern und Bevölkerung ausgelöst, ergänzte Fuhl. Das Personal sei bis an seine körperlichen Grenzen gegangen. Mit vielen Aktionen sei versucht worden, die Situation so erträglich wie möglich zu gestalten, als bis Oktober 2020 alle Einrichtungen geschlossen wurden. In Bezug auf Organisation und Materialbeschaffung, war es "das schwierigste Jahr, das wir je hatten". Die Zahl der Beschäftigten wurde trotz der Krise sogar leicht gesteigert.
In diese Zeit fiel auch die Generalsanierung der Herbert-Meder-Schule in Unsleben. Zum Schuljahresbeginn 2020 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Inzwischen sei bis auf Therapiebecken und Teile der Außenanlagen alles fertig. Besonders erfreulich sei, dass trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in der Baubranche der Kostenansatz kaum überschritten worden sei.
Das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen konnte nur im kleinen Kreis gefeiert werden, fuhr Fuhl fort. Insgesamt sei die Lebenshilfe was das Finazielle angeht, "mit einem blauen Auge davongekommen".
Run auf die Frühförderstelle
Was die anderen Einrichtungen angeht, so sieht sich die Frühförderstelle in Bad Neustadt einem gewaltigen Andrang ausgesetzt. Inzwischen müssen Wartezeiten von mehreren Monaten in Kauf genommen werden, weshalb derzeit dringend zusätzliche Räume gesucht werden. Fuhl stellte auch insgesamt fest, dass schwere Behinderungen deutlich zunehmen.
Erhebliches Kopfzerbrechen erzeuge ein neues Pflegegesetz, das Wohnstätten vor eine gewaltige Herausforderung stelle, weil Anforderungen an die Wohnqualität erheblich erhöht werden. Es deute sich an, dass Einrichtungen geschlossen und andere aufwendig modernisiert werden müssen. Darüber hinaus suchen auch Menschen mit Beeinträchtigungen zunehmend Wohnraum in den Städten, weil in den Dörfern meist der öffentliche Nahverkehr nicht befriedigend sei.
Das Bundesteilhabegesetz, das auf eine stärkere Gleichstellung von Behinderten ziele, stelle Mitarbeiter ebenfalls vor große Hürden, weil der bürokratische Aufwand bei der Betreuung deutlich ansteigen werde.
Schülerhort an Kapazitätsgrenze
Auch das erst kürzlich gegründete Autismus-Zentrum in Unsleben sieht sich einer enormer Nachfrage ausgesetzt. Da es in der Region nichts Vergleichbares gibt, kämen Anfragen von weit außerhalb. Auf Grund der Nachfrage werden auch neue Mitarbeiter gesucht. An der Kapazitätsgrenze befinde sich auch der Schülerhort in Unsleben, in dem dank enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde der Gedanke der Inklusion intensiv gepflegt werde.
Insgesamt hielt Fuhl fest, dass die Epidemie das Leben an den zahlreichen Einrichtungen der Lebenshilfe teilweise drastisch verändert habe. Auf der anderen Seite habe die Notlage den Gemeinsinn gestärkt und Kreativität gefördert, wie die Vielzahl an Aktionen an den einzelnen Einrichtungen unterstreichen.
Zu guter Letzt gab es durch den Tod von Franz Juli noch einen Posten im Vorstand neu zu besetzen. Einstimmig befürworteten die Mitglieder den Vorschlag des Gremiums, die Sandberger Bürgermeisterin Sonja Reubelt als Nachfolgerin einzusetzen.
Verdiente Mitglieder