Seit über hundert Jahren ist die Rhön bekannt als das Mekka der Segelflieger. Der Ruf, dass hier ideale Voraussetzungen auch für den Modellfliegersport bestehen, hat sich längst auch in ganz Deutschland herumgesprochen, auch bis nach Rheda-Wiedenbrück. Das ist eine kleine Ortschaft in der Nähe von Gütersloh. Dort gibt es den „Modell-Flug-Club 1956 e. V.“, der davon auch gehört hatte. Erstmals vor 41 Jahren.
Das wissen dessen Vorsitzender Klaus Reiling und sein Freund Norbert Zöchling deswegen so genau, weil sie es waren, die vor über vier Jahrzehnten eine Freundschaft zur Segelfliegergemeinschaft Ostheim, der SFG, geknüpft hatten, die bis zum heutigen Tag lebendig ist. Das ist eine so bemerkenswerte Treue zu Ostheim, dass der „Verein für Stadtmarketing Ostheim“ und das kommunale Unternehmen „Tourismus und Marketing“ auf Initiative von Peter Schmidt hin beschlossen hatten, die Gäste besonders zu ehren.
Das machten sie, indem sie Joachim Leyh und Schmidt beauftragten, den Gästen am vergangenen Donnerstag eine Ehren- und Dankesurkunde zu überreichen, mit einigen Gastgeschenken dazu. Die kleine Feier fand vor dem Hangar der Ostheimer Flieger statt. Da war natürlich auch Heinz Braungardt, der Vorsitzende des SFG, dabei. Außer Reiling und Norbert Zöchling war von den MFC-Leuten noch Josef Fox dabei.
Leyh hielt eine kurze Ansprache, bei der er den Freunden aus Rheda für ihre Treue dankte und sich wünschte, dass sie noch viele Jahre in das Städtchen vor der Rhön kommen. Leyh interpretierte die Beständigkeit der Gäste aus Nordrhein-Westfalen als Zeichen, dass die Ostheimer Gastfreundschaft bei ihren Besuchern Anerkennung findet.
Leyh dürfte damit sehr Recht haben. Denn, und das erzählten Reiling und Zöchling mit Freude, in den vier Jahrzehnten hatten sie viele Ostheimer Hotels und Pensionen und deren Gastlichkeit erlebt. Seit 1977 kommt also regelmäßig eine Truppe des MFC hierher, um ihre Flugzeugmodelle am Flugplatz von Ostheim, am Büchig, auszuprobieren. Der freundschaftliche Kontakt zu den SFG-Mitgliedern wird dabei immer wieder neu belebt. Ursprünglich waren sie auf die Empfehlung eines Freundes hin hierhergekommen, weil mit den günstigen Windverhältnissen an Ostheims Hügeln weit bessere Voraussetzungen für den Modellflugzeugsport herrschen als im Flachland bei Gütersloh.
Die ersten Kontakte mit den Einheimischen waren nicht gerade vom Glück begünstigt. Denn als Klaus Reiling und Norbert Zöchling ihre Flugzeuge am Ostheimer Modellfliegerplatz steigen ließen, kam es zu einem Crash mit einem Ostheimer Modell. Da war auch mal für die sonst immer netten Ostheimer der Kragen zu eng geworden, und Reiling und Zöchling wurden vom Modellfliegerplatz verbannt.
Gern schien sich Klaus nicht daran zu erinnern, obwohl natürlich längst Gras darüber gewachsen ist. Glücklicherweise hatte Ostheim auch damals schon einen richtigen Sportflugplatz. Dort hatten die zwei Besucher mehr Glück, mit dem Steigenlassen ihrer Modelle und mit den Kontakten zu den Mitgliedern der SFG. Sie wurden freundlich aufgenommen, und gleich am ersten Abend des Kennenlernens gab es einen fröhlichen Kameradschaftsabend. Das wiederholte sich am nächsten Tag und auch immer dann, wenn Klaus, Norbert und im Laufe der Zeit immer mehr, bis an die 60 Mitglieder vom MFC Rheda nach Ostheim kamen.
Er und seine Kameraden sind zumeist noch Modellflugzeugbauer von altem Schrot und Korn. Denn sie kaufen sich nicht diese modernen Bausätze, wo man die Teile nur zusammenstecken muss. Sie fertigen ihre Flugzeuge noch in Handarbeit und vielen Arbeitsstunden an. Jedes ihrer Flugzeuge wird zum Unikat. Und schmuck, ja eindrucksvoll sehen sie aus, wie die drei Modelle bewiesen, die Klaus, Norbert und Josef im Hangar zeigten. Bereitwillig schoben sie ihre Flieger hinaus in die Sonne für das Erinnerungsfoto: die Nostalgie-Hochdeckermaschine des Fliegerpioniers Bleriot, mit der er als erster den Kanal von Frankreich nach England überquert hatte; das Hochleistungssegelflugzeug ETA mit seinen 10,3 Metern Flügelspannweite am Modell und den schicken Doppeldecker „Bücker-Jungmann“.