Ein Führerschein für Drittklässler? Ja, es gibt ihn tatsächlich. Erst neulich haben wieder die Mädchen und Jungen der dritten Klasse der Besengau-Grundschule unter Klassleiterin Ines Senf die Führerscheinprüfung bestanden. Aber keine Sorge: Hier ging es nicht um einen Fahrzeug-Führerschein, sondern um den „aid-Ernährungsführerschein“, der einen Baustein zur Ernährungsbildung in der Grundschule darstellt.
Ganz ohne Fleiß und Ausdauer war allerdings auch dieser Führerschein nicht zu erwerben. Rund 14 Unterrichtsstunden waren nötig, bevor die Schüler reif für die schriftlichen und praktischen Prüfungen waren. Im Mittelpunkt des Unterrichts stand der praktische Umgang mit Lebensmitteln und Küchengeräten, die Umsetzung von theoretischem Ernährungswissen in die Praxis – die Küche kam quasi ins Klassenzimmer.
Der aid-Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz hat 60 Jahre Erfahrung in der Erstellung von unterrichtsbegleitendem Material, wobei er mit öffentlichen Mitteln des Bundesernährungsministeriums gefördert wird. Die AOK Bayern bietet in Kooperation mit dem Bundeszentrum für Ernährung den „Ernährungsführerschein“ interessierten Grundschulen als evaluiertes Ernährungsbildungsprogramm an. Mit diesem „Führerschein“ sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, Lebensmittel mit allen Sinnen wahrzunehmen, zuzubereiten und zu genießen.
Dem Besengau-Nachwuchs machte es von Anfang an mächtig Spaß, selbst mal Küchenmeister zu spielen, selbst Speisen herzustellen, dabei auch hin und wieder ein wenig zu experimentieren und natürlich am Ende die eigenen Leckereien auch noch gemeinsam mit den Mitschülern zu genießen. Doch es ging nicht nur darum, lustige Brotgesichter, knackigen Gemüsespaß, kunterbunte Nudelsalate, fruchtigen Schlemmerquark oder auch heiße Kartoffelgerichte zuzubereiten. Die Mädchen und Jungen lernten auch die Bedeutung von Körper- und Küchenhygiene, zu reinigen und aufzuräumen, Rezepte zu lesen und zu verstehen, Arbeitstechniken und -sicherheit, den Umgang mit Kochstelle und Backofen und sogar Tischregeln und wie man eine schöne Essatmosphäre schafft.
Natürlich wurde dabei mit Feuereifer geschnippelt, geschält und zerkleinert, liebevoll und kreativ garniert, geraspelt und gebacken. Wie bei Profiköchen wurde gerührt, gerieben und abgeschmeckt. Mit Hilfe von Ernährungsexpertin Annette Zimmermann von der AOK in Schweinfurt befüllten die Kinder die Ernährungspyramide mit den richtigen Lebensmitteln an der passenden Stelle.
Nach einer schriftlichen Lernkontrolle zeigten die Schüler zum Abschluss des Projektes, was sie nun schon alles können, bereiteten leckere, gesunde Brotaufstriche, Salate, Müsli und Obstjoghurte zu und luden ihre Patenklasse – die Erstklässler – zum gemeinsamen Frühstück ein. Natürlich bekam jeder auch noch sein persönliches Führerscheindokument mit Passbild und Schulstempel als „Bestätigung für die gewonnene Küchenkompetenz“. Jetzt werden sie wohl auch zu Hause Mama und Papa mit einem gesunden, schmackhaften Essen überraschen wollen.