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WECHTERSWINKEL
Lauter Hingucker
Interessante Kunstwerke, wie etwa „Die Zeit läuft”,  können in der neuen Ausstellung im Kloster Wechterswinkel bewundert werden.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Interessante Kunstwerke, wie etwa „Die Zeit läuft”, können in der neuen Ausstellung im Kloster Wechterswinkel bewundert werden.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:00 Uhr

„Huch – wer sitzt denn da schon im Innenhof des Klosters ?“ Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf ist in den letzten Tagen öfters aufgeschreckt, als sie morgens die Gestalt auf der Bank entdeckt hat. Doch „Die Sitzende“ ist ein Kunstwerk, das zu den vielen Hinguckern der neuen Ausstellung „Philipp Mendler, Wegbegleiter und Schüler“ gehört, die am Donnerstag im Kloster Wechterswinkel eröffnet worden ist.

Noch bis zum 4. November wird die Frau – auf der Bank sitzend – im Buch schmökern. Solange ist die Ausstellung mit dem breiten Spektrum an Werken der späten 1960er Jahre bis heute zu bewundern. Sie findet im Zusammenspiel mit der Triennale IV „RaumZustände“ statt und fand schon am Eröffnungsabend großen Anklang.

Zusammenspiel mit der Triennale IV

Nicht weniger als 23 Künstler präsentieren sich im Kreiskulturzentrum mit einem Auszug aus ihrem Schaffen. „Eine derartig umfangreiche Werkschau hat es in dieser Form noch nicht gegeben“, strahlte die Kreiskulturmanagerin und freute sich mächtig über diesen besondere Art eines „Klassentreffens“ von Weggefährten und Schülern Philipp Mendlers. Im Beisein zahlreicher Kunstschaffender aus der näheren und weiteren Umgebung eröffneten Landrat Thomas Habermann und Astrid Hedrich-Scherpf die Ausstellung. Unter den Besuchern waren Familienangehörige Philipp Mendlers, Triennale-Kuratorin Barbara Kahle oder aber Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt.

In diesem Jahr richtet die Triennale IV unter dem Motto „RaumZustände – Bildhauerei heute“ den Blick auf das skulpturale Schaffen in den drei fränkischen Regierungsbezirken. Und diesen Leitspruch griff Habermann in seinen einleitenden Worten auf. Dabei erinnerte der Landrat an den Grundgedanken, als vor einem Jahrzehnt das Kloster Wechterswinkel eröffnet wurde. „Hier sollte Raum für die Darbietung von Kunst und Kultur geboten werden, wobei der Raum nicht dominieren, sondern eben Platz machen soll für künstlerisches und kulturelles Wirken.“ Seit 2008 schaffe man mit dem Kreiskulturzentrum Raum und ein Forum. Seitdem habe es sich mit einer durchschnittlichen Besucherzahl von 24 000 Personen im Jahr etabliert und sich zu einer wichtigen Institution in der Region entwickelt.

Kunst und Fortschritt

„Kunst braucht Raum und Freiheit“, betonte der Landrat weiter und verwies auf ihre Bedeutung für die Weiterentwicklung der Gesellschaft: „Sie ist eine Protagonistin für den Fortschritt in unserer Gesellschaft.“ Wichtig sei heutzutage ihre Vernetzung, die durch die Reihen „Kunst geht fremd“ oder auch die „Triennale“ gefördert werde. Er freute sich, dass neben dem Kloster Wechterswinkel mit dem Künstlerdorf Langenleiten und dem Künstlerpaar dort, Klaus und Heike Metz, sowie der Staatlichen Holzbildhauerschule Bischofsheim insgesamt drei Partner der „Triennale IV“ im Landkreis zu Hause sind. Jene Schule habe Philipp Mendler als ihr Leiter seit 1971 wesentlich geprägt. Der Dank des Kreisoberhauptes galt allen Leihgebern, teilnehmenden Künstlern und Förderern. Abschließend wünschte er allen Besuchern viel Freude beim Entdecken und Genießen der zeitgenössischen Kunst.

Da der Werkstoff Holz bei der Bildhauerei häufig vorkommt, war auch das musikalische Begleitprogramm am Eröffnungsabend stark von Holz geprägt. Das Ensemble „Mallet“ der Kreismusikschule mit Frank Stäblein und seinen jungen Schülern Phillipp-Leon Müller, Hannes Stuhl und Johannes Drescher begeisterte das Publikum mit seinen karibisch angehauchten Rhythmen. Mit „Mallets“ (Hämmer) werden, wie Stäblein eingangs erläuterte, Instrumente, wie Xylofon oder Marimbafon angeschlagen. „Holz ist ein toll klingender Werkstoff“, wovon sich die Besucher überzeugen konnten, die begeistert nach Zugaben forderten.

Die Ausstellung „Fundamente. Philipp Mendler Wegbegleiter und Schüler“ kann mittwochs bis sonntags sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr im Kloster Wechterswinkel besucht werden. Führungen finden am Sonntag, 15.Juli, 12. August, 7. Oktober, und 4. November, jeweils um 14.30 Uhr, sowie im Rahmen von „Art after Work“ am Donnerstag, 23. August, um 18.30 Uhr, statt. Weitere Infos unter www.kloster-wechterswinkel-kultur.de.

Philipp Mendler

Den Lebenslauf und das Wirken Philipp Mendlers rückte Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich Scherpf in den Mittelpunkt ihrer Ansprache. Mendler, 1936 geboren, hat die damals bereits seit über 100 Jahren bestehende Holzschnitzschule in Bischofsheim als Leiter ab 1971 künstlerisch neu ausgerichtet. Er hat innovative Ideen eingebracht und sie zur Staatlichen Holzbildhauerschule gemacht. Von Mitte der 70er Jahre an erlebte die Schule unter seiner Führung einen enormen Aufschwung. Bis 1983 hatte der „beliebte und charismatische Lehrer“ dort gewirkt. 1995 starb er. Mendler hat mit seinem Wirken eine ganze Künstlergeneration geprägt. Die Kreiskulturmanagerin verwies auf das besondere geistige Klima und das außergewöhnliche handwerkliche Können der damaligen Gruppe, die sie zum Titel der Ausstellung „Fundamente“ inspiriert hatten. Für die Ausstellung ist das Kreiskulturzentrum nun von Künstlern eines jeden Jahrgangs von 1971 bis 1983 mit unterschiedlichsten künstlerischen Ausdrucksformen gefüllt und bereichert worden, angefangen von eindrucksvollen Skulpturen und Reliefs über Papierarbeiten, Objektkunst und Installationen bis hin zu Fotografien und Videokunst. Im einzelnen sind vertreten: Werke von Philipp Mendler selbst, Uwe Günther (Schulleiter von 1981-1996), Ursula Wilson, Richard Mühlemeier, Klaus Weizenegger, Peter-Lorenz Emmert, Ludwig Bauer, Winfried Baumann, Martin Bühner, Hans Doppel, Christine Ermer, Ingrid Flohry, Joachim Hasslan, Michael Heide, Anne Heß, Ulrike Holthöfer, Alexander Lihi, Jörg Mauderer, Monika Ritter, Fernand Semma, Anna Tretter, Jürgen Ulsamer und Kay Winkler.
So manch Besucher der Ausstellungseröffnung war neugierig, was denn die im Innenhof Sitzende so liest.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | So manch Besucher der Ausstellungseröffnung war neugierig, was denn die im Innenhof Sitzende so liest.
 
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