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Langenleiten: Von Haus zu Haus im alten Dorf
Herbert Holzheimer und sein Buch  „Auld duurf“, das die Geschichte der Langenleitener Bevölkerung und viele Besonderheiten des Dorfes aufzeigt.
Foto: Marion Eckert | Herbert Holzheimer und sein Buch „Auld duurf“, das die Geschichte der Langenleitener Bevölkerung und viele Besonderheiten des Dorfes aufzeigt.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 24.10.2021 03:02 Uhr

Historische Aufnahmen, einzigartige Einblicke in Familiengeschichten, persönliche Schicksale und ortsprägende Ereignisse sind in dem aktuell erschienenen Buch von Herbert Holzheimer (Langenleiten) eindrucksvoll und informativ präsentiert. Das Buch trägt den Titel "Auld duurf", was übersetzt "Altes Dorf" heißt. Es ist ein Hausbuch über Langenleiten, das in seiner Aufmachung nicht nur für Langenleitener Familien von Interesse ist, sondern jeden Heimatkundler und Historiker interessieren wird. Auf rund 400 Seiten wird das meist entbehrungsreiche Leben im Rhöndorf Langenleiten ausführlich und anschaulich dargestellt. Im Mittelpunkt stehen die Häuser des alten Dorfes mit ihren Bewohnern.

Zum 300. Dorfjubiläum 1989 konnte Herbert Holzheimer eine umfangreiche Familien- und Fotodokumentation unter dem Titel "Das Dorf, seine Bewohner im Wandel der Zeit" als Sonderausstellung zeigen. Seither ruhte die Sammlung, in Ordnern abgelegt, in einer großen Kiste. Vor drei Jahren zeigte er diese Sammlung dem Heimatkundler Walter Kömpel aus Oberbach, der spontan meinte: "Daraus müsste man ein Buch machen." Die Idee war geboren. Gemeinsam mit dem Schriftsetzer und Mediengestalter Karl Hahn aus Bad Brückenau wurde ein griffiges Konzept erstellt. Nach neun Monaten intensivster Arbeit kam das Projekt durch unglückliche Umstände zum Erliegen.

Nach anderthalbjähriger Pause, 2021, konnte das Projekt über die Leonie- und Helmut Schmitt Stiftung Langenleiten nach den alten Vorgaben neu angegangen, ergänzt und vollendet werden. Rosa Strauß-Carl wurde mit ins Boot geholt, sie stand Herbert Holzheimer in den vergangenen Monaten zur Seite.

Wie haben unsere Vorfahren in der Rhön gelebt?

"Dieser Bildband gewährt einen Einblick, wie unsere Vorfahren gelebt haben und wie unser Dorf früher ausgesehen hat", fasste Holzheimer zusammen. "Für die heutige Generation ist es unvorstellbar, in welch großer Armut die Vorfahren lebten. Bitterste Entbehrungen und entsetzliche Wohnungsnot mussten sie hinnehmen. Ihr Leben war von Armut und Bedürftigkeit gekennzeichnet. Hunderte fanden keine Bleibe und mussten Ab- oder Auswandern." Mit dem Buch möchte Herbert Holzheimer allen Langenleitener Bürgerinnen und Bürgern und speziell der Jugend ein neues, tiefes Heimatbewusstsein vermitteln.

3000 alte Bilder wurden im Laufe der Arbeiten an dem Buch eingescannt, 1400 konnten in das Buch aufgenommen werden. "Wenn ich nicht schon vor 35 Jahren mit dem Sammeln angefangen hätte, wäre das so nicht möglich gewesen", ist sich Holzheimer sicher.

Das neue Buch von Herbert Holzheimer.
Foto: Marion Eckert | Das neue Buch von Herbert Holzheimer.

Die Aufzeichnungen wurden nicht chronologisch mit dem ältesten Haus beginnend, sondern entlang der alten Hausnummerbezeichnungen begonnen. 1804 wurden in Langenleiten Hausnummern vergeben. Mit der Nummer 1 ging es im oberen Dorf los und bis 39 wurde nach unten durchgezählt. Auf der anderen Seite ging es von 40 bis 74 wieder nach oben. Der älteste Dorfplan aus dem Jahre 1848 ist im Buch aufgeführt und enthält, die Hausnummer, für Holzheimer war das eine kleine Kostbarkeit.

Kuriose Hausnummern und alte Namen 

Viele Häuser haben weitere Bezeichnungen wie ¼ oder ¾. Wie Holzheimer erklärte, wurden diese Zusätze den Häusern gegeben, die nach 1804 errichtet wurden. So kam an immer mehr Häuser zu kuriosen Hausnummern, wie beispielsweise 39 1/4. Natürlich werden die alten Hausnamen genannt, so wie die Familien früher im Dorf üblicherweise genannt wurden. Zum besseren Zuordnung wird auch die heutige Adresse angegeben.

Wer über die Generationen hinweg in den Häusern lebte, hat Herbert Holzheimer schon vor Jahren zum Großteil handschriftlich aus alten Kirchenbüchern abgeschrieben. Aufgeführt sind die Berufe, außer der Landwirtschaft, jeder Betrieb, familiengeschichtliche Details soweit bekannt und Besonderheiten, wenn aus einer Familie jemand auswanderte oder ins Kloster ging. Bis etwas 1780 gehen die Aufzeichnungen zurück. In der neueren Zeit hat Herbert Holzheimer mit Beginn der 1970-er Jahre aufgehört. Die Neubaugebiete sind nicht Bestandteil des Buches.

Besondere Gebäuden wie die Schule oder das Pfarrhaus, aber auch Personen wie die ansässigen Künstler werden hervorgehoben. Zu Holzheimers Favoriten zählen die schönen Aufnahmen alter Kunstwerke von Langenleitener Kunsthandwerkern und Künstlern. Mehrere große Brände suchten Langenleiten heim und auch das Kriegsende brachte dem Ort Verwüstung, als 800 Granaten auf das Rhöndorf geschossen wurden, ist dokumentiert.

Erhältlich ist das Buch über die Stiftung. Ansprechpartnerin: Anna Keßler, Tel.: 0151 68 166 191, E-Mail: info@hausfüralle.de

Buchvorstellung in Langenleiten: Das Bild zeigt (von links) den stellvertretenden Bürgermeister Siegfried Söder, Stiftungsmitglied Gerhard Strauß und Rosa Strauß-Carl, Autor Herbert Holzheimer, Heimatforscher Walter Kömpel und Mediengestalter Karl Hahn.
Foto: Marion Eckert | Buchvorstellung in Langenleiten: Das Bild zeigt (von links) den stellvertretenden Bürgermeister Siegfried Söder, Stiftungsmitglied Gerhard Strauß und Rosa Strauß-Carl, Autor Herbert Holzheimer, Heimatforscher Walter ...
 
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