Als stellvertretender Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands hat Matthias Borst jetzt die Ohren direkt an den politischen Schaltstellen. Aus dieser Position heraus untersuchte der gebürtige Rheinfeldshofer bei einem Vortrag in Heustreu die aktuellen Entwicklungen unter der Frage „Bewegen wir noch oder werden wir nur bewegt“.
„Für uns ist das ein Glücksfall, dass wir einen direkten Draht zur Zentrale nach München haben“, stellt BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel fest. Dies sei umso bedeutender, weil die Landwirtschaft einem Druck wie noch nie ausgesetzt sei. Aber hilflos dabei zuzusehen, sei der verkehrte Weg, vielmehr sei Eigeninitiative gefragt und da hat sich die BBV mit einer bayernweiten Aktion auch schon etwas einfallen lassen.
Landwirtschaftspolitik ist Gesellschaftspolitik
Bevor Diestel und Kreisobmann Mathias Klöffel ihre Zuhörer über das Vorhaben informierten, folgten die Teilnehmer der Versammlung dem Vortrag des Funktionärs. Nachdem Borst einige Neuerungen im Bereich von Förderprogrammen vorgestellt hatte, ging er auf die Rahmenbedingungen ein, unter denen heutzutage Landwirtschaft betrieben wird.
„Landwirtschaftspolitik ist Gesellschaftspolitik“, hielt er den Obleuten des Landkreises vor Augen. Während bis vor kurzem noch Landwirtschaft in einem geschlossenen System stattgefunden habe, wird die Erzeugung von Lebensmitteln und deren Nebenerscheinungen äußerst kritisch betrachtet. Die Schlagzeilen der jüngsten Vergangenheit sprächen eine deutliche Sprache.
Rahmenbedingungen werden schwieriger
Es wäre aber fatal, sich nicht mit den aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Die Landwirtschaft stehe vor großen Veränderungen, wie schon Klaus Klingert, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, anfangs bemerkte. Der Bedarf an Lebensmitteln werde einerseits weiter steigen, andererseits werden die Rahmenbedingungen für die Herstellung deutlich schwieriger. Es sei nachvollziehbar, dass kleinere Betriebe nicht mehr bereit sind, die notwendigen Investitionen vorzunehmen.
Gleichzeitig müsse aber der Dialog mit dem Verbraucher verstärkt werden, forderte Borst. Das Bewusstsein, woher die Lebensmittel stammen, die täglich verzehrt werden, sei verloren gegangen, im Rampenlicht stehen vielmehr die Skandale. Auch mehrere Zuhörer fühlten sich diskriminiert, wobei Klöffel widersprach und eindringlich darauf hinwies, dass das Image des Bauern in der Bevölkerung hoch sei. Vielmehr sei die Landwirtschaft in Verruf geraten, die es aber eigentlich nicht verdient habe. Das müsse den Verbrauchern aber bewusst gemacht werden.
Solidarität unter den Landwirten
Um einerseits das Gespräch aufzunehmen und Aufmerksamkeit sowie andererseits Solidarität unter den Landwirten zu erzeugen, sei im Kreisverband die Idee eines Blühstreifens von Fladungen nach Füssen geboren worden. Auf einem zehn Meter breiter Streifen entlang eines Fahrradwegs von Nord- nach Südbayern sollen Wildblumen angesät werden. Die von der Aktion betroffenen Landwirte verlieren dabei zwar Einnahmen, weil sie Fläche aus der Bewirtschaftung nehmen müssen, doch seien die ersten Reaktionen bereits hoffnungsvoll gewesen, versicherte Klöffel.
So hätten Organisationen wie der Bund Naturschutz, die der Landwirtschaft stets kritisch gegenüberstehen, bereits finanzielle Unterstützung zugesichert, und auch aus anderen Bezirken seien schon Signale eingegangen, die auf eine Förderung der Initiative deuten. Doch stehen dem Vorhaben auch allerhand bürokratische Hürden im Weg, weshalb von anderer Seite Bedenken erhoben worden seien. Bei einer Pressekonferenz soll in den nächsten Tagen das Projekt weiter vorgestellt werden.