
In Kürze beginnen die Bauern in der Region wieder mit den Arbeiten auf den Feldern. Sobald die Böden abgetrocknet sind, dürften die ersten Felder zur Aussaat hergerichtet werden. Auch leichter Frost ist von Vorteil, da dieser die Böden tragfähig und befahrbar macht. "Neues Jahr, neues Spiel, neues Glück", meint ein Landwirt aus dem Grabfeld augenzwinkernd.
In der Tat gleicht kein Jahr dem andern. Die Bauern müssen sich auf ständig wandelnde Bedingungen einstellen. Dabei gilt es nicht nur, mit den Wetterkapriolen fertig zu werden. Auch die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen stellen die Landwirte oft vor große Herausforderungen. Die Praktiker haben es mit volatilen Märkten zu tun – sowohl beim Einkauf ihrer Betriebsmittel als auch bei der Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die Preise beim Einkauf und Verkauf schwanken in nie gekannter Höhe.

Unsicherheitsfaktoren Inflation und Spekulation
Ein Landwirt bringt die Situation so auf den Punkt: "Wir fahren Achterbahn beim Einkauf unserer Betriebsmittel und der Vermarktung unserer Erzeugnisse!" Wer beispielsweise Diesel, Dünger und Saatgut teuer eingekauft hat und beim Verkauf seines Getreides einen schlechten Kurs erwischt, braucht ein gutes Nervenkostüm, um solche Phasen durchzustehen. Selbst Agrarexperten und Marktkenner wagen derzeit keine Preisprognosen. Die Agrarmärkte sind unberechenbar geworden.
Die Bauern sehen sich nicht nur mit der Inflation konfrontiert. Börsenspekulationen für Getreide oder auch Düngemittel machen die Situation noch unüberschaubarer als sie eh schon ist. So hatten sich im Jahr 2022 beispielsweise die Preise für Stickstoffdünger nahezu vervierfacht und die Kurse für Weizen fast verdoppelt. Aktuell sind die Preise sowohl beim Einkauf der Betriebsmittel als auch bei der Vermarktung der Agrarerzeugnisse gesunken. "Aber keiner weiß, wo die Reise hingeht", so ein betroffener Landwirt.
Verlässliche Rahmenbedingungen fehlen
Von verlässlichen Rahmenbedingungen und Planungssicherheit sei man momentan meilenweit entfernt. Seit Beginn des Ukrainekriegs ist nichts mehr in der Landwirtschaft so berechenbar, wie es früher einmal war. Dies hat auch zur Folge, dass die Landwirte keine langfristigen Lieferverträge mit festen Preisabsprachen mehr eingehen, sondern eher kurzentschlossen zum jeweiligen Tageskurs ihr Getreide verkaufen.

Auf den Feldern in der Region herrscht momentan noch "Ruhe vor dem Sturm". Die Landwirte nutzen die Zeit, um ihre Maschinen instand zu setzen, sich fortzubilden oder auch zur Erledigung von Bürokram. Als Erstes steht die Aussaat der Sommergerste an. Die Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen gelten als traditionelle Anbaugebiete für Sommergerste. Die Frucht kommt auch mit schlechteren Böden zurecht und ist relativ anspruchslos. Ohne Sommergerste gibt es kein Bier. Denn die Körner werden als Rohstoff für die Malzherstellung benötigt.
Ziel: Biodiversität in der Landschaft
Nach der Sommergerste kommen Hafer, Zuckerrüben und Mais in den Boden. Auch der Anbau von Leguminosen dürfte heuer ausgedehnt werden. Hierzu zählen Früchte, wie beispielsweise Erbsen oder Ackerbohnen. Im Rahmen des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms wird der Anbau dieser Kulturen bei Einhaltung einer vielseitigen Fruchtfolge gefördert. Außerdem werden im besagten Programm die Anlage von Grünstreifen am Ackerrand gefördert. Erklärtes Ziel dieses Projekts ist die Förderung der Biodiversität in der Landschaft.
Die im Herbst ausgesäten Früchte scheinen – bis jetzt jedenfalls – gut über den Winter gekommen zu sein. Raps, Wintergerste, Roggen und Weizen zeigen keine Frostschäden. Die meisten Sorten dieser Kulturen halten Temperaturen bis minus 18 Grad aus. Schlecht wirken sich starke Fröste vor allem bei schneefreiem Boden aus. Solche Kahlfröste sind gefürchtet bei den Pflanzenbauern. Eine geschlossene Schneedecke schützt die jungen Pflanzen vor eisigen Temperaturen und kaltem Wind.
Landwirte haben in den kommenden Wochen viel zu tun
Wann die Feldarbeiten endlich beginnen können, hängt auch von der jeweiligen Lage ab. Meist kann im Saaletal und Grabfeld die Aussaat eher vorgenommen werden als in den etwas rauheren Lagen der Rhön. Die Landwirte haben jedenfalls in den kommenden Wochen jede Menge zu tun auf ihren Feldern. Bleibt zu hoffen, dass die bevorstehende Aussaat reibungslos und unfallfrei über die Bühne geht und die Witterung für frohwüchsige Pflanzen sorgt.
Viele Umstände in der Landwirtschaft liegen nicht in der Hand der Bauern – beeinflussen aber maßgeblich den Erfolg oder Misserfolg des Betriebs. Chance und Risiko liegen oft eng beieinander. Vielleicht ist gerade dies aber auch der Anreiz für die Arbeit der Landwirte.