
Auf ihre Gründung vor 75 Jahren blickte die Landfrauengruppe des BBV-Kreisverbandes Rhön-Grabfeld mit Kreisbäuerin Margit Ziegler zurück und hatte dazu viele Gäste in den vollbesetzten großen Kursaal in Bad Königshofen eingeladen. Zum Geburtstag gab es eine Torte, hereingetragen vom Kreisobmann Mathias Klöffel und seinem Stellvertreter Michael Derleth, die Ziegler gemeinsam mit der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, anschnitt.
Der Agrabella-Chor unter der Leitung von Sonja Rahm sowie Isabella Reder mit ihren Mundart-Liedern umrahmten den Landfrauentag musikalisch. Nach dem Mittagessen gestalteten Pfarrerin Tina Mertten und Pfarrer Jo-Jovilla Kurian eine ökumenische Andacht.
Basis für die Ernährungs- und Versorgungssicherheit
Kreisbäuerin Ziegler erinnerte an die Anfänge der Landfrauenbewegung, als die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Mittelpunkt stand. Die Zusammenkünfte der Landfrauen waren oft die einzige Möglichkeit, mal rauszukommen vom Hof. Heute, 75 Jahre später, sind die Bäuerinnen und Bauern Lebensmittel- und Energieerzeuger sowie Landschaftspfleger. "Eines hat sich nicht verändert: Wir Landfrauen stärken die Gemeinschaft und bringen unser Wissen und Können ein – sei es durch Veranstaltungen zur Erwachsenenbildung, Gesundheitsoffensiven, als Ernährungsfachfrauen oder in den Schulen", sagte Ziegler. Ob Bio oder konventionell, man wirtschafte nach höchsten Standards und sei damit Basis für die Ernährungs- und Versorgungssicherheit. Sie kritisierte fehlende Planungssicherheit und zunehmende Bürokratie. Die Politik bestimme die Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume, die Bäuerinnen und Bauern seien ein Teil der Lösung in Bezug auf Ernährung, Umwelt, Klima und Energie.
Nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Berufung
Ilse Aigner hielt die Festrede, sie gratulierte und lobte die Landfrauen, die wissen, was es heißt, die Schöpfung zu bewahren, Kultur und Gemeinwesen zu stärken. Selbstbewusstsein sei in diesem Fall nicht die Vorstufe von Arroganz, eine Landfrau zu sein sei nicht nur ein Beruf, sondern auch Berufung. 6500 Mitglieder gebe es in Bayern – eine starke Stimme und viele konstruktive Partnerinnen. Vielen Herausforderungen müssen sich die Höfe stellen, nicht nur den Wetterkapriolen und der Bürokratie. Sie plädierte dafür, auch den Umbau der Tierhaltung wirtschaftlich zu gestalten, es sei besser, hier Fleisch zu erzeugen als aus Ländern mit niedrigeren Standards zu importieren.
Eine genaue Herkunftsbezeichnung forderte sie auch bei verarbeiteten Produkten, damit der Verbraucher sich orientieren kann. Sie kritisierte die oft gezeigte Doppelmoral: Tiere retten wollen, aber Steingärten anlegen, Bio wollen, aber den Preis nicht bezahlen. Corona und der Ukraine-Krieg hätten nachdenklicher gemacht – es ist nicht selbstverständlich, dass alles immer zur Verfügung steht. "Bleiben sie selbstbewusst, wir wissen, was wir an ihnen haben", rief sie den Frauen zu.
Staatssekretär Sandro Kirchner, MdL, lobte die Frauenpower vom Land, sie setze Akzente in Politik, Gesellschaft und in den Dörfern. Er bedauerte, dass die Bauern immer zu Sündenböcken gemacht werden, die aktuellen Krisen hätten jedoch viele Menschen zum Nachdenken gebracht.
Bürgermeister Thomas Helbling gratulierte und bezog sich in seinem Grußwort auf das Motto der Landfrauen "Gemeinschaft stärken in Stadt und Land". Ilse Aigner bat er, sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen. Dorothee Bär, MdB, lobte das Frauennetzwerk, das hier vorhanden ist. Corona habe viele zum Umdenken bewegt, statt von "Dorfdeppen" zu reden, beneideten die Großstädter die Landbevölkerung um ihre Freiheiten. Man sollte sich bei der Lebensmittelerzeugung nicht von Importen abhängig machen, sagte Bär. Sie forderte Solidarität mit den Frauen in Afghanistan und dem Iran.
Sich den Herausforderungen des ländlichen Raums stellen
Landrat Thomas Habermann gratulierte namens des Landkreises und dankte für das Engagement der Landfrauen. Bezirksbäuerin Maria Hoßmann forderte dazu auf, sich weiterhin mit Mut, Zuversicht und Leidenschaft für den ländlichen Raum einzusetzen. Edgar Thomas, stellvertretender BBV-Bezirkspräsident, meinte, die Männer wissen die Arbeit der Landfrauen zu schätzen, können das aber nicht so ausdrücken. Er appellierte, weiterhin im Ehrenamt zu bleiben und sich den Herausforderungen als Botschafterinnen des ländlichen Raums zu stellen. Das letzte Wort hatte Kreisobmann Mathias Klöffel, der dem Organisationsteam dankte und die gute Zusammenarbeit in der Kreisvorstandschaft lobte.
Die Spende des Landfrauentags geht an die Kreis-Caritas, den Verwendungszweck stellte Geschäftsführerin Angelika Ochs vor. Diesmal sollen alleinerziehende Frauen in Not unterstützt werden.

