
Mit dem Thema "Die Rolle der Frauen in der Demokratie" befasste sich die Hauptrednerin, Professorin Hedwig Richter, beim Landfrauentag Rhön-Grabfeld in der Frankentherme Bad Königshofen. Sie zeigte dabei auf, dass die Landfrauenbewegungen schon um 1898 aktiv waren und später sogenannte Hausfrauenvereine initiierten.
In den Unabhängigkeitserklärungen von Amerika sei immer die Rede davon gewesen, dass alle Menschen gleich sind. "Gemeint waren damit allerdings die Männer, denn die Frauen hatten keine Rechte, wurden sogar als minderwertiges Geschlecht bezeichnet." Letztendlich habe die Literatur in den kommenden Jahrzehnten ein Umdenken in der Gesellschaft gebracht, wobei es um die Würde des Menschen ging.

Auch auf den Bauernhöfen hätten die Männer das Sagen gehabt, in den Kommunen gab es noch Frondienste. In der Landwirtschaft wurden Mägde und Knechte wie Gegenstände behandelt –aus heutiger Sicht absurd. Das 18. Jahrhundert brachte Hungersnöte und Armut. Nahrung war damals sehr teuer. In der Landwirtschaft gründeten sich 1844 die ersten Frauenvereine, um unter anderem auch das Thema Armut anzugehen. Ein großer Schritt zur Demokratie sei 1870 gewesen, als die Verfassung modernisiert wurde.
Kontrolle über den eigenen Körper
In dieser Zeit registrierte man eine Bevölkerungszunahme. Die Menschen konnte gut leben, auch weil sie genug zu Essen hatten. Wohlstand war die Folge. Und auch die Schulbildung nahm zu. In den gegründeten Frauenvereinen ging es um Frauenrechte und auch um eine gute Ausbildung. So entstand 1898 die erste Landfrauenbewegung. Um 1900 bekamen Frauen Stimmrechte. Hintergrund sei auch die Industrialisierung gewesen.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen dann auch Frauenzeitschriften. Nach 1947 gründeten sich verschiedene Frauenvereine. Es war die Zeit, in der gerade in der Landwirtschaft die körperliche Arbeit sehr schwer war. Ende der 1960er Jahre hätten Frauen mit der Einführung der Pille Kontrolle über den eigenen Körper bekommen.
Das 20. Jahrhundert sei eine Zeit der großen Entwicklungen gewesen. Heute gehe es um aktuelle Themen, die auch die Landwirtschaft betreffen wie zum Beispiel Klimawandel und Trinkwasser. Und natürlich seien die Frauen bei der Diskussion um diese Themen wieder mit dabei. Für ihren kompetenten Vortrag gab es langanhaltenden Beifall.

Wunsch nach weniger Bürokratie
Begonnen hatte der Nachmittag mit einer Andacht von Pfarrerin Tina Mertten und Pfarrer Stephan Frank unter dem Thema "Dankbarkeit." Darauf bezogen sich Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Thomas Helbling in ihrem Grußwort. Sie sprachen die Frauenquote in der Kommunalpolitik an, die noch ausbaufähig sei. BRK-Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister stellte das Herzenswunsch-Mobil des BRK Rhön-Grabfeld vor.
Kreisbäuerin Margit Ziegler ging auf das BBV-Bildungswerk ein, das vor 70 Jahren gegründet wurde. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich viel in der Landwirtschaft verändert. An die Politiker richtete die Kreisbäuerin die Bitte, sich für eine Verringerung der Bürokratie einzusetzen: "Sie belastet uns und hemmt uns, langfristig zu planen." Gerade heute sei es wichtig, die Betriebe zukunftsnah aufzustellen.
Grußworte gab es von MdL Paul Knoblach und Sabine Rhein (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Christoph Herbert, Kreisvorsitzender der CSU. Abschließend begeisterte noch Isabella Reder mit ihren "Liedern zum Mitsingen."
