Carlos Sánchez-Chinén, Sohn einer Indio-Mutter, ist unübersehbar ein typischer Peruaner, besonders wenn er Kleider in peruanischer Landestracht anzieht. Dieser Eindruck der Echtheit war natürlich bei seiner „Lehr- und Bildungsveranstaltung“ an der Grundschule von Ostheim ein Riesenvorteil. Denn bei den Grundschülern wollte er den Kindern einen allerersten Eindruck von einer für sie fremden Welt vermitteln, von Peru, und so eine Brücke nach Lateinamerika schlagen.
Er nannte die Lehr-Show, die er in jeweils sechzig Minuten darbot, „Lateinamerika dreidimensional“. In der Tat wurden bei den Schülern drei Dimensionen der Wahrnehmung angesprochen: das Hören, das Sehen und das Mitmachen. Das musste einen bleibenden Eindruck bei den Kindern, eine Neugier für diese in vielfältiger Weise andere Kultur hinterlassen.
Sánchez-Chinén ist ein internationaler Musiker und Musikpädagoge. Er studierte in Lima/Peru, in Moskau, in Detmold und Leipzig, und war Musiklehrer in Meiningen, wo er die Firma „Arte Indio - Wir handeln fair“ gründete. Durch seine Reisen spricht der Peruaner vier Sprachen, ganz exzellent auch Deutsch. Wie er sich ausdrückt, das kommt bei den Kindern an, eine kindgerechte Sprache, sprühend von Einfällen und gleichwohl an einem Grundkonzept seines Programms orientiert.
Die Kinder zogen in den Vorführungsraum ein mit fröhlichem „Guten Morgen, Herr Sánchez!“, und damit war schon die Brücke der Sympathie geschlagen.
Wisssenswertes über Kolumbus
Doch Sánchez wusste das zu vertiefen. Über Kolumbus, der den Kindern zunächst ein Unbekannter war, ging Sánchez auf die Entdeckung Amerikas ein, auf den damaligen Glauben der Indios, dass die Spanier mit ihren Rössern Götter seien.
Bilder aus Peru zeigte er, von prächtigen Gebäuden, von Wüsten und den schneebedeckten Bergen der Anden, von Früchten wie Mais, Kartoffeln und Kakao, die von Südamerika nach Europa kamen, von Totentraditionen, vom Leben der Indios in viertausend Meter Höhe und von Lamas auf der Weide.
Dazwischen gab es immer wieder musikalische Einlagen, schon der erste Ton, den Sánchez auf dem Schneckenhorn erzeugte, war faszinierend. Eine Fülle verschiedenartiger Rasseln führte er vor, ließ die Kinder sie selbst benutzen; ließ sie auch hören, wie verschiedene Panflöten klingen, spielte selbst auf einem Kuhhorn eine lustige Melodie, zu der eine Gruppe der Kinder tanzen durfte. Zwei Buben passte er einen echten Indio-Poncho an und versteckte schließlich ihre Gesichter hinter geschnitzten Tiermasken - alles zum Gaudium und zur Faszination der Schülerinnen und Schüler.
Am Schluss erhielt jedes Kind ein Geschenk, eine Okarina. Das war eine mit indianischen Motiven bemalte kleine Tonflöte. Sánchez spielte auch darauf, es klang überraschend frisch und schön.
Das können jetzt die Kinder daheim selber ausprobieren. Und dieses Souvenir wird sie an ihre erste Begegnung mit der Welt der Indios, an Südamerika erinnern, und ganz gewiss auch an Carlo Sánchez-Chinén, den Mann, der ihnen die Kultur seiner Heimat so nahebrachte.