Julia Möller aus München war kürzlich entlang der innerdeutschen Grenze unterwegs. Auf einen Platten bei ihrem Fahrrad war sie vorbereitet und hatte ein Reparaturset dabei. Als sie zwischen Sternberg und Alsleben unterwegs war, wurde der Riss im Fahrradschlauch jedoch so groß, dass es kein Weiterkommen gab.
Kurzerhand rief sie bei der Tourist-Information in Bad Königshofen an, um nach einer Werkstatt zu fragen. "Dort hat man mir sofort geholfen, indem man mich mit meinem kaputten Rad abholte und direkt zu einer Werkstatt fuhr."
Land und Leute entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wollte Julia Möller kennenlernen. Von Hof aus machte sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg, um das einstige Grenzgebiet genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit 14 Kilo Gepäck unterwegs
"Da waren noch Schilder zu sehen, die darauf verwiesen, dass hier einmal die Grenze Deutschland teilte und ich radelte teils auf dem vorhandenen ehemaligen Kolonnenwegs." Das berichtete sie in einem Gespräch mit dieser Redaktion bei ihrem ungewollten Zwischenstopp in Bad Königshofen. "Offensichtlich bin ich doch zu viel auf dem Kolonnenweg und auf Feldwegen gefahren", erzählt sie und verweist auf ihr Gepäck mit rund 14 Kilogramm, das ebenfalls noch auf den Reifen drückte, sodass es zu dem kaputten Reifen kam.
So war sie froh, dass man ihr in Bad Königshofen sofort weitergeholfen hatte. "Das hätte ich nicht erwartet, das war sehr, sehr angenehm." Vor allem dann auch das Angebot von Kurdirektor Werner Angermüller, sie mit in die Frankentherme zu nehmen und ihr dort die Kurstadt Bad Königshofen vorzustellen.
Im kleinen Grenzarchiv der Kurverwaltung, in dem es noch Restbestände aus dem ehemaligen Grenzmuseum gibt, das in den Anfangstagen im Kurzentrum untergebracht war, bekam Julia Möller anhand der Bilder einen umfassenden Einblick in die einstigen Grenzsperranlagen.
Geschichtsstunde mit dem Kurdirektor
Werner Angermüller berichtete von Fahrten in das Grenzland, vorrangig nach Meiningen und vom Grenzübergang Eußenhausen-Meiningen. Dort sei es gar nicht so einfach gewesen, mal schnell in die DDR einzureisen. "Man brauchte die entsprechenden Papiere und musste vier Wochen vorher schon einen Einreiseantrag stellen. Die Grenzkontrollen waren gefürchtet und sehr streng." Oberstes Gebot sei gewesen,den Grenzposten keine Widerrede zu geben und zu hoffen, dass man ohne Probleme in die DDR einreisen konnte und auch wieder zurückkam.
Nachdem ihr Rad wieder fahrbereit war, ging es von Bad Königshofen mit neuen "unplattbaren Reifen" dann über Irmelshausen nach Fladungen und weiter zum Museum Point Alpha.
Ziel war sehr ehrgeizig
Im Gespräch berichtete Julia Möller, dass sie schon länger die Idee hatte, eine Fahrradtour entlang der einstigen innerdeutschen Grenze zu machen. Bekannte wollten die Tour mit ihr machen, daraus wurde nichts. "Dann habe ich mich entschieden, alleine zu fahren."
Täglich berichtete sie in ihren Blog über ihre Tour. Eingeplant hatte die 34-Jährige insgesamt drei Wochen, wobei sie optimistisch zwischen 70 und 80 Kilometer pro Tag rechnete. "Allerdings habe ich die Höhenmeter katastrophal unterschätzt, tatsächlich waren es zwischen 60 und 70 Kilometern pro Tag. Täglich konnte man auf ihrem Blog mehr über ihre Tour und ihre Erlebnisse nachlesen. So auch von ihrer Begegnung mit dem Eichenprozessionsspinner, der ihr einen bösen Ausschlag bescherte.
Wenn Julia Möller, die heute zu Hause ist, erzählt, war es vor allem die Freundlichkeit der Menschen, die ihr überall entgegengebracht wurde. "Wie auch in Bad Königshofen." Immer wieder bekam sie Einblicke in die Zeit der Grenze und das Leben der Menschen am Grenzzaun. "Es waren oft ganz kleine, kurze Begegnungen, die aber sehr spannend waren."
Viel Lob im Blog
Über Lauenburg und Ratzeburg erreichte sie schließlich nach 17 Tagen und 1150 Kilometern ihr Ziel Lübeck. Rückblickend spricht sie von wunderbaren Erlebnissen, schwierigen Tagen, vor allem aber von den Menschen, die sie getroffen hat. "Überall auf meiner Tour habe ich deutsche Geschichte hautnah erfahren und vor allem viele Fotos mit nach Hause gebracht. Ich hätte nicht gedacht, dass der Grenztrip so aufregend und abenteuerlich wird."